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Leben - Villach
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Schön! Norbert fährt in seiner Frei­zeit Senioren mit der Rikscha herum

Villach – Norbert Wiesflecker gehört mit Rad und Rikscha zum Villacher Innenstadtbild. Ein echtes Villacher Unikat, mit einem großen Herzen. Vorne in der Rikscha nehmen ältere Villacher aus dem AHA Seniorenzentrum Platz, die dadurch an Orten vorbeikommen können, an denen sie schon lange nicht mehr waren. Am Tag nehmen bis zu acht Passagiere auf der Rikscha vor ihm Platz. Das macht er alles in seiner Freizeit.

 5 Minuten Lesezeit (631 Wörter)

Die Strecken führen durch die Innenstadt, Auen, Warmbad oder zum Beispiel zum Silbersee. „Es ist schön zu sehen, wie glücklich die Senioren sind. Wir erzählen uns während der Fahrt viel, machen Scherze, sprechen über die Gegend oder genießen einfach die Aussicht“, so Wiesflecker. „Die Öffnung des Villacher Hauptplatzes für Radfahrer ist ein großer Vorteil. Viele haben Gehbehinderungen und sind somit auf Gehstock, Rollator oder Rollstuhl angewiesen. Mit der Rikscha können sie nun am öffentlichen Hauptplatz-Geschehen teilnehmen.“

Bei Eis und Café: Schöne Freundschaften entstehen

Richtige Freundschaften entstehen und man baut eine Beziehung zu einander auf.  „Elise zum Beispiel, würde am liebsten jeden Tag mitfahren. Dann gibt es eine Frau, die mich immer nach jeder Fahrt links und rechts ´abbusserlt´. Eine andere singt vom Einsteigen bis zum Aussteigen vor Glück durchgehend vor sich hin. Raimund fährt prinzipiell als Letzter mit und wartet geduldig alle Fahrten vor ihm ab, bis er zusteigt.“ Zwischendurch gibt es eine Kugel Eis oder einen Café. Dann fährt Norbert wieder im Seniorenheim vor und holt den Nächsten ab, „aber ich muss meistens fragen, ob jemand mitfahren möchte. Viele verhalten sich zurückhaltend, sind aber dann voller Begeisterung.“ Letztes Jahr legte er gemeinsam mit den betagten Pflegeheimbewohnern 1.800 Kilometer rund um Villach zurück. Heuer sind es bereits über 2.500 Kilometer. Er tritt das ganze Jahr, außer wenn Schnee liegt, für seine Fahrgäste In die Pedale – alles ehrenamtlich in seiner Freizeit.

Demenz: Viele fahren immer wieder zum ersten Mal los…

Der Großteil leidet unter Demenz. „Manche vergessen nach zehn Minuten, was wir gerade gemacht haben“, erzählt der ehemalige Lehrer, „na dann fahren wir am nächsten Tag halt wieder los.“ Als schade empfindet er, wenn einer der Rikschagäste gesundheitsbedingt nicht mehr mitfahren kann. Da richtige Freundschaften entstehen, sind das oft traurige Momente. In der Öffentlichkeit ist das Feedback für seine Aktion großartig. Wenn er mit Isabella, Martina, Raimund, Elise, Amalia oder vielen anderen beispielsweise am Villacher Kirchtag unterwegs ist, klatschen oder winken die Menschen ihnen zu. Dabei ist das Fahren, trotz E-Antrieb, gar nicht so einfach. „Es kann schon anstrengend werden. Vor allem wenn ein Fahrgast mehr Gewicht hat und ich den Hügel zum Seniorenzentrum hinauffahre“, lacht der Rikscha-Fahrer.

Seit 2018 gibt es diese Fahrten erst

Alles begann, als seine Mutter Amalia (92) ins AHA-Seniorenzentrum übersiedelte und sich zunehmend mit dem Gehen schwer tat. Ihr Sohn wollte unbedingt etwas tun können und dann dauerte es in etwa zwei Jahre, aber schlussendlich konnte der Ankauf der teuren Rikscha initiiert werden. „Ein Danke an das AHA-Seniorenzentrum, rund um Gerhard Mosser, dass dies möglich war.“ Auch die Angehörigen der Fahrgäste sind begeistert von der schönen Aktion.

Idee: Kinder könnten mitfahren

Die nächste tolle Idee wartet bereits auf Umsetzung. „Ich habe festgestellt, dass auch viele Kinder gerne Rikscha fahren. Ich glaube, es wäre schön, wenn Kinder mit Senioren gemeinsame Fahrten unternehmen könnten. Das sogt sicherlich auch für gute Stimmung und Abwechslung.“ Die kleine Villacherin Leni fährt ab und zu bereits mit. Sie lacht und scherzt dann mit ihren älteren Beifahrern, mit denen sie sich die Rikschabank teilt. Diese Idee, nämlich gemeinsame Fahrten von Kindern mit Senioren, möchte Norbert Wiesflecker gerne der AHA-Gruppe vorschlagen. Es wäre auch schön, wenn es mehr Rikschafahrer in Kärnten geben würde. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie glücklich die Menschen sind.“ Warum investiert er fast täglich so viel Freizeit für das Glück anderer? „Früher hat mir meine Mutter Zeit geschenkt. Jetzt gebe ich ihr und anderen Zeit zurück.“ Wir finden das einfach top!