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Weiter Wirbel an NMS

Mobbing-Vorwürfe an NMS: “Unsere Kinder werden tyrannisiert!”

Feistritz an der Drau – Schwere Vorwürfe rund um die NMS Feistritz an der Drau. Im Raum stehen Mobbing und psychische Gewalt. Ausgewählte Lehrer, und damit verbunden auch die Führung der NMS, stehen in Kritik.

 11 Minuten Lesezeit (1421 Wörter) | Änderung am 21.02.2020 - 22.39 Uhr

Im Herbst 2019 erreichte die Redaktion von 5 Minuten ein offener Eltern-Brief. Erwähnt werden “Missstände” und, dass “unsere Kinder tyrannisiert werden”. Eine Tageszeitung nahm das Thema damals ebenfalls auf.  5 Minuten wollte wissen, was dahinter steckt und sprach in der Zwischenzeit mit einigen Eltern und Lehrern.

Eltern-Bewegung formiert sich

„Wir benötigen die Hilfe der Öffentlichkeit. Daher haben wir den Schritt an die Medien gewagt. Es gibt seit Jahren kritische Stimmen, aber diesmal ist es so, dass sich die Eltern formiert haben und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Wir stehen gemeinsam im regelmäßigen Kontakt und werden nicht aufgeben, bis etwas geändert wird. Wir versuchen alles in unserer Macht stehende“, so Dagmar Martiner. Ihre Tochter geht auf die Schule. Sie ist eine der erwähnten Elternteile, aber die einzige, die namentlich genannt werden möchte. Alle anderen baten um Anonymität, denn man hätte „Angst vor den Folgen.“ Ein Vater meinte: „Ich möchte nicht, dass meine Kinder nach dem Interview in der Schule leiden müssen. Daher möchte ich gerne anonym bleiben.“

Eltern: Sitzstreiks und Demos geplant

Die Eltern denken nicht so schnell ans Aufgeben. In einem nächsten Schritt möchte man neben Kärntner Medien, auch österreichweite Journalisten kontaktieren. Danach sollen Sitzstreiks und Demonstrationen vor der Schule folgen. Die Vorbereitungen dazu sollen demnach bereits anlaufen. Der Elternbewegung haben sich in der Zwischenzeit Lehrer mit bestehendem Lehrverhältnis, sowie ehemalige Lehrer angeschlossen. (Hier geht es zum Lehrer-Interview). Die derzeitige Situation möchte man nicht hinnehmen. Im Herbst 2019, als eine Unterschriftenliste die Bildungsdirektion erreichte (man forderte die Absetzung der Direktorin), wurde zu einem Schulforum geladen. In einem Elternbrief wurde anschließend das Ergebnis dargelegt. Man kam damals zu einem positiven Fazit – auch was die Direktorin betrifft (siehe Brief nachstehend). Zu wenig, finden einige Eltern: “Wir werden erst aufgeben, wenn sich etwas ändert. Wir fordern die Absetzung der Schulleitung und, dass Lehrer damit aufhören, Schüler zu schikanieren.”

„Mama, ich mag nicht mehr…”

Die Kritik an der Schulleiterin, die seit 2012 im Amt ist, reißt seitens dieser Eltern nicht ab. Man wirft ihr vor, zu wenig zu tun, wenn Kinder einander gegenseitig mobben. Kinder sollen deswegen auch bereits die Schule gewechselt haben. Genau das ist bei dieser Familie passiert. Die Mutter im Interview: „Unser Sohn besuchte die NMS Feistritz. Er wurde von anderen Schülern komplett fertig gemacht. Auch seine Skiausrüstung und andere Wertgegenstände wurden demoliert. Psychisch erreichte er einen absoluten Tiefpunkt. Seitens der Direktorin und den Lehrern gab es, meiner Meinung nach, zu wenig Hilfe, obwohl das Mobbing unerträgliche Ausmaße erreichte und monatelang so ging. Über Whats-App wurden auch andere aus der Klasse fertig gemacht.” Dass Mobbing schnell ausarten kann, kann die Mutter auch mit einem Beispiel belegen: “Einmal wurde er von Mitschülern mit einem offenen Stanley-Messer im Bauchbereich bedroht. Er konnte noch rechtzeitig ausweichen. Irgendwann brach er weinend zusammen und sagte ´Mama, ich mag nicht mehr.` Es reichte uns dann schlussendlich und wir mussten ihn aus der NMS Feistritz rausnehmen. Es war schlimm zu sehen, wie er seine Lebensfreude verlor und unter Angstzuständen litt.” 

“Muss zuerst etwas passieren?”

Immer wieder hätten Gespräche in der Schule mit Lehrern und Direktorin stattgefunden. “Aber das war erfolglos. Wir wussten, wir erhalten hier nicht die Hilfe, die wir brauchen. Man lässt hier meiner Meinung nach zu viel gewähren. Heute möchten wir aufstehen und erzählen was passiert ist. Damals fehlte uns die Kraft, wir wollten alle Energie dafür verwenden, um Martin* wieder aufzubauen.“ (Interview der Mutter liegt der der Redaktion von 5min.at auch schriftlich vor. *Name von der Redaktion geändert.) Sorgen plagten die Eltern monatelang. Und Angst um ihren Sohn. Sie fragt: „Muss zuerst etwas Schlimmes passieren, bis hier etwas verändert wird?“ Mobbing unter Schülern ist keine Seltenheit. Verständnis hat die Mutter trotzdem keines. “Das Opfer musste gehen. Die Täter sind noch an der Schule und mobbten sogar danach noch weiter. Für sie gab es kaum Konsequenzen.” Nach den Mobbing-Attacken, ihm wurde auch mit Schlägen gedroht, wechselte ihr Sohn an die NMS Finkenstein: “Die Direktorin hier hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme von Eltern. Unserer Meinung nach, sollten in der NMS Finkenstein eher gewisse Lehrer überprüft werden.” In dieser NMS brodelte es ebenfalls: Die gemeinte Direktorin wurde im vergangenen Jahr abgesetzt. Sie klagte, die Beschwerde wurde jedoch abgelehnt und das Verfahren geschlossen. Nun möchte sie Revision einlegen.

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Symbolfoto – Eine Mutter erklärte: “Für uns war diese Zeit eine sehr schwierige Zeit, besonders für Martin*. Wir sahen, dass uns die Hände gebunden waren und wir keine Chance hatten, Konsequenzen einzufordern.”

Symbolfoto – Eine Mutter erklärte: “Für uns war diese Zeit eine sehr schwierige Zeit, besonders für Martin*. Wir sahen, dass uns die Hände gebunden waren und wir keine Chance hatten, Konsequenzen einzufordern.” - © pixabay.com

Mobbing seitens der Lehrer?

Ein weiterer Vater nahm seinen Sohn ebenfalls aus der Schule. Er besucht nun eine andere Sport-NMS: „Ich bin einfach nur mehr froh, dass das alles vorbei ist. Meinem Sohn wurde seelisch so zugesetzt, dass er nicht mehr in die Schule gehen wollte. Ich werde aber weiterkämpfen, dass an der NMS Feistritz etwas verändert wird. Mir tun die anderen Kinder, die nicht so einfach wechseln können, nur mehr leid.“ Seinem Sohn sollen allerdings u.a. die Lehrer zugesetzt haben, “die seelischen Verletzungen müssen noch heilen.” Seitens der Schulleitung hätte man sich mehr Hilfe erwartet. “Es muss jetzt gehandelt werden. Wir machen uns Sorgen um die Kinder.”

Ein anderer Vater, sein Sohn ist noch an der NMS, sieht das ähnlich: „Ich werfe den Lehrern Mobbing vor. Sie nennen die Kinder ´deppert´, sie werden seelisch fertiggemacht und beleidigt. Sie behandeln sie unfair und brummen ungerechte Strafarbeiten auf. Mein Sohn leidet sehr darunter. Einmal wurde er, weil er gelogen haben soll, drei Stunden aus dem Unterricht verbannt. Er schwört darauf, dass er nur etwas klarstellen wollte. So etwas passiert oft. Ich bin mir sicher, dass die Direktorin mehr tun müsste, aber sie hörte mir nicht zu.“ Auch seine Tochter geht auf die Schule, „sie leidet jedoch unter keinen Problemen an der Schule“, möchte er klarstellen. Er selbst habe bereits des Öfteren an die Bildungsdirektion geschrieben. Neben psychischen Übergriffen stehen auch körperliche im Raum. Die eingangs erwähnte Mutter Dagmar Martiner erzählt: „Es muss etwas gemacht werden, denn hier stimmt etwas nicht. Meine Tochter war sogar im LKH. Sie soll von einer Lehrerin geschüttelt worden sein. Es gibt eine Anzeige bei der Polizei.“ (Einvernahme des Mädchens bei der Polizei und Arztbericht seitens des LKH liegen der Redaktion vor). “Nachdem wir davon erfahren haben, wurde sofort reagiert”, so Bildungsdirektor Robert Klinglmair. Der Fall ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Ein Elternteil möchte jedoch festhalten: “Die meiste Kritik betrifft das Verhalten einiger Lehrer. Man kann nicht jedes Verhalten der Lehrer der Schulleiterin anlasten. Getan muss hier trotzdem etwas.”

Bildungsdirektion weiß von Konflikten

Dass man die Anliegen ernst nehme, bekräftigt Bildungsdirektor Robert Klinglmair: “Es ist eine besondere Schule, wo die Situation besondere Aufmerksamkeit benötigt. Es gibt auch eine Schulqualitätsmangerin, die die Schule beobachtet, aber dass wir trotz alledem nicht auf Zurufe, auf Unterschriftenlisten, oder Ähnliches eine dienstrechtliche Maßname setzen können, muss klar sein. Wir haben Gesetze, woran sich eine Behörde halten muss. Wir können nicht willkürlich agieren. Das wäre einem Rechtsstaat wohl unwürdig und eine mittelalterliche Vorgehensweise”, so Bildungsdirektor Robert Klinglmair auf 5 Minuten-Rückfrage. Dass immer wieder Schreiben von Eltern bei der Bildungsdirektion einlangen, wird bestätigt. Als Ursache der Konflikte nennt man hier allerdings emotional angespannte Verhältnisse im zwischenmenschlichen Bereich. “Bei dienstrechtlichen Verfehlungen verfolgen wir eine Null-Toleranz-Politik. Das geht jedoch nur, wenn uns entsprechende Fälle auch wirklich vorliegen”, appelliert der Bildungsdirektor generell an Eltern, Vorkommnisse auch zu melden. Für die erwähnten Lehrer und die Direktorin gilt die Unschuldsvermutung. Die Direktorin verwies im Telefongespräch mit 5 Minuten sofort auf die Bildungsdirektion und äußerte sich nicht dazu.

DEBATTE: Mobbing in Schulen

Du möchtest auch etwas dazu sagen? Kinder, Eltern und Lehrer befinden sich oft in einem emotional aufgeladenem Spannungsfeld. Manchmal geben Eltern zu viel Verantwortung an Lehrer ab. Oder Lehrer gehen gegenüber Eltern und Schülern zu weit. Manchmal sind es die Kinder, die andere tyrannisieren. Mobbing an Schulen kommt tagtäglich – in welcher Form auch immer – vor. Erzähl uns unter [email protected] von deinen Erfahrungen oder teile es uns unter dem Facebook-Beitrag mit.