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Aktuell - Villach
Reportage
"Ich will meine Kinder wieder zurück" - eine Mutter kämpft seit Jahren gegen das Jugendamt © Pixabay (Symbolfoto)

Skandalöse Zustände beim Jugendamt?

„Ich will zu meiner Mama zurück!“

Villach Land – „Ich kann jedem nur empfehlen seine Kinder festzuhalten, wenn das Jugendamt in der Nähe ist. Wer nicht pariert, dem werden die Kinder entzogen!“ Ein Villacher Anwalt ist empört über die Zustände beim Jugendamt Villach Land. Er prangert „skandalöse Zustände“ an und vertritt eine Mutter bei einem verzweifelten Kampf um ihre Familie.

 6 Minuten Lesezeit (778 Wörter) | Änderung am 09.03.2017 - 10.42 Uhr

Der Villacher Rechtsanwalt Mag. Hanno Stromberger und selbst Vater von zwei Kindern, ist empört über das Verhalten des Jugendamtes Villach Land. „Ich habe jetzt den Fall einer Mutter auf dem Tisch, die einen jahrelangen Kampf um ihre Kinder hinter sich hat“, schildert Stromberger.

Causa

„Die Mädchen (13, 15 und 17 Jahre alt) wurden der Mutter vor Jahren weggenommen und in einer betreuten Einrichtung im Burgenland untergebracht. Die Mutter hat daraufhin intensiv an sich gearbeitet und für Ihre Kinder gekämpft. Im Juli des Vorjahres hat sie dann trotz massiven Wiederstandes des Jugendamtes endlich den zwischenzeitig rechtskräftigen Beschluss des zuständigen Bezirksgerichtes erhalten, dass sie ihre Kinder wieder zurückbekommt.“

In diesem Obsorge-Verfahren wurde vom Gericht ein aktuelles Gutachten eingeholt. Mit folgendem Ergebnis: „In der Zusammenschau der vorliegenden Befunde zeigt sich eine positive Entwicklung der Erziehungskompetenzen der Kindesmutter und kein Hinweis auf das Vorliegen (…) einer Kindeswohlgefährdung.“ Und auch der Gerichtsbeschluss bestätigt: „Laut dem Sachverhalt ist die Erziehungskompetenz der Mutter (wieder) gegeben, es besteht der autonome Wille der Kinder, zur Mutter zurück zu kehren. Es ist daher die Obsorge spruchgemäß wieder der Kindesmutter zu übertragen.“ (Näheres im Download der Dokumente / Gutachten / Beschluss).

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Selbst Familienvater und erschüttert über das Vorgehen des Jugendamtes: Mag. Hanno Stromberger

Selbst Familienvater und erschüttert über das Vorgehen des Jugendamtes: Mag. Hanno Stromberger - © 5min.at

Situation eskaliert: Polizei rückt an

Am letzten Sonntag gerieten zwei der Mädchen in einen Geschwisterstreit, den die Kindesmutter zu schlichten versuchte. „Dabei soll die Kindesmutter einem der streitenden Mädchen eine Ohrfeige gegeben haben. Als dies den Familienintensivbetreuerinnen zur Kenntnis gelangt ist, verständigten diese die Polizei“, schildert Stromberger. „Die Kindesmutter wurde daraufhin vom Jugendamt genötigt, die Kinder mitzugeben, widrigenfalls eine Kindesabnahme erfolgt. Besonders erschütternd ist, dass dies auch den 3-jährigen Sohn betraf, der seit seiner Geburt bei seiner Mutter lebt und nichts anderes kennt“, zeigt sich der Anwalt berührt. Der Bub ist nunmehr bei wildfremden Personen in einer neuen Umgebung untergebracht.

Mädchen will zurück zur Mutter

„Das betroffene Mädchen hat mir ausdrücklich bestätigt, dass sie von ihrer Mutter keine Ohrfeige bekommen hat und überhaupt nicht versteht, was passiert ist. Sie will wieder zurück nach Hause zu ihrer Mutter“, schildert der Anwalt. Dem Jugendamt Villach Land ist das anscheinend egal: „Obwohl das Mädchen diese Angaben auch gegenüber der Familienintensivbetreuung und einer Mitarbeiterin des Jugendamtes bestätigt hat: Das Jugendamt sträubt sich weiter, dass die Kinder zurück zur Mutter dürfen“, erklärt Stromberger.

Behördenwillkür?

In einem Gutachten wird ebenso ausgeführt, dass „auch der liebevolle Umgang der Kindesmutter mit dem 3-jährigen Kind und der Bericht der zuständigen Diplomsozialarbeiterin durchaus Erziehungskompetenz der Kindesmutter zeigt (…).“ Auch dies ist dem Jugendamt Villach Land anscheinend zu wenig. Daher wittert Stromberger Behördenwillkür: „Ich habe keinerlei Verständnis, wenn das Wohl von Kindern gefährdet wird. Allerdings habe ich auch kein Verständnis für Willkür von Behörden. Gerade dieses Vorgehen, Kinder ohne Grund herauszureißen, gefährde das Wohl der Kinder.“

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Stromberger wittert massive Missstände und attestiert dem Jugendamt ein “skandalöses Verhalten”

Stromberger wittert massive Missstände und attestiert dem Jugendamt ein “skandalöses Verhalten” - © 5min.at

Missstände beim Jugendamt Villach Land

In seiner langjährigen Tätigkeit als Rechtsanwalt wurde Stromberger mit zahlreichen Missständen beim Jugendamt Villach Land konfrontiert und so seien diese auch „nicht nur von der Kollegenschaft sondern auch von vielen Mitarbeitern von Kinder- und Jugendhilfsorganisationen außerhalb des staatlichen Bereichs bestätigt.“ Sein Fazit: „Nicht nur die Eltern, sondern vor allem auch die Kinder müssen vom Jugendamt geschützt werden. Vielen Kindern könnte so eine lebensverändernde Heimkarriere erspart werden.“

Drohung seitens der Behörde

Denn: „Wer nicht pariert, dem werden anscheinend die Kinder weggenommen. Das führt jedoch zwangsläufig zur Eskalation, wenn sich Mütter gegen das rechtswidrige Vorgehen des Jugendamtes zur Wehr setzen“, erklärt der Anwalt. „Wenn Sie nicht tun, was wir ihnen sagen, nehmen wir Ihnen die Kinder weg“, sei die „standardmäßige Drohung des Jugendamtes“ und für Stromberger damit absolut „inakzeptabel“.

(Kein) Grund für Kindesabnahme

„Gewalt darf nicht bagatellisiert werden, jedoch ist es mit den gesetzlichen Bestimmungen unvereinbar, Kinder aufgrund einer in den Raum gestellten Ohrfeige den Eltern wegzunehmen, insbesondere da eine solche Kindesabnahme einen gravierenden Eingriff in das Privat- und Familienleben darstellt – somit ein traumatisches Erlebnis für alle Beteiligten ist. Das Jugendamt konnte mir jedoch keine Gründe nennen, die eine Kindesabnahme rechtfertigen würden. Vielmehr wurde die Einsicht in angeblich vorliegende Unterlagen verweigert. Dieses skandalöse Verhalten einer Behörde ist inakzeptabel, wie auch die fortbestehende grundlose Weigerung des Jugendamtes, die Kinder zurückzugeben“, schließt der Villacher Anwalt ab.