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Suchtmittelbericht 2017

Drogen: Mehr Anzeigen durch stärkere Kontrollen

Villach/Klagenfurt – Am Sonntag hat das Bundeskriminalamt den Suchtmittelbericht 2017 vorgestellt. Darin wird detailliert über den Suchtgifthandel informiert. Erstmals wurde in Österreich die Schwelle von 40.000 Anzeigen erreicht, in Kärnten gab es im Vergleich zum Vorjahr sogar einen Anstieg der Anzeigen um 33,2 Prozent. Eine Erklärung dieser Zahlen liefert der Bericht auch: Neue gesetzliche Rahmenbedingungen, die es der Polizei erlauben, konsequent gegen den Suchtmittelhandel auf der Straße vorzugehen und mehrere Schwerpunktkontrollen.

 5 Minuten Lesezeit (617 Wörter) | Änderung am 31.07.2018 - 20.04 Uhr

“Besonders an neuralgischen Punkten wie in Parks oder an Bahnhöfen ist die Polizei mit großer Präsenz gegen Problemherde vorgegangen”, erklärt u.a. Innenminister Herbert Kickl im Vorwort des Berichts. Das wirkte sich auch auf die Anzahl der Anzeigen aus: 2.210 waren es im Jahr 2017 in Kärnten. Das entspricht einem Anstieg von 33,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und stellt zudem ein 10-Jahres-Hoch dar. Im Bericht steht dazu: “Mit Juni 2016 wurde der Straftatbestand § 27 Abs. 2a SMG eingeführt, der ein effektives polizeiliches Einschreiten für den Fall des öffentlichen Handels mit Suchtgift vorsieht und die offene Suchtgiftszene wurde auch im Jahr 2017 durch Schwerpunktaktionen nachhaltig bekämpft.”

Über Slowenien nach Kärnten

“Heimische bzw. im Bundesland wohnhafte Suchtmittelkonsumenten beziehen ihre Suchtmittel unverändert aus Slowenien”, heißt es im Bericht. Dabei handelt es sich in erster Linie um Heroin, Kokain und Cannabisprodukte. Die Drogen kämen zumeist über den “Ameisenverkehr” (also der Schmuggel von Kleinstmengen) nach Österreich. Gekauft wird oft direkt in Slowenien, der Loiblplass dient als “Schmuggelroute”. Aber auch der Wurzenpass und der Karwankentunnel werden genutzt.

Zu beachten sei die stark gestiegene Qualität der illegalen Suchtmittel, die von Slowenien nach Österreich eingeschmuggelt werde. Reinheitsgrade bis zu 90 Prozent bei Kokain seien keine Seltenheit, erklärt der Bericht. Die hohe Qualität und der Mischkonsum sind oftmals für suchtmittelbedingte Todesfälle verantwortlich. In Kärnten gab es dieses Jahr elf Drogentote, im Jahr 2017 waren es insgesamt zwölf.

Dealergruppen in Villach und Klagenfurt

Eine afghanische Tätergruppe trete vorwiegend in der Stadt Villach und Umgebung auf, wobei sich auch einige Umschlagplätze in der Stadt Klagenfurt gebildet hätten. Hauptsächlich werden Cannabisprodukte und hier vor allem Cannabiskraut verkauft. Die Drogen werden oft in Wien bzw. im Wiener Umland gekauft. Im Stadtgebiet von Villach wurden im Freien einige Cannabisbunker angelegt.

Bei den afrikanischen Tätergruppen seien vor allem nigerianische Staatsangehörige anzuführen, die in der Landeshauptstadt Klagenfurt nach wie vor eine führende Rolle im Suchtmittelverkauf spielten. In erster Linie werden Kokain, in einem geringeren Maße auch Heroinkugeln auf den Markt gebracht.

Ein „Hotspot“ für Suchtmittel sei der Villacher Hauptbahnhof. „Besorgte Villacher und vor allem Villacherinnen meiden mittlerweile den Bahnhof in den Nacht und frühen Morgenstunden“, kommentiert die freiheitliche Klubobfrau Katrin Nießner diese bedenkliche Entwicklung. Sie setzt darauf, dass die Polizei die Kontrollen an diesem Problem-Bereich noch weiter ausbauen werde.

Weitere Eckpunkte für Kärnten

  • Unverändert wurden 2017 auch etliche Cannabisplantagen sichergestellt.
  • Der Konsum von Cannabisprodukten steht nach wie vor an führender Stelle.
  • Sogenannte „offene Suchtgiftszenen“ sind nur sporadisch in den Städten feststellbar. Meist wird in Wohnungen konsumiert.
  • Ungebrochen hoch zeigt sich der Trend, im Internet bzw. Darknet zu bestellen.

Ausblick

Zumeist in den Städten Villach und Klagenfurt sowie am Rande der Bezirksstädte gibt es die typische Beschaffungs- und Begleitkriminalität in der Suchtmittelszene. Eine zu beachtende Entwicklungsdynamik sei jedoch nicht zu erkennen, gibt der Bericht an. Ein weiterer Anstieg der Suchtmittelkriminalität sei hingegen zu erwarten. Das aktuelle Überangebot an illegalen Suchtmitteln und die steigende Qualität in Verbindung mit sinkenden Preisen begünstigten diese Entwicklung.

Suchtgipfel

Am Mittwoch findet der von Gesundheitsreferentin Beate Prettner einberufene Suchtgipfel statt. Leiter der Drogenambulanzen, Drogenberater, Streetworker, die Exekutive, die Ärztekammer und die Suchtkoordinatoren des Landes Kärnten werden daran teilnehmen. „Unser oberstes Ziel ist es, drogenabhängige Personen in Behandlung zu bekommen“, betont Prettner.

Vorangetrieben wird auch die Einrichtung einer Kommission, die alle tragischen Todesfälle der jüngsten Zeit individuell untersuchen wird, um daraus Rückschlüsse zu ziehen und eventuelle Lücken zu schließen.

Beratungsstellen

Einen Überblick über Drogen-Beratungsstellen in Kärnten gibt es hier.