Vom „Jungen Wilden“ zum Heimkehrer:
„Heute habe ich die Heimat schätzen gelernt!“
Paternion – Sein Werdegang würde ein Buch füllen, seine Erlebnisse könnte man in einem Actionfilm verarbeiten und seine weltweiten Reiseziele würden einen eigenen „Travel-Blog“ füllen. Der Paternioner Horst Fallosch zog als Jugendlicher aus um die Welt zu bereisen und kehrte mit einer Erkenntnis über das wahre Leben zurück in seine Heimat: „Viele Leute glauben Reisen bildet – das Leben bildet. Und leben kann ich auch zuhause!“
Seine berufliche Karriere war eigentlich vorprogrammiert, führte doch sein Vater in dritter Generation ein Kaffeehaus in Paternion. Als damaliger „Junger Wilder“, wie sich Fallosch heute bezeichnet, wollte er nicht in Villach bleiben, sondern entschied sich für die Ausbildung in der Salzburger Elite-Tourismus-Schule Klessheim zum diplomierten Touristikkaufmann – ein Weg fort von daheim. „Nur 10 Prozent der damaligen Klessheim-Absolventen sind tatsächlich in der Branche verblieben,“ erklärt der heutige Tourismusprofi, der mit Hoteliers wie Hannes Riedelsperger vom „Ritzenhof“ in Saalfelden bis hin zu Med-Spa-Referenzhotelier Christian Harrisch (Harrisch Hotels) die Schulbank drückte. Nach dem Bundesheer in Spittal folgte gleich sein erstes Debüt als Barkeeper und Geschäftsführer in der „Mardi Gras Cocktail Bar“ in Wien. Die Bar war damals das Rapid Wien Fanlokal und die “Profi-Kicker“ gingen ein und aus. Wien ist nicht weit weg genug, dachte sich Fallosch, der inspiriert von einem Branchen-Kollegen daraufhin den Weg zum Luxus-Kreuzfahrtschiff suchte. „Ich heuerte bei der 5-Sterne-Linie „Royal Viking“ an, wusste aber, es heißt ab jetzt sieben Tage Dienst, sechs Monate durch und am Schluss ziemlich wenig Geld für viel Arbeit,“ zieht er heute Bilanz. Aber: „Als Barkeeper und in weiterer Folge als Night Auditor der für die Gästekontenverrechnung verantwortlich war, hatte ich zwar nachts viel Arbeit, aber unter Tags die Chance vieles zu sehen und von Board zugehen,“ blickt er zurück.
Vom chinesischen Volksaufstand bis zum Joggen auf Bärenspuren
Die Reise führte den begeisterten Musiksammler und Hobby-DJ über den gesamten Erdball: Von Alaska bis China oder über den Amazons bis nach Manaos. Die Studentenunruhen und Niederschlagung des Volksaufstandes am Tian’anmen-Platz in Peking im Jahr 1989 gingen aber an Fallosch nicht spurlos vorüber. „Wir waren damals das letzte Schiff, welches Shanghai ansteuerte. Eine unserer Reisegruppen wurde während der Zugfahrt zurück zum Schiff mit Steinen von Demonstranten beworfen,“ schildert er die damalige dramatische Situation in der Volksrepublik. Entspannter blickt er da wohl auf seine Jogging-Läufe durch Alaskas Wälder zurück: „Wenn deine Laufstrecke mit Bärenspuren gespickt ist und du die traumhafte Natur und die einzigartigen Wälder wahrnimmst, ist das schon etwas ganz Besonderes“. Trotz der traumhaften Reiseziele geht aber auch das Schiffsleben an den Menschen nicht spurlos vorüber: „Man hat den Leuten am Schiff angemerkt, dass sie den Job jahrelang gemacht haben. Intensiv arbeiten, intensiv leben und das alles auf engsten Raum – das hinterlässt seine Spuren. Ich habe mich zu den Zeiten am Festland oftmals nur mehr schwer zurechtfinden können und wollte diesen Zyklus beenden,“ begründet der Sohn einer Volksschuldirektorin seinen Jobwechsel.
Eine perfekte Unternehmenskultur war und ist für Fallosch ein wichtiger Eckpfeiler seiner Tätigkeit – Ein Arbeiten auf Augenhöhe, vor allem mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. - © KK
„Damals war Kemer ein Dorf!“
Für den Reiseveranstalter und Hotelbetreiber ALDIANA verschlug es Fallosch dann 1991 auf den Arlberg, wo noch heute die höchsten Hotelzimmerpreise verlangt werden. „13,5 Meter Schnee waren keine Seltenheit oberhalb der Waldgrenze,“ erzählt der damals begeisterte Snowboarder, der bei den Anfängen der Trendsportart vorne mit dabei war. Nach viel Schnee und Winter führte es ihn dann doch Richtung Süden: „Ich wollte wieder Sonne und ging 1992 nach Kemer in die Türkei wo ich als F&B-Manager gearbeitet habe. Damals war Kemer ein Dorf mit wenigen Hotels, dann startete der Touristen-Boom. Nur kurz, denn das Bombenattentat der PKK im Sheraton Hotel in Antalya versetzte dem Ganzen einen immensen Tiefschlag. Das ging auch an unseren Hotels nicht vorbei, die Gäste blieben aus, wir mussten Personal einsparen, wollten aber alle behalten und niemanden freisetzen. Dann machten die Mitarbeiter von sich aus einen Vorschlag: Alle würden bleiben, aber auf die Hälfte des Lohnes verzichten,“ schildert er seine Erfahrungen mit den Mitarbeitern von deren Dienstleistungsbereitschaft und Selbstbewusstsein er tief beeindruckt war. „Noch heute habe ich viele Freundschaften in die Türkei.“
Alles nur geklaut
Einem Zwischenstopp in Tunesien folgte 1995 das Angebot eines Head-Hunters weiter als FnB-Manager in einem Entertainment-Komplex mit Casino, Brauerei und Sushi-Bar nach Moskau (nur unweit des „Kreml“ entfernt) zu gehen. „Bei der Ankunft waren meine Koffer nicht mehr auffindbar – alles war weg und ich war mir nicht mehr im Klaren was ich nun tun sollte,“ schildert der damals 29-jährige. „Ein Anzug in der teuersten Stadt der Welt kostete damals 1.000 Euro und ich musste alles neu kaufen. In dieser Notsituation half mir ein Bekannter weiter, mit dem ich dann andere Boutiquen besuchte. Da kostete der selbe Anzug nur mehr 200 Euro. Ich war verwundert, aber mein Begleiter erklärt mir dann warum: „Alles war geklaut,“ schmunzelt der Hotelprofi heute. Übrigens: Das verloren gegangene Gepäck tauchte kurz darauf wieder auf …
Das “Ohr” beim Kunden – in diesem Fall bei den Jüngsten: Hoteldirektor Horst Fallosch 2008 in der Türkei (Side) bei einem wöchentlichen Empfangscocktail speziell für Kinder. - © KK
„Nirgends fühlte ich mich so frei wie in Moskau…“
… erklärt er heute, obwohl „damals für den Entertainmentkomplex in Moskau bewaffnete private Sicherheitsfirmen arbeiteten.“ Die Securityfirma mit „Männer fürs Grobe“ genoss sogar ein eigens Separee im Lokal: „Einmal stürmte aber ein schwer bewaffneter Bandit in unseren Betrieb, erschoss im Separee einen Securitymann, verletzte zwei andere schwer und feuerte beim Verlassen noch ein volles Magazin in unsere Richtung zur Theke ab. Durch die Holzvertäfelung traf er Gott sei Dank nur den Geschirrspüler.“ Während 1999 die große Krise für die Wirtschaft kam, lernte Fallosch seine Frau Olga kennen. Sie meinte damals zu ihm: „Wenn wir jetzt nicht Heiraten, werden wir uns wohl nie wieder sehen“ – es folgte die Rückreise nach Österreich, die Hochzeit in Kärnten und die Übernahme des elterlichen Betriebes, der später verpachtet und dann verkauft wurde. 2001 ging es wieder Richtung Türkei, dann kam die Neueröffnung eines Hotels als stellvertretender Hoteldirektor und 2002 die Geburt seines ersten Sohnes Alexander. Zwei Jahre später folgte das nächste Hotelprojekt in Zypern, wo er als Assistent General Manager arbeitete: „Aber ich wollte unbedingt Hoteldirektor werden und bin dann ins Hotelconsulting nachntenegro gegangen.“
Mit der Panzerfaust gegen die Unabhängigkeit
Montenegro war 2005 ein heißes Pflaster, die Stimmung war aufgeheizt, vor allem wegen der Unabhängigkeitsdebatte. „Der damalige Eigentümer des neuen 5-Stern Hotels für den ich arbeitete, war politisch aktiv und für eine Unabhängigkeit des Landes – dass passte nicht jedem im Land. Als jemand mit einer Panzerfaust auf den Rohbau schoss, war mir das zu viel und ich verlies das Land,“ erzählt Fallosch. 2007 folgte Fallosch wieder dem Ruf von ALDIANA in die Türkei und leitete als General Manager zwei Hotels mit 1.600 Betten. Drei Jahre darauf die Rückkehr nach Deutschland, genauer gesagt nach Niederbayern ins „Hartl Resort“. „Es galt ein Hotel, das über acht Monate leer stand, mit einer Mitarbeiterin im Team wieder zu eröffnen – mit einem eigenen Konzept, im Spa- und Kulinarik-Bereich. Wir haben es hinbekommen, pünktlichst zum Eröffnungstermin, die Klassifizierung auf 4 Stern Superior geschafft und waren kurz darauf ausgebucht,“ schildert er die für ihn sehr wertvolle und erfolgreicherfahrung.
160 Zimmer, 400 Betten und 66% Belegunsquote – der gebürtige Paternioner Fallosch führt das Falkensteiner “Carinzia” in Tröpolach mit Hingabe und macht es auch zum “Wellness-Naherholungs-Ziel” für viele Villacherinnen und Villacher - © KK
Zurück in die Heimat
Dem Engagement im Bodenseer „Seehotel am Kaiserstrand“ folgte die Rückkehr zu Falkensteiner. Die Gruppe suchte für den Bleibergerhof in Bad Bleiberg einen Hoteldirektor. „Ich wollte in Kärnten wieder etwas bewegen und auch zurück in die Heimat,“ ist Fallosch glücklich. 2015, nach dem Verkauf des Bleibergerhofes, nahm er dann das Angebot für das Hotel „Carinzia“ in Tröpolach an, wo er heute den 400 Betten und 160 Zimmer Betrieb leitet. „Wir sind ein wichtiger Ganzjahresbetrieb und im Wellnessbereich mit unserem Angebot, direkt an der Talstation, im Winter wie im Sommer mit 66 Prozent Belegungsquote solide aufgestellt. Wir müssen im Kärntner Tourismus ein klares Commitment zur Regionalität setzen. Ich sehe in Kärnten ein großartiges Land, nehme die Werte, die Tradition, die Natur und die Lebensqualität mit allen Sinnen wahr, anders als damals als Jugendlicher. Dies konnte ich erst auf Umwegen so kennen lernen. Viele Leute glauben, Reisen bildet. Das Leben bildet! Und Leben kann ich auch zu Hause,“ zieht der erfolgreiche Hoteldirektor sein Resümee.
Seine große Leidenschaft – das “Platten Auflegen”. Wer Horst Fallosch privat und live erleben möchte, sollte diesen Samstag in der Bergstubn in Heiligengeist vorbeischauen… - © KK
STECKBRIEF:
Horst Fallosch ist Hoteldirektor im Falkensteiner Hotel Carinzia
Geboren: 15. April 1966 in Paternion
Familie: Verheiratet mit Frau Olga, zwei Kinder Nikolaj (4) und Alexander (13)
Wohnhaft: in Bad Bleiberg
Hobbies: „Plattenauflegen“, Musiksammler (Richtung: Jazz, Disco, Rare Grooves, Jazzy House)
10 Fragen an Horst Fallosch:
- In zehn Jahren sehe ich mich: In einer touristischen Beraterfunktion.
- Mein schönstes Urlaubsziel: Grado
- Mein Lebensmotto? Ich habe meinen beruflichen Höhepunkt noch vor mir.
- Mich nervt? Mittelmäßigkeit.
- Das gibt mir Kraft? Musik, Familie und ein positiver Cash Flow.
- Mein Laster ist?
- Am besten entspanne ich beim? Platten Auflegen
- Traurig bin ich wenn? Menschen unter ihren offensichtlichen Potentialen bleiben.
- Kärntens schönstes Ausflugsziel im Sommer? Strandbad Weissensee Ostufer.
- Für meine Kinder wünsche ich mir?