Der weltweite Hunger, der Klimawandel und die Lebensmittelverschwendung hängen zusammen. „Nach einem jahrelangen Rückgang der Zahl der Menschen, die weltweit an Hunger leiden, ist die Zahl der Betroffenen zuletzt wieder auf 821 Mio. gestiegen. Zentrale Ursache neben der gestiegenen Anzahl an weltweiten Konflikten, sind vor allem die Auswirkungen des Klimawandels!“, nennt die Leiterin der Caritas Auslandshilfe in Kärnten, Alexandra Blattnig Gründe für den zunehmenden Hunger. „Brennpunkt der Not“ ist laut Blattnig dabei Afrika südlich der Sahara, wo die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen bereits mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung mit einer mittelschweren bis schweren Nahrungsmittelunsicherheit konfrontieren.
577.000 Tonnen Lebensmittel werden in Österreich weggeworfen
Der Klimawandel selbst wird nicht zuletzt durch die Art wie wir uns ernähren, angeheizt. Dabei kommt der Lebensmittelverschwendung eine besondere Bedeutung zu, denn laut Studie der FAO sie ist weltweit für 3,3 Gigatonnen CO2 Emissionen verantwortlich „Lebensmittelverschwendung ist rechnerisch nach den USA und China der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen. Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist daher nicht nur eine ethische Frage, sondern auch aktiver Klimaschutz!“, meint Bernhard Rebernig vom Ökosozialen Forum Kärnten.
In der industrialisierten Welt hat die Lebensmittelverschwendung unvorstellbare Ausmaße angenommen. Elke Oberhauser vom Verein Best of the Rest legt die Zahlen auf den Tisch: „Allein in Österreich werden jährlich rund 577.000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Umgelegt auf Kärnten sind das rund 37.500 Tonnen oder knapp 70 kg Essen pro Einwohner und Jahr.“ Eine aktuelle Studie des Österreichischen Ökologieinstituts aus dem Jahr 2017 zeigt, dass nur 15 % der Abfälle in der Lebensmittelproduktion entstehen, jedoch 36 % in privaten Haushalten und 30 % in der Außer-Haus-Verpflegung.
Verantwortung des Lebensmittelhandels
Eine besondere Verantwortung beim Thema Lebensmittelverschwendung kommt aber dem Lebensmitteleinzelhandel zu. Sein Anteil am Gesamtvolumen der vermeidbaren Abfälle erscheint mit 13 % auf den ersten Blick gering. Darüber hinaus müssen jedoch jährlich unter anderem 35.600 Tonnen unverkauftes Brot und Gebäck entsorgt werden, welches vom Handel an die Lieferanten retourniert wird. Allein diese Retourwaren sind für weitere 6 % des gesamten österreichischen Lebensmittelabfalls verantwortlich. „Unser tägliches Brot landet viel zu oft im Müll. Dieses kranke System der Retourwaren muss abgeschafft werden!“, fordert Rebernig der sicher ist, dass KonsumentInnen kurz vor Ladenschluss auch mit einem Kernsortiment an Brot und Gebäck zufrieden wären.
Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung auf Landesebene
Österreich hat es sich gemäß den Vorgaben der UNO zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelabfälle bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Gefordert sehen die drei Organisationen aus Kärnten dabei jedoch auch die Landespolitik. „Wir wünschen uns einen Landtagsbeschluss, der von der Landesregierung einen Aktionsplan zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen im Einflussbereich der öffentlichen Hand einfordert!“ so die Vertreter der drei Organisationen unisono. Als Ansatzpunkte werden in einem gemeinsamen Schreiben an alle im Landtag vertretenden Parteien, vorgeschlagen:
- 1. Schulungsmaßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung von Einkaufsverantwortlichen und Personal in den Küchen im Einflussbereich der öffentlichen Hand
- 2. Einführung variabler Portionsgrößen in den Küchen der öffentlichen Hand
- 3. Bewusstseinsbildung zur Vermeidung von Lebensmittelmüll im Projekt Gesunde Küche
- 4. Ausbau der Weitergabe von Essens- und Buffetresten an soziale Einrichtungen
- 5. Einführung eines Wettbewerbs zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung
Dabei sei jedes Kilogramm eingesparter Lebensmittelmüll bares Geld wert. Geld, das die öffentliche Hand im Idealfall für den Kauf heimischer Lebensmittel ausgeben könnte, die sich wiederum durch eine meist wesentlich bessere Klimabilanz auszeichnen. So verursacht z.B. heimisches Rindfleisch nur ein Viertel der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Rindfleisch aus Südamerika.