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Wirtschaft - Kärnten
Am Bild v.l.: Wolfgang Streißnig, Jürgen Mandl und Stefan Sternad mit den ungenutzten Kassenbons von nur vier Trafiken.
Am Bild v.l.: Wolfgang Streißnig, Jürgen Mandl und Stefan Sternad mit den ungenutzten Kassenbons von nur vier Trafiken. © WKK/Fritzpress

Bagatellgrenze gefordert:

Wirtschafts­kammer Kärnten möchte Papier bei Belegen sparen

Klagenfurt – Ganz im Sinne des Klimaschutzes sagt die Wirtschaftskammer Kärnten den Müllbergen den Kampf an. So sollen verpflichtende Kassenbons, die sowohl die Umwelt, als auch die Nerven und das Budget der Geschäftsinhaber belasten, in Zukunft abgeschafft werden. Die Wirtschaft fordert eine Bagatellgrenze von 20 Euro.

 3 Minuten Lesezeit (451 Wörter)

Trotz der guten Entwicklung der Kärntner Wirtschaft müsse der Reform- und Entlastungskurs entschlossen weiterverfolgt werden, erklärte am heutigen Montag, dem 17. Februar, Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl bei einem Pressegespräch in einem Klagenfurter Innenstadtlokal. Eines der besten Beispiele dafür ist laut Mandl die Belegerteilungspflicht für jeden Barumsatz, unabhängig von der Höhe. „Das bedeutet: Ob Sie sich jetzt einen Lottoschein kaufen, einen Tee trinken oder zwei Semmeln beim Bäcker mitnehmen – in jedem Fall muss Ihnen ein Beleg übergeben, eine Durchschrift oder Kopie vom Unternehmer in die Buchhaltung übernommen und diese sieben Jahre aufbewahrt werden“, erklärte Mandl.

160 Kilometer unnütze Belege pro Woche durch Trafiken

Allein bei vier Tabaktrafiken kommt innerhalb weniger Tage einiges zusammen, hatte Wolfgang Streißnig, Gremialobmann der Tabaktrafikanten, am heutigen Montag gezeigt. Er hatte die ungenutzten Belege zum Pressegespräch mitgebracht. „Diese Säcke voll unnützer Belege, die die Kunden nicht mitgenommen haben, sind vielleicht nicht besonders schwer, aber dennoch eine Belastung: Sie belasten den Unternehmer, der die Papierrollen kaufen muss, und sie belasten die Umwelt, wenn in Österreich pro Tag zig Tonnen an Belegen entsorgt werden müssen“, so Streißnig. Allein in vier Kärntner Tabakfachgeschäften seien in einer Woche 15.000 zurückgelassene Belege gesammelt worden. Streißnig: „Das sind aneinandergereiht 160 Kilometer Belege pro Woche, die gesondert entsorgt werden müssen – nachhaltig ist anders!“

Gastronomie: Bagatellgrenze würde etliche Belege sparen

Die Kritik unterstützt Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie. In Kärnten würden täglich knapp 90.000 Gäste in 3.500 Gastronomiebetrieben bewirtet. Rund 70 Prozent der Konsumationen würde zwischen 15 und 20 Euro betragen. Sternad: „Wir Wirte müssen Unsummen an Kosten für Geräte und Papierrollen stemmen, den Müll entsorgen – und dafür Zeit aufwenden, die wir für unsere Gäste besser verwenden könnten. Ein Schildbürgerstreich!“ Durch den Wegfall von Belegen unter der 20-Euro-Wertgrenze könnten alleine in Kärnten mindestens 1,8 Millionen Papierbelege eingespart werden.

Wirtschaft fordert Bagatellgrenze

Präsident Mandl fordert daher im Namen der Kärntner Wirtschaft die umgehende Einführung einer Bagatellgrenze bei der Belegerteilungspflicht: „Unsere Experten schätzen, dass man bei einer Freigrenze von 20 Euro 70 bis 80 Prozent der Kassenbons einsparen kann. Das nützt den Unternehmern, das nützt der Umwelt.“ Das deutsche Bäckerhandwerk habe vorgerechnet, dass allein bei den Bäckern fünf Milliarden Kassenbons pro Jahr anfallen, das entspreche dem 25-fachen Erdumfang oder der zweieinhalbfachen Wegstrecke von der Erde zum Mond. Mandl: „Und das Unsinnigste ist, dass die meisten Kassenbelege auf Thermopapier gedruckt werden und damit nachweisbar umweltschädlich sind: Sie dürfen daher nicht einmal ins Altpapier, wo sie recyclet würden, sondern müssen als Restmüll entsorgt werden.“