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Kärntner Seen als Natura2000 Gebiete:

“Kärntner Tourismus durch Armleuchter-Alge bedroht”

Villach-Klagenfurt – Dass EU-Richtlinien oft nicht die Interessen der Dienstleister wiederspiegeln zeigte sich vergangene Woche in unserem Artikel über die teils absurden Gesetze für Wirte. Nun ist jedoch der komplette Kärntner Tourismus in Gefahr. Zum Schutz der Armleuchteralge will die Europäische Kommision nun aus den Kärntner Seen ein NATURA 2000-Schutzgebiet für Armleuchteralgen machen, was laut Wirtschaftskammer Kärnten einem Schwimm- und Freizeitverbot gleichkommen würde.

 4 Minuten Lesezeit (487 Wörter) | Änderung am 14.08.2017 - 13.48 Uhr

Seit Ende Februar 2017 dreht sich bei der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission (GD ENV) alles um die Armleuchteralge. Diese kleine Wasserpflanze zählt zu den bedrohtesten Pflanzen Europas und gedeiht nur in extrem sauberen Seen. Deshalb ist die Alge auch in vielen Kärntner Seen heimisch. Eine Qualitätsauszeichnung für die heimische Natur und den geleisteten Naturschutz. Doch obwohl sich die Armleuchteralge bereits perfekter Bedingungen in den Seen Kärntens erfreut, möchte die GD ENV mehr. Für Kärnten werden mehr als 30 Flora-Fauna-Habitatsrichtlinie(FFH)-Lebensraumtypen geortet, die aus Sicht der Kommissions-Beamten einer zum Teil massiven zusätzlichen Ausweisung bedürfen. Dies betrifft vor allem die großen heimischen Seen (Wörthersee, Millstättersee, Ossiachersee, Klopeinersee, Pressegger See) und stellt die Tourismusbetriebe vor fast unlösbare und existenzbedrohende Probleme.

Kärntner Tourismus stark bedroht

“Die Diskussion um weitere Natura2000-Gebietsnominierungen in Kärnten erreicht jedoch durch die Forderungen der Europäischen Kommission eine neue Dimension und gefährdet nun den heimischen Tourismus – eine Branche, die für Arbeitsplätze, Einkommen und Wohlstand sorgt”, so die WKK, die sich aber zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen bekennt. Eine Ausweitung der Natura2000-Schutzgebiete würde einem Schwimm- und Freizeitverbot gleichkommen, unter dem, laut der Wirtschaftskammer Kärnten, nicht nur die Unternehmen leiden würden, sondern das auch Arbeitsplätze gefährden würde.

Wirtschaftliche Zukunft in Frage gestellt

Kärnten ist ein dicht besiedelter Kultur-, Wirtschafts- und Naturraum, in dem die Menschen seit Jahrhunderten leben, arbeiten und wirtschaften. Durch die, laut Wirtschaftskammer Kärnten, irritierende Vorgangsweise der GD ENV wird diese funktionierende Koexistenz in Frage gestellt und auf lange Sicht die Akzeptanz der Europäischen Politik bei den Betrieben und in der Bevölkerung untergraben.

Die Wirtschaftskammer fordert die Bundesregierung und die einzelnen Landesregierungen daher dringend auf, entsprechende Stellen in Brüssel von der geplanten „Ausweisungsflut“ von Natura2000-Gebieten abzuhalten und volkswirtschaftlichen Schaden von Kärnten und den anderen Bundesländern abzuwenden. Auch die Regierung wehrt sich gegen Natura 2000 mit einem Brief an Jean Claude Junker.

Hintergrund

Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union, das seit 1992 nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG, kurz FFH-Richtlinie) errichtet wird. Sein Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume. Die Aufnahme in das Natura-2000-Netzwerk ist ad hoc noch keine Unterschutzstellung, sondern eine Darstellung der gemeinschaftlichen Bedeutung des Gebietes. Es obliegt den Mitgliedstaaten, die jeweils geeigneten Schutzinstrumente auszuwählen. Diese können gesetzlicher, administrativer oder vertraglicher Art sein, wobei auch die Unterschutzstellung nach vorhandenen nationalen Kategorien möglich und gebräuchlich ist.

Immer wieder gibt es Kritik an den, grundsätzlich meist sinnvollen, Erweiterungen. So wehrten sich bereits vor Jahren Bauern in Spittal bezüglich der Ausweitung der Gebiete. 75% der “NATURA 2000”-Gebiete in Kärnten befinden sich im Bezirk Spittal. Meist queren wirtschaftliche Interessen die des Naturschutz.