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Leben - Villach
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Für eine junge Mutter wurde ein Restaurantbesuch zum Desaster
Für eine junge Mutter wurde ein Restaurantbesuch zum Desaster © Iryna-fotolia.com

Stillen würde "andere Gäste anekeln"

“Bitte verlassen Sie mein Lokal!”

Villach – Ein Villacher Wirt forderte Anfang August eine junge Mutter und ihr Baby auf, das Lokal zu verlassen. 5 Minuten Villach sprach mit einer Villacherin, die diese Szene live miterleben musste. Was war der Grund, dass ein Gastronom Mutter samt Baby vor die Türe setzte? Man glaubt es kaum.

 5 Minuten Lesezeit (602 Wörter) | Änderung am 14.08.2018 - 19.38 Uhr

Sarah* postete die Geschehnisse auf Facebook und hier sorgte die Szenerie für viel Entsetzen. Auf Anfrage von 5 Minuten Villach erzählt sie genauer, was sich zugetragen hat: “Die stillende Mama saß neben mir, und bestellte wie ich etwas zu Trinken. Als sie kurz in die Speisekarte schaute,  fing ihr kleines Baby an zu weinen. Es hatte Hunger, weswegen die Mutter das Baby aus dem Maxi Cosi holte und zum Stillen anlegte.” Soweit so gut. Etwas ganz Normales. Aber dann wird das Personal auf die Beiden aufmerksam.

“Packen Sie Ihre Brüste ein”

Eine Kellnerin kommt an den Tisch und erklärt, sie glaube, dass das Stillen hier nicht erlaubt wäre, da es eventuell andere Gäste stören könnte, aber sie würde ihren Chef nochmals fragen. “Danach kam dann der Chef und meinte, `packen Sie Ihre Brüste ein und gehen Sie in das WC stillen oder woanders hin`. Ich war wirklich total verdutzt, denn der Chef meinte weiter, immerhin würde das Stillen die Gäste des Restaurants anekeln. Sie solle das Lokal verlassen”. Sarah erklärt weiter: “Bei mir hat niemand etwas gemeint, ich hatte nämlich ebenfalls mein Kind dabei und gab ihm, da es ein Flaschenbaby ist,  mit der Flasche etwas zu essen.” Wo liegt hier der Unterschied?

Eine Facebook-Userin bringt es unter dem Posting der Villacherin auf den Punkt: “Kein Wunder, dass heutzutage kaum noch Frauen stillen wollen, man wird oft behandelt wie eine Außerirdische.”

Weinend auf die Straße gesetzt

“Die arme Frau stand auf und packte ihr weinendes Baby wieder in den Maxi Cosi, zahlte das Getränk und ging. Mir tat es weh, das Ganze mit anzusehen. Ich stand daher ebenfalls auf, stornierte meine Bestellung und sagte, dass es eine Frechheit wäre. Alle dürften hier essen, aber das kleine Baby nicht? Besonders tragisch finde ich, dass alle zugesehen haben, aber niemand hat reagiert oder geholfen. Leider konnte ich diese Dame nicht mehr finden, um mit ihr zu reden.” Es handelt sich dabei um keinen Einzelfall. Für das Stillen in der Öffentlichkeit müssen sich Mütter leider immer wieder rechtfertigen.

Geteilte Meinungen

Es ist nach wie vor ein Tabu-Thema: Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Umfrage der Nationalen Stillkommission fand heraus, dass jede zehnte Mutter angab abzustillen, weil sie diese ablehnende Haltung in der Öffentlichkeit stört – obwohl es sich dabei um das Natürlichste der Welt handelte und es bekanntlich nichts besseres für das Baby gibt. Warum die junge Villacherin mit 5 Minuten spricht? “Ich hoffe die Leute öffnen endlich ihre Augen, sehen was stillende Mütter durchmachen müssen und nehmen sie in Schutz statt sie zu verurteilen. Ich würde mich freuen, wenn sich die betroffene Mutter bei 5 Minuten Villach ([email protected]) melden würde, denn ich würde gerne mit ihr sprechen und ihr Trost spenden.” Weiters meint sie:  “Ich bitte den Namen des Restaurants nicht zu nennen, die Reaktionen könnten die Existenz des Unternehmers bedrohen, was ich nicht möchte. Ich hoffe dennoch, dass der Beitrag den betroffenen Wirt zum Nachdenken bewegt,” so Sarah abschließend gegenüber 5 Minuten Villach. Sie wird das Lokal nicht mehr besuchen. Was ist deine Meinung zum Thema “Stillen in der Öffentlichkeit”?

Leserstory

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*Name von der Redaktion geändert.

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