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"Trauer sucht sich einen Ort"

Friedens­forst: Fehlt die Mög­lichkeit zu trauern?

Klagenfurt/Villach – Immer mehr Kärntner und Kärntnerinnen entscheiden sich heutzutage dafür ihre Verstorbenen in einem sogenannten Friedensforst zu beerdigen. Die katholische Kirche gibt jedoch zu bedenken: „Bei diesem Trend findet eine Verkürzung der Begräbnisrituale statt. Dadurch nimmt sich der trauernde Mensch selbst viel.“ Dies betonen auch die Leiterin des Referates für Trauerpastoral, Astrid Panger und der Theologe und Steinmetz, Klaus Masaniger im Interview mit 5 Minuten.

 4 Minuten Lesezeit (567 Wörter)

Immer mehr Kärntnerinnen und Kärntner entscheiden sich dafür ihre Verstorbenen in einem Friedensforst beerdigen zu lassen. Hierbei handelt es sich um eine alternative Bestattungsform, welche auch als Wald- oder Baumbestattung bekannt ist. Die Asche der Verstorbenen wird nach der Kremation in einer biologisch ab­baubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt, welcher in einem als Friedensforst ausgewiesenen Wald steht. Die Bäume werden oft bereits zu Lebzeiten ausgesucht, wird auf der Friedensforst Webseite von Bestattung Kärnten beschrieben. Ein Schild mit den Namen aller Verstorbenen erinnert an die Personen, welche im Friedensforst begraben werden. Zudem erklärt die Leiterin des Referates für Trauerpastoral, Astrid Panger: “Alle Fiedensforste werden in einer ökumenischen Feier gesegnet und das Kreuz als Zeichen der Hoffnung kann man an jedem Friedensforst sehen.”

“Sie wollen den Angehörigen nicht zur Last fallen”

Trotzdem geben Panger und der Theologe und Steinmetz, Klaus Masaniger zu bedenken, dass bei der Waldbestattung einige Begräbnisrituale fehlen, welche den Angehörigen in seiner Trauer unterstützen. Im Interview mit 5 Minuten erklärt Panger: “Oft ist es auch naheliegend, dass Angehörige eine Möglichkeit der Bestattung wählen, welche auch von weiter Ferne gut mitgetragen werden kann.” Der Gedanke, dass man nach seinem eigenen Tod, den Angehörigen nicht zur Last fallen möchte sei mit ein Grund, warum zahlreiche Kärntner und Kärntnerinnen sich für einen Friedensforst entscheiden.

Doch Masaniger gibt zu bedenken: “Bei der Urnenbestattung fehlen einige rituelle Anteile, welche aus der Geschichte gewachsen sind und ihre Funktion hatten.” Der Theologe meint zum Beispiel das Zusammenkommen zum Gebet oder auch das Begleiten des Sarges. “Diese Verkürzungen erschweren das Mittrauern”, betont Masaniger.

“Die Trauernden möchten etwas für die Verstorbenen tun”

„Tod und Trauer sind in unserer Gesellschaft Tabu-Themen. Wir leben so, als ob wir nie sterben werden. So kann es vorkommen, dass man sich erst nach dem Tod eines Menschen mit Abschied und Verlust auseinandersetzt“, erklärt Panger und auch Masaniger ergänzt: „Trauer sucht sich einen Ort. Die Menschen haben das Bedürfnis, ihre Anteilnahme auszudrücken.“ Der Steinmetz betont: Die ersten Tätigkeiten nach einem Trauerfall geschehen oft wie in Trance, später kann es sehr heilsam sein etwas für den Verstorbenen zu tun.“ Kerzen, Fotos oder Plüschtiere aufstellen, nennt der Theologe als Beispiel. Bei einem Friedensforst ist dies nur sehr begrenzt möglich. “Die Kerze wird aufgrund der Brandgefahr an einem eigens vorgesehenen Bereich, oft weit entfernt der Grabstätte entzündet”, erklärt Panger.

“Trauernde Menschen haben Bedürfnisse”

Generell sieht Masaniger die Baumbestattung als Verkürzung der Trauerrituale: „Dadurch sind weniger Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Beteiligung gegeben“, warnt der Theologe. „Manche Urnenbestattungsarten sind eine Einladung den Verstorbenen zu „entsorgen“. Zu schnell verschwindet die Urne unter den Wurzeln eines Baumes“, findet er. Dem Steinmetz fehlt hier die Möglichkeit zur Trauerverarbeitung. „Trauernde Menschen haben Bedürfnisse“, stimmt Panger zu. „Über den Verstorbenen zu erzählen, sich verstanden zu fühlen, ihm beim Namen zu nennen, … Trauer will gelebt werden!“

Wie seht ihr das?

Wir möchten eure Meinung hören. Wie steht ihr zu Friedensforsten? Fehlt dort tatsächlich die Möglichkeit zu trauern? Oder findet ihr es schön, dass die Verstorbenen in einem ruhigen Wäldchen beigesetzt werden? Kommentiert auf Facebook und lasst uns wissen, wie ihr darüber denkt.

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