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Wirtschaft - Villach
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Neuregelung und Verbote

Verschärfte Lizenzbedingungen für Binäre Optionen

Villach – Die zypriotische Finanzaufsicht CySec verschärfte im März dieses Jahres die Lizenbedingungen für Binäre Optionen - wir klären über Hintergründe und Details auf.

 5 Minuten Lesezeit (619 Wörter) | Änderung am 16.06.2017 - 15.54 Uhr

Im März 2017 hat die zypriotische Finanzaufsicht CySec den Binärbrokern (und auch CFD-Brokern) das Gewähren von Boni verboten (Dokument C194). Schon Ende November 2016 hatte die CySec diesen Schritt in ihrem Schreiben C168 angedeutet.​

Warum geht die CySec diesen Schritt?

In beiden Schreiben – der Ankündigung und dem endgültigen Verbot – beruft sich die Finanzaufsicht Zyperns auf eine Direktive der ESMA (Europäische Marktaufsichtsbehörde, European-Securities and Markets-Authority), die im Oktober 2016 ergangen war. Die ESMA kritisiert darin die Bedingungen des spekulativen Handels von Privatanlegern mit CFDs, Binären Optionen und Rolling Futures. Dieser Kritik haben sich mehrere europäische Finanzaufsichtsbehörden angeschlossen und entsprechend reagiert. So verbot die deutsche BaFin im Mai 2017 den Verkauf von CFDs mit Nachschusspflicht an Privatanleger.

Konkret: Verbot der CySec im Detail

Im Detail verbietet die zypriotische Finanzaufsicht den von ihr regulierten Brokern
 • Begrüßungsboni,
 • prozentuale oder pauschale Boni auf die von Anlegern geforderte Ersteinzahlung,
 • risikofreie Trades,
 • Volumenboni für starken Handel sowie
 • Freundschaftsboni.
Neben den Boni sind ab sofort auch Wettbewerbe mit finanziellem Anreiz und Sachgeschenke verboten. Broker dürfen zudem nicht mehr Tradern eine Geldprämie zahlen, wenn sie nicht zwingend nötige Kontaktdaten hinterlassen. Diese Prämie boten einige Broker den Anlegern im Rahmen der Kontoverifizierung oder von Webinarteilnahmen an. In der Regel ging es dabei um die Telefonnummer des Traders, die der Broker anschließend für Werbezwecke nutzte. Auch Einlagenzinsen und Cash-Rabatte dürfen nicht mehr gewährt werden. Die CySec überwacht seither die Einhaltung ihrer neuen Vorschriften streng. Verstöße ziehen Strafmaßnahmen bis zum Lizenzentzug nach sich.​​

Hintergrund der Neuregelung

Die CySec stieß sich bei den Boni daran, dass Trader ein bestimmtes Handelsvolumen umsetzen mussten, um die Auszahlung des Bonus’ zu erreichen. Das verleitete viele Anleger zu unkontrolliertem Handeln. Vor allem aus diesem Grund galt die Praxis der Boni als zweifelhaft, wie der CySec-Chef Kalogerou im entsprechenden Schreiben an die Broker anmerkte. Die Broker hätten mit den Boni und den anderen genannten Vergünstigungen Anreize zum Kauf spekulativer und außerdem sehr komplexer Produkte geschaffen. Die meisten Privatanleger würden diese Produkte wahrscheinlich nicht richtig verstehen. Es ginge nun um Transparenz und um ein faires Verhältnis zwischen Brokern und Kunden. Zu diesen Vorgaben würden bisher gehandhabte Bonuszahlungen nicht passen. Vielmehr handele es sich bei diesen eher um Lockvogelangebote. Das spräche nicht gerade für die Broker.

CySec Verbote: einschneidender Schritt für europäische Finanzmärkte

Die CySec war die erste Finanzaufsichtsbehörde, welche solche einschneidenden Schritte durchsetzte. Die BaFin folgte im Mai 2017 (siehe oben), auch in anderen europäischen Staaten denkt man über ein neues Regelwerk nach. Eine Vereinheitlichung ist nötig, denn die Broker können aufgrund der Online-Wirtschaft prinzipiell von jedem Staat der Welt aus agieren. In der EU gibt es die MiFID-Regeln für die Finanzmärkte, die eigentlich den Anlegerschutz sehr hoch anbinden, im Detail aber zu schwammig sind. MiFID I stammt aus dem Jahr 2004 und wird im Januar 2018 durch MiFID II ersetzt, doch die MiFID II Regelungen, deren Ausarbeitung 2014 begann, wurden möglicherweise schon wieder durch technologische Entwicklungen überholt. Sie sehen zwar vor, dass Broker künftig für OTC-Produkte, also auch für CFDs und Binäre Optionen, ein höheres Risikokapital vorhalten müssen. Der Punkt der Product Governance von Finanzprodukten (Entwicklung und Vertriebssteuerung) fällt aber nach wie vor relativ unkonkret aus. 
Der Finanzmarkt soll zwar für spekulative Produkte stärker reglementiert werden, doch beim Studium der beschlossenen oder vorgeschlagenen Regelungen fällt auf, dass die Verantwortlichen möglicherweise ein laienhaftes Verständnis zum hochspekulativen Handel mitbringen. Es fehlt offenbar das Verständnis der wahren Intentionen von Tradern, die sich mit den Brokern über den Charakter einer Spekulation eigentlich einig sind.