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Politik - Kärnten
Am Bild von links: LH Peter Kaiser, Susanne Prentner-Vitek von der Diakonie, Beate Wanke, Direktorin der GuK Schulen Kärnten, LHStv. Beate Prettner und Direktor Wilfried Hude von der Diözese.
Am Bild von links: LH Peter Kaiser, Susanne Prentner-Vitek von der Diakonie, Beate Wanke, Direktorin der GuK Schulen Kärnten, LHStv. Beate Prettner und Direktor Wilfried Hude von der Diözese. © LPD/Peter Just

Schulversuch an Privatschulen:

Vorreiter Kärnten: Ab Herbst gibt es die Pflege­ausbildung mit Matura

Klagenfurt/Kärnten – Bis 2030 droht österreichweit eine Lücke von 75.000 Pflegekräften. Eine Ausbildungsoffensive seitens des Bundes sei daher hoch an der Zeit, betonte am heutigen Montag Landeshauptmann und Bildungsreferent Peter Kaiser. Mit einem Schulversuch für eine Pflegeausbildung an Berufsbildenden höheren Schulen mit abschließender Matura soll Kärnten eine Vorreiterrolle übernehmen. FPÖ-Chef Gernot Darmann kritisiert jedoch, dass das zu wenig sei.

 4 Minuten Lesezeit (576 Wörter) | Änderung am 17.02.2020 - 19.00 Uhr

„Kärnten hat bereits 2018 eine Offensive gestartet mit dem Ziel, bis 2021 die Zahl der Pflegekräfte zu verdoppeln. Wir sind auf einem sehr guten Weg“, so Kaiser. Tatsächlich befinden sich derzeit knapp 600 Schüler in Kärnten in Ausbildung. Nichtsdestotrotz würden die Länder auch den Bund als Unterstützer benötigen: „Nach langem Tauziehen hat der Bund jetzt endlich einen Schulversuch für eine Pflegeausbildung an Berufsbildenden höheren Schulen mit Matura erlaubt“, informierte der Landeshauptmann.

Schulversuch zuerst nur an Privatschulen

Einziger Wehrmutstropfen: Der Schulversuch wird nur an Privatschulen, nicht an öffentlichen Schulen gestattet. „Trotzdem sind wir froh, dass wir in Kärnten umgehend entsprechende Partner aus dem privaten Schulbereich für die Umsetzung des Pilotprojektes gefunden haben – einerseits ist es die Caritas in Klagenfurt, andererseits die Diakonie in Villach“, erläuterte Kaiser, der hofft, dass dieses Ausbildungsangebot nach der Pilotphase seitens des Bundes auch auf öffentliche Schulen ausgeweitet wird. Die Kosten von 1,2 Millionen Euro habe das Land zu tragen. Bildungsabteilung und Gesundheitsabteilung machen dabei „halbe-halbe“.

Start schon im Herbst

Realisiert werden soll der Schulversuch bereits mit dem nächsten Schulbeginn: Je eine Klasse in Klagenfurt und in Villach werden in September an den Start gehen – und zwar in Kooperation mit der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Landes Kärnten, der GuK. „Die GuK stellt das Lehrpersonal für die Pflegefächer. In Villach stellt die GuK zudem die Klassenräumlichkeiten zur Verfügung“, informierte Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner. Genehmigt wurde der Schulversuch seitens des Bildungsministeriums für sieben Jahre: „Das heißt, in dieser Zeit schaffen wir drei Durchgänge. Die Schule dauert fünf Jahre und schließt mit der Matura ab“, so Prettner.

Innovativer Einstieg in den Pfelgebereich

Wie die Direktorin der Guk-Schulen Kärnten, Beate Wanke, betonte, sei der Schulversuch „ein innovativer Einstieg in den Pflegebereich, der mithelfen wird, noch mehr Jugendlichen einen Andockpunkt für den Pflegeberuf zu bieten.“

Nur drei Bundesländer nehmen teil

Zumal die Vorbereitungszeit aufgrund einer sehr späten Entscheidung des Bildungsministeriums tatsächlich knapp ist, haben sich auch nur drei Bundesländer für den Schulversuch ab September 2020 angemeldet: „Kärnten ist selbstverständlich schon vom frühestmöglichen Zeitpunkt an dabei – wir haben bereits im Vorfeld die entsprechenden Weichen gestellt“, sagte Prettner. Aktuell befinden sich in den Guk-Schulen in Klagenfurt und Villach 384 Schüler. In der FH Kärnten sind es 171 Studierende.

FPÖ-Darmann: “Schulversuch ist nicht genug!”

Obwohl auch FPÖ-Chef Gernot Darmann den weiteren Bildungsweg im Pfelgebereich gutheißt, sei der Schulversuch seiner Meinung nach nicht genug. „Es ist gut, wenn wir einen weiteren Bildungsweg im Pflegebereich bekommen, aber wir erhalten dadurch mit Sicherheit nicht die notwendige Anzahl an qualifizierten Pflegekräften, die dringend in der Gegenwart und umso mehr für die Zukunft benötigt werden. Hier fordert die FPÖ seit langem die Einführung einer eigenen Pflegelehre. Nur so können wir den massiven Engpass bei den Pflegekräften verhindern“, betont Darmann in einer heutigen Presseaussendung.

FPÖ fordert Pflegelehre

Derzeit stehe man, laut Darmann, in Österreich vor dem Problem, dass 15-Jährige nach der Pflichtschule nicht in eine Pflegeausbildung einsteigen können, obwohl in diesem Alter viele bereits ihre Berufsentscheidung treffen. „Die FPÖ fordert daher die Pflegelehre mit Praxisausbildung am Krankenbett im 3. Lehrjahr. Es ist leider ein Irrweg zu meinen, eine Matura und in weiterer Folge eine Hochschulausbildung, die ja mit eben dieser Matura vorgezeichnet ist, sei die Lösung für den Pflegenotstand“, so Darmann abschließend.