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Leben - Kärnten
LH Peter Kaiser gratuliert mit Landtagspräsidenten Reinhart Rohr den Preisträgerinnen Ina Loitzl, Tanja Prusnik und Ulrike Loch.
LH Peter Kaiser gratuliert mit Landtagspräsidenten Reinhart Rohr den Preisträgerinnen Ina Loitzl, Tanja Prusnik und Ulrike Loch. © LPD Kärnten/Peter Just

Menschenrechtspreis 2019

“Man muss Tag für Tag für Menschen­rechte eintreten”

Kärnten – Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sowie das Thema Gewalt in der Familie standen heute, Samstag, im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung im Mittelpunkt. Grund dafür war die Vergabe des Kärntner Menschenrechtspreises an Ulrike Loch sowie Tanja Prusnik und Ina Loitzl. Die Auszeichnung erfolgte durch Landeshauptmann Peter Kaiser und soll diese Themen mehr in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit rücken.

 6 Minuten Lesezeit (740 Wörter) | Änderung am 07.12.2019 - 18.39 Uhr

„Menschenrechte sind keine Selbstverständlichkeit, keine Utopie und auch keine Illusion – Menschenrechte sind unsere tägliche Aufgabe. Sie müssen täglich und bei jeder Gelegenheit neu erkämpft werden.“, sagte der Landeshauptmann in seiner Festrede. Was hier mitten unter uns geschehen habe können, sei niemals nur mit massiven Wegschauen zu erklären. „Ich sage es mit einem Zitat von dem französischen Schriftsteller Émile Zola ‚J’accuse…! – Ich klage an‘“, so Kaiser in Bezug auf die Causa des Kindesmissbrauchs durch den Arzt Franz Wurst. Vor dem unsäglichen Leid von Kindern und Jugendlichen habe nicht nur weggeschaut werden, ein Netzwerk Vieler habe dies ermöglichen müssen. Es zeige sich, dass wir achtsam bleiben und auf die Schwächsten der Gesellschaft achtgeben müssen. „Es ist die Aufgabe, sich der Geschichte zu stellen, auch einer Geschichte, die weh tut“, sagte Kaiser.

„Die Verantwortung für nachfolgende Generationen trifft uns alle“

Die Alpen-Adria-Universität beschäftige sich damit, nicht um anzuklagen – dafür sei es zu spät – sondern um zu verhindern, dass nur Irgendähnliches unter Duldung geschehen könne. „Es gibt eine positive Allianz von Wissenschaft, Kunst und Politik, die gestärkt wird durch Sie und die Erkenntnis, dass Wegschauen nicht hilft, sondern nur ostentatives Hinschauen.“ Es sei viel zu tun, um den Menschenrechten Genüge zu tun und ich danke den Preisträgern, dass sie nicht weggeschaut sondern aufgezeigt hätten, was nicht akzeptabel sein dürfe in einer aufgeklärten Gesellschaft – nämlich Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Ein zweiter Gedanke war dem Landeshauptmann ein großes Anliegen – nämlich der Generationenmissbrauch durch Missachtung von Natur und Klima. Die Bestrafung werde eintreten bzw. trete teilweise durch Unwetterkatastrophen schon jetzt ein. „Die Verantwortung für nachfolgende Generationen trifft uns alle“, so Kaiser. Auch hier sei es schwer, Lösungen und richtiges Verhalten aufzuzeigen. „Aber ich appelliere, nicht in Tagesordnung zu verharren, sondern Verantwortung zu übernehmen und Lebensgewohnheiten zu ändern, damit ein sichtbarer Ruck geschieht. Unserer Generation geht es so gut, wie noch keiner zuvor. Mein Wunsch ist es, dass ich in 30 Jahren wieder hier stehe und den gleichen Satz sagen kann“, verlieh der Landeshauptmann seiner Hoffnung Ausdruck. „Mit Blick auf die Betroffenen haben wir versagt“, sagte Jury-Vorsitzende Univ.-Prof.in Larissa Krainer. „Man kann Menschenrechtsverletzungen nicht wieder gut machen, aber Tag für Tag für Menschenrechte eintreten.“

Auszeichnung für Projekt „den blick öffnen“

Laudationes gab es von Rechtsanwältin Astrid Roblyek und FH-Professorin Josefine Scherling zur Institution des Menschenrechtspreises, dem Begriff der Menschenrechte sowie zu den Preisträgerinnen Ulrike Loch und Tanja Prusnik/Ina Loitzl. Es gelte hinzusehen statt wegzuschauen, hinzuhören statt sich taub zu stellen und sich einzumischen statt zu ignorieren. Ulrike Loch wurde für ihr Projekt „Gewalt an Kärntner Kindern und Jugendlichen in Institutionen“ ausgezeichnet. Seit 2018 an der Freien Universität Bozen, zuvor Ass.Prof. an der AAU, untersuchte sie die institutionellen und professionellen Strukturen an der Heilpädagogischen Abteilung des LKH Klagenfurt und im Landesjugendheim Rosental, die über Jahrzehnte hinweg auch sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen ermöglichten. Tanja Prusnik und Ina Loitzl wurden für ihr seit zehn Jahren laufendes Projekt „den blick öffnen“ ausgezeichnet, mit dem ein Beitrag zur Prävention von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche geleistet und auch das Thema Gewalt in der Familie in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gerückt werden soll.

„Der Kärntner Menschenrechtspreis wurde im Jahr 1994 mit dem Ziel ins Leben gerufen, jene Menschen zu würdigen und ins Rampenlicht zu stellen, die sich mit ihrem persönlichen Einsatz in aller Regel freiwillig, uneigennützig und fernab der breiten öffentlichen Wahrnehmung der Wahrung der Menschenrechte verschrieben haben“, sagte Menschenrechtskoordinator Peter Karpf vom Amt der Kärntner Landesregierung. Die Initiative sei vom damaligen Landtagsabgeordneten Peter Kaiser gekommen.

Zahlreiche Ehrengäste

Unter den vielen Anwesenden waren der designierte Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt und Noch-Caritasdirektor Josef Marketz, Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer, Landtagspräsident Reinhart Rohr, Landtagsabgeordneter Stefan Sandrieser mit seiner Frau Sabine (Abteilungsleiterin Minderheitenschulwesen in der Bildungsdirektion), Landesamtsdirektor Dieter Platzer und sein Stellvertreter Markus Matschek, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Militärkommandant- Stellvertreter Oberst Stefan Lekas, Hubert Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour, Prälat Michael Kristof, Bernd Lutschounig, Präsident des Landesgerichts Klagenfurt, Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser, Doris Hattenberger, Vizerektorin für Lehre der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt sowie zahlreiche Klagenfurter und Villacher Stadtpolitiker. Für die musikalische Umrahmung sorgten Ali Gaggl und Kultur-Würdigungspreisträger Primus Sitter.