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Villacher Drogenambulanz um 200 Plätze erweitert

Sucht: Land stockt Hilfs­angebot auf

Kärnten – Das Land Kärnten stockt das Therapieangebot für Suchthilfe heuer um weitere 400 Plätze auf. Die Drogenambulanz in Villach wird um 200 Plätze erweitert. In Feldkirchen wird eine neue Beratungsstelle eröffnen, um die Standorte Villach und Klagenfurt zu entlasten. Auch in Wolfsberg ist eine Beratungsstelle geplant.

 6 Minuten Lesezeit (745 Wörter) | Änderung am 05.02.2019 - 12.32 Uhr

„Das Jahr 2018 war ein Jahr, das das Thema Sucht über die steigende Zahl der Drogentoten definiert hat. Nach wie vor liegen uns keine Vergleichszahlen aus anderen Bundesländern vor. Aber gleichgültig wie hoch in den anderen Bundesländern die Zahl der Drogentoten gewesen ist: Wir in Kärnten werden konsequent und beharrlich im Kampf gegen Sucht und Süchte an vielen Schrauben weiterdrehen“, betonte heute Gesundheitsreferentin Beate Prettner im Rahmen einer Pressekonferenz.

Prettner: Einfache Antworten gibt es nicht

Genauso wenig, wie es nicht die eine Ursache und nicht den einen Schuldigen für eine Sucht gebe, gebe es auch nicht die eine Antwort auf das komplexe Thema Sucht – „das Thema Sucht verlangt eine Vielzahl an Maßnahmen, vor allem präventive Maßnahmen. Und es verlangt auch die Zusammenarbeit vieler Stellen: Es gibt daher zahlreiche Vernetzungsgespräche mit allen relevanten Partnern, von Ärzten, Apothekerkammer, GKK bis zu Justiz, Polizei, Sozialarbeitern, Psychologen, Pädagogen. Nur so ist es möglich, den Kampf gegen Süchte effektiv und verantwortungsvoll zu führen“, erklärte Prettner. Wie die Gesundheitsreferentin ausführte, sei in ihrer Verantwortung das Budget für die Suchtprävention und Suchthilfe seit 2013 um mehr als 35 Prozent gestiegen. „Uns sind im Vorjahr einige wesentliche Maßnahmen gelungen – allen voran die Eröffnung der neuen Drogenambulanz in Klagenfurt. Und auch für 2019 haben wir vieles auf unserer Vorhabensliste“, so Prettner.

Villacher Drogenambulanz soll erweitert werden

Bereits im Frühling soll die Drogenambulanz in Villach um weitere 200 Plätze erweitert werden – „derzeit warten wir auf eine Antwort des Innenministeriums in Wien bezüglich eines Raumabtausches. Kommt das Okay, hätten wir eine optimale Raumerweiterung auf ein- und demselben Standort“, sagte Prettner. Auch in Feldkirchen stehen die Zeichen auf baldige Eröffnung der neuen Beratungsstelle: „Spätestens im Sommer wollen wir eröffnen. Rund 100 Patienten werden hier Beratung und Betreuung finden. Damit entlasten wir letztlich auch die Standorte in Villach und Klagenfurt.“ Aber auch für das Lavanttal ist eine eigene Beratungsstelle in Planung: „In Wolfsberg wird bis Jahresende, spätestens bis Anfang 2020, eine Suchtberatungsstelle eröffnen. Diese wird wie jene in Feldkirchen für rund 100 Klienten Platz bieten. Damit erweitern wir also unsere Therapieplätze im heurigen Jahr um insgesamt 400“, erläuterte Prettner. Aktuell verfüge Kärnten, abgesehen von den Drogenambulanzen in Klagenfurt und Villach, über Beratungsstellen in Spittal, Völkermarkt, VIVA Drogenberatung Klagenfurt, Oikos Beratungsstelle in Klagenfurt, Caritas Beratungsstelle in Klagenfurt, Caritas Beratungsstelle in Wolfsberg.

Zudem würden derzeit Verhandlungen mit der Ärztekammer und der GKK laufen, um mehr niedergelassene Mediziner als Ärzte mit Substitutionsdiplom zu gewinnen. „Es geht darum, ihnen ein attraktives Tarifpaket zu bieten, damit wir zusätzliche Ärzte für die Betreuung von Suchtkranken an Bord holen können“, sagte die Gesundheitsreferentin.

Vergangenes Jahr wurde bereits die Drogenambulanz in Klagenfurt von 400 auf 700 Plätze erweitert – wir berichteten.

Auch in die Suchtprävention wird investiert

Erweitert wird auch der Mitarbeiterstab in der Suchtprävention – „und zwar von derzeit sechs auf acht“, erklärte Barbara Drobesch, Leiterin der Abteilung. Für sie steht außer Zweifel: „Es geht nicht immer nur um die Spitze des Eisbergs; es geht vor allem um Prävention. Dann, in einem zweiten Schritt, um Schadensminimierung; und im dritten Schritt um konkrete Suchthilfe.“ Wichtig sei eine permanente Qualitätsarbeit, die bei den Jüngsten ansetze, und nicht anlassbezogene Schnellschüsse, warnte Drobesch. Sie verwies dabei auf die Lernkompetenzprogramme, die gezielt und kontinuierlich 10- bis 14-Jährige in den Schulen erreichen würden. „Wir haben mit unseren Lernkompetenzprogrammen bereits 75 Prozent aller entsprechenden Schulen abgedeckt. Prävention dauert, ist ein Prozess, aber letztlich die einzig erfolgversprechende Maßnahme“, betonte Drobesch. Vice versa meinte sie: „Es ist naiv zu glauben, dass man etwas erreicht, wenn man Schüler in der Aula zusammenbringt und ihnen einen Vortrag eines ehemaligen Süchtigen anbietet. Das mag zwar eine nette Abwechslung vom Schulalltag sein, aber nicht mehr.“

Neben Projekten wie „Gemeinsam stark werden“ für Volksschüler, anlassbezogene Jugendworkshops, „Way out“ für risikogefährdete Jugendliche, dem Unterstützungsangebot „GrenzWert“, dem Risflecting-Lehrgang für risikopädagogische Begleiter oder dem Projekt „Alkohol.Leben.Können“ würde die Suchtpräventionsstelle des Landes vor allem eines tun: „Anlaufstelle sein, das Wissen zum Tun bieten und durch professionelle Multiplikatorenschulungen die Präventionsarbeit in die Breite bringen.“

Unisono appellierten Prettner und Drobesch: „Machen wir uns eines bewusst: Sucht beginnt nicht mit Drogen – dort endet sie! Süchte beginnen da, wo es viele noch immer verharmlosen – bei Alkohol und Zigaretten.“

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