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Aktuell Wirtschaft - Kärnten
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"Es wird zu einem Aufholeffekt kommen"

Rückgang bei Insolvenzen: Die Ruhe vor dem Sturm?

Kärnten – Wie der Kreditschutzverband von 1870, KSV, am heutigen Montag, dem 6. Apri, bekanntgab, mussten im ersten Quartal 2020 70 Kärntner Unternehmen Insolvenz anmelden. Trotz der aktuellen Corona-Krise ist das ein Rückgang von 23 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Doch ist das nur die Ruhe vor dem Sturm?

 4 Minuten Lesezeit (568 Wörter) | Änderung am 06.04.2020 - 12.01 Uhr

Im ersten Quartal 2020 mussten in Kärnten insgesamt 70 Unternehmen Insolvenz anmelden – das bedeutet einen Rückgang um 23 Prozent gegenüber 2019. Mit diesem Minus rangiert Kärnten im Bundesländervergleich auf Platz vier. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 23 Millionen Euro. Auch das bedeutet einen Rückgang von 26 Prozent. Die Insolvenz des Tischlereibetriebes Mandler GmbH mit Passiva in der Höhe von 8,5 Millionen Euro ist in Kärnten bislang die größte Pleite des Jahres.

Kärnten auf Platz vier im Ranking der Rückgänge

Im österreichweiten Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen im 1. Quartal 2020 um rund 9 Prozent gesunken. Mit Ausnahme von Burgenland und der Steiermark verzeichnen alle Bundesländer Rückgänge. Kärnten hat im Bundesländervergleich mit 70 insolventen Firmen ein Minus von 23 Prozent oder 21 Fällen nach Vorarlberg, Salzburg und Tirol den viertgrößten Rückgang.

Dienstleistungen, Bauwirtschaft und Gastronomie

Nach wie vor dominieren Kleinbetriebe aus dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, der Bauwirtschaft und der Gastronomie das Kärntner Insolvenzgeschehen. Von den Pleiten direkt betroffen sind 280 Dienstnehmer. Das bedeutet auch hier einen Rückgang von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Ein Viertel aller betroffenen Dienstnehmer stammt aus dem Insolvenzfall MKM Service GmbH (Personalbereitstellung und Industriemontagen) aus Wolfsberg“, berichtet Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV 1870 Klagenfurt.

Top 5 der Kärntner Insolvenzen

Die fünf größten Insolvenzfälle in Kärnten sind die Mandler GmbH (Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) aus Greifenburg mit Passiva von 8,5 Millionen Euro, die Unterzaucher GmbH (Konkurs) aus Millstatt mit Passiva von 3,2 Millionen Euro, Mag. Helmut Allesch (Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) aus Klagenfurt mit Passiva von 1,3 Millionen Euro, die MKM Service GmbH (Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung) aus Wolfsberg mit 1,1 Millionen Euro und die ecofriendlybeauty Schulungs- und Handels GmbH (Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) aus Villach mit Passiva von 1 Millionen Euro.

Ausblick: Die Ruhe vor dem Sturm?

Ein Ausblick auf das gesamte Kalenderjahr ist schon in normalen Zeiten nach nur einem Quartal nicht seriös möglich, wie es in der Aussendung des KSV heißt. Daher sei ein solcher Ausblick derzeit nur für das 2. Quartal möglich: „Durch die nötige Umstellung der Gerichte und die rechtlichen Maßnahmen, die Schuldner signalisieren, dass sie mit ihren Anträgen zuwarten dürfen, werden dazu beitragen, dass vor allem Eigenanträge jetzt in die Zukunft geschoben werden. Zudem haben Finanz- und Gesundheitskassen eine Form des Moratoriums auf Konkursanträge vorgesehen, sodass in näherer Zukunft diese Anträge ausbleiben werden. Das wird dazu führen, dass im 2. Quartal die Eröffnungen und die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren weiter sinken werden. Zweifellos wird es 2020 noch zu einem Aufholeffekt kommen und darüber hinaus zu einem Wachstum gegenüber 2019. Das Ausmaß lässt sich jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht seriös einschätzen und die Welle wird auch noch in das Jahr 2021 hineinreichen“, fasst Barbara Wiesler-Hofer ihre Einschätzung zusammen.

Privatinsolvenzen minus 22 Prozent

Auch die Privatinsolvenzen in Kärnten gingen im 1. Quartal 2020 zurück. Insgesamt 140 Insolvenzverfahren wurden dort über Privatpersonen eröffnet. Das bedeutet einen Rückgang um mehr als 22 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. „Lag der Rückgang im Februar noch bei 11 Prozent, so hat ein weitgehender Stillstand der Justiz beziehungsweise auch der Anträge der Schuldner seit etwa Mitte März diesen Rückgang substanziell verursacht. Daher ist der Rückgang der eröffneten Privatkonkurse keineswegs Spiegel der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sondern nahezu zur Gänze einem Ausnahmezustand geschuldet, dessen Ende heute niemand genau absehen kann“, berichtet Barbara Wiesler-Hofer.