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Leben - Kärnten
Christina Kulle (Dienstführende Hebamme Wochenbettstation ELKI Klagenfurt), Isabella Kerth (Lehrerin Wimo), Anita Ogris, Mag. Beate Lamprecht (Leitende Hebamme ELKI) und Arnela Beganovic und Esma Öztürk (zwei Absolventinnen der Wimo, die Sternenkinderkleidung 2017 als Maturaprojekt gewählt haben) (v.l.) bei der Übergabe der Sternenkinderkleidung.
Christina Kulle (Dienstführende Hebamme Wochenbettstation ELKI Klagenfurt), Isabella Kerth (Lehrerin Wimo), Anita Ogris, Mag. Beate Lamprecht (Leitende Hebamme ELKI) und Arnela Beganovic und Esma Öztürk (zwei Absolventinnen der Wimo, die Sternenkinderkleidung 2017 als Maturaprojekt gewählt haben) (v.l.) bei der Übergabe der Sternenkinderkleidung. © KK

Kleidung für die Kleinsten:

“Muss mein Sternenkind nackt begraben werden?”

Kärnten – Plötzlich ist alles anders! Das Kind, auf das sich die Familie gefreut hat, das die Mutter einige Monate im Bauch getragen hat, ist tot. Ein schwerer Schicksalsschlag für viele Eltern. Zahlreiche Fragen und Unsicherheiten werden laut. Kann ich mein Kind beerdigen lassen? Wird es dabei nackt sein? Darf ich mich verabschieden? Wir haben mit der ehrenamtlichen Trauerbegleiterin Anita Ogris gesprochen.

 3 Minuten Lesezeit (404 Wörter) | Änderung am 08.10.2019 - 18.41 Uhr

Seit 2011 begleitet Anita in Zusammenarbeit mit der Plattform “Verwaiste Eltern” betroffene Eltern von Sternenkinder: “Die eigene Selbstbestimmung der betroffenen Eltern wieder herzustellen, zu erhalten und sie aus der Schockstarre heraus in die Handlungsfähigkeit zu begleiten, ist mein primäres Ziel.”

Gibt es Beerdigungen für Sternenkinder?

In vielen Bezirken in Kärnten gibt es Sammelgräber, wie z. B. am Friedhof Annabichl in Klagenfurt oder am Zentralfriedhof in Villach. Hier werden mehrmals im Jahr Kinder zusammen bestattet, die Kosten trägt meist die Stadt. In Klagenfurt wird man als Eltern auch zu dieser Bestattung eingeladen und darf selbst entscheiden, ob man dabei sein möchte oder nicht. Das Bestattungsrecht gibt eine Bestattungspflicht ab 500 Gramm vor. Unter 500 Gramm kann aber auf Wunsch jedes Kind auch von der Familie selbst, unabhängig von den Sammelbestattungen, bestattet werden.

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So sieht ein Sammelgrab am Zentralfriedhof in Villach aus.

So sieht ein Sammelgrab am Zentralfriedhof in Villach aus. - © KK

Kann ich eine Geburtsurkunde ausstellen lassen?

“Die 500-Gramm-Grenze fiel durch die von vielen Organisationen, Vereine und Kärntner Mütter ins Parlament eingebrachte Petition was die Eintragungen ins Personenstandsregister angeht. Das bedeutet, dass seit 1. April 2017 österreichweit alle Sternenkinder auf Wunsch der Eltern vom Standesamt beurkundet werden können, ohne Einhaltung von Fristen”, erzählt uns Anita. “Eine Geburtsurkunde ist ein erster Schritt, um dem verstorbenen Kind einen Platz in der Familie zu geben.”

Kleidung für die Kleinsten

In Nierenschalen gebettete Kinder, ohne schützendes Nest drumherum, ist für die Eltern ein belastender Anblick. “Sternenkinderkleidung ist für mich seit Jahren ein wichtiges Thema. Das Ankleiden und die Festigkeit des Stoffes hilft beim „Be-Greifen“ und halten des Kindes”, erzählt uns Anita. Die Kleidung wird jedoch nicht von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt. “Daher werden die Geburtenstationen von im Ehrenamt hergestellten Einschlagdecken samt Erinnerungsstücken von mir gerne beliefert. Das Erinnerungsstück, welches an der Sternenkinderkleidung befestigt ist, ist aus dem selben Material gefertigt und verbleibt bei den Eltern.” Oft werden auch Brautkleider für die Herstellung der Kleidung gespendet. “Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich immer wieder Menschen finden, die für betroffene Familien aktiv etwas tun wollen.”

“Ich muss betonen, dass die leitenden Hebammen auch sehr wertschätzend dieses Engagement unterstützen. Ohne die Kooperation und gegenseitige Wertschätzung würde es nicht funktionieren”, so Anita abschließend.

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Die Sternenkinderkleidung wird seit Jahren von ehrenamtlichen in Heimarbeit gefertigt.

Die Sternenkinderkleidung wird seit Jahren von ehrenamtlichen in Heimarbeit gefertigt. - © KK