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Leben - Kärnten
© Helge Bauer

Gegenseitiger Respekt

Ramadan und Osterfest: “Feiern und beten wir zu Hause!”

Kärnten – Die Gläubigen aller Religionen müssen ihre Feste und Rituale in der Coronavirus-Krise anders begehen, als sie es gewohnt sind. "Das Miteinander wird in einer völlig neuen Intensität und Qualität gelebt, wie es vorher noch nie gelebt worden ist“, so LH Peter Kaiser in einer in Österreich einmaligen Pressekonferenz, in der sich der Landeshauptmann sowie die Vertreter der drei größten Glaubensgemeinschaften an die Menschen im Land wendeten.

 5 Minuten Lesezeit (617 Wörter)

In einer Pressekonferenz haben sich heute Landeshauptmann Peter Kaiser, Bischof Josef Marketz, Superintendent Manfred Sauer und Esad Memic, Vorsitzender des Schulrarates der Islamischen Glaubensgemeinschaft, gemeinsam an die Kärntner Bevölkerung gewandt, um die Menschen, um ihre Gläubigen, aufzurufen, alle Maßnahmen zur Eindämmung der Coronaausbreitung weiterhin zu befolgen, die Lage ernst zu nehmen und sich selbst und andere damit zu schützen. „Alle Gläubigen müssen ihre Feste und Rituale anders begehen, als sie es gewohnt sind. Das Miteinander wird in einer völlig neuen Intensität und Qualität gelebt, wie es vorher noch nie gelebt worden ist“, so Kaiser.

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Ausblick in der Glaubenskrise: Land Kärnten und die drei großen Glaubensgemeinschaften in Kärnten, am Bild: Esad Memic IRG Kärnten, Superintendent Manfred Sauer, LH Peter Kaiser, Bischof Josef Marketz (v.l.)

Ausblick in der Glaubenskrise: Land Kärnten und die drei großen Glaubensgemeinschaften in Kärnten, am Bild: Esad Memic IRG Kärnten, Superintendent Manfred Sauer, LH Peter Kaiser, Bischof Josef Marketz (v.l.) - © Helge Bauer

“Vertrauen und Nächstenliebe”

Bischof Josef Marketz dankte dem Landeshauptmann für die Gelegenheit, dass die Glaubensgemeinschaften gemeinsam wahrgenommen werden können, die laut Marketz für die „seelische Grundversorgung im Land verantwortlich sind“. „Die Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen sind uns nicht nur aufgebürdet worden. Sie sind auch ein Geschenk, um die Zahl der Infizierten zu reduzieren. Es heißt: liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Jetzt können wir unsere Nächstenliebe ausdrücken, in dem wir unser und das Leben anderer nicht gefährden“, so Marketz. Der Bischof forderte weiterhin Konsequenz von den Mitmenschen ein, ebenso Vertrauen und Glauben. „Wir müssen vertrauen und glauben. Da gehört auch dazu, den Experten, den Krisenstäben und der Regierung zu vertrauen“, so Marketz.

Kirche nutzt neue Medien

Die Katholische Kirche selbst habe in dieser Krisensituation, um die Menschen seelisch aufzurichten, neue Medien entdeckt, neue Wege gefunden, um die Gläubigen anzusprechen, um sie zu betreuen und zu begleiten. „Ostern ist das größte Fest des Glaubens und der österliche Inhalt lässt sich auf unser derzeitiges Leben übertragen. Der Karfreitag bedeutet, Leid zu ertragen. Der Karsamstag symbolisiert die Einsamkeit, das zu Grabe tragen, aber auch das Durchhalten, denn auch Jesus war nicht alleine und darauf folgt das Licht, die Auferstehung am Ostermontag. Ich weiß, die Krise dauert länger als ein dreitägiges Osterfest. Aber es gibt Licht, es wird Leben geben – das wollen wir den Christen vermitteln“, sagte Marketz. „Wir versuchen, die Menschen zu ermutigen, ihnen geistige Nahrung zu geben, denn der Mensch lebt nicht von Brot alleine. Dafür nutzen wir neue Medien und bleiben mit den Gläubigen in Kontakt“, so Superintendent Manfred Sauer. „Bleiben wir konsequent, bleiben wir vorsichtig und behutsam“, rief Sauer auf.

“Bleiben wir solidarisch”

Esad Memic von der Islamischen Glaubensgemeinschaft strich ebenso die wichtige Bedeutung, sich in dieser Form an die Bevölkerung zu wenden, hervor. „Wir haben in den letzten Jahren, in guten, wie in schlechten Zeiten bewiesen, dass wir zusammenarbeiten und sind jetzt mehr denn je gefordert, als Gesellschaft zusammen zu halten, diszipliniert zu sein und uns an die Anordnungen zu halten. Bleiben wir geduldig und diszipliniert“, rief Memic seine Glaubensanhänger auf und wünschte zugleich allen Christen ein schönes Osterfest. Memic sprach auch den bevorstehenden Fastenmonat, den Ramadan, der am 23. April beginnt und am 23. Mai endet, an und wendete sich an die Muslime: „Es ist gerade jetzt sehr wichtig, bleiben wir solidarisch, schützen wir einander und andere. Unsere Moscheen bleiben geschlossen. Bleiben Sie zu Hause, feiern und beten Sie zu Hause. Wir werden uns für unsere Gebete via Telefon oder Facebook treffen!“ Abschließend bedankte sich Memic bei allen, die arbeiten müssen, die das Leben aufrechterhalten und sagte: „Wir werden als Einheit in der Vielfalt diesen Kampf gewinnen“.