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Aktuell - Kärnten
In der Corona-Krise sollen einige Akutpatienten in Kärntner Krankenhäusern nicht behandelt worden sein.
In der Corona-Krise sollen einige Akutpatienten in Kärntner Krankenhäusern nicht behandelt worden sein. © Fotolia 144943646

Fehlentscheidungen bei Behandlungen:

Keine Behandlung für Akut­patienten: Kritik an Spitälern

Kärnten – Richtig einzuschätzen, was in der Medizin ein Akutfall ist und was nicht, ist gerade in der aktuellen Corona-Situation besonders wichtig. Wie der ORF Kärnten am heutigen Dienstag, dem 2. Juni, berichtet, ist es dabei in letzter Zeit in Kärnten aber anscheinend zu etlichen Fehleinschätzungen gekommen. Eine lückenlose Aufarbeitung aller betroffenen Fälle wird gefordert.

 5 Minuten Lesezeit (629 Wörter) | Änderung am 02.06.2020 - 12.57 Uhr

Aus einem aktuellen Medienbericht des ORF Kärnten geht hervor, dass es während der Coronavirus-Krise anscheinend einige Fehleinschätzungen in Kärntner Krankenhäusern gegeben haben soll. So sollen etwa zwei Patienten mit Herzinfarktsymptomen und auffälligen Blutwerten im Krankenhaus nicht als “akut” eingestuft worden sein. Erst nach Nachhaken durch Internisten wurden die beiden Patienten behandelt. Auch ein Patient mit Krebsverdacht wurde wieder nach Hause geschickt. Nur durch ein Argument der Patientenanwaltschaft wurde schließlich eine Biopsie beim Patienten durchgeführt.

Wie aus dem ORF-Bericht hervorgeht, sei das Aufnahmesystem der Spitäler zum Schutz vor dem Coronavirus zurückgefahren und auf Akutfälle beschränkt worden. Laut der Patientenanwältin Angelka Schiwek habe es dabei einige Fehleinschätzungen gegeben.

Team Kärnten fordert Aufarbeitung

Geschockt zeigt sich Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer in einer heutigen Aussendung. Er fordert nun eine lückenlose und schonungslose Aufarbeitung aller betroffenen Fälle: „Mittlerweile wissen wir, welche fatalen Folgen das Herunterfahren des Gesundheitssystems hatte. Ich kenne persönlich Fälle, wo Patienten mit schweren Erkrankungen umgehend und vor allem nicht therapiert das Krankenhaus verlassen mussten. Bis jetzt kennen wir nur die Spitze des Eisbergs, aber noch nicht die gesamten Kollateralschaden in Kärnten.“ Köfer verlangt von der zuständigen Gesundheitsreferentin Prettner, dass diese eine Untersuchungskommission einsetzt und einen vollständigen, transparenten Bericht vorlegt, der alle Folgewirkungen und Auswirkungen der Corona-Krise beleuchtet: „Betroffene Patienten, die ebenfalls unter der Corona-Krise zu leiden hatten und nicht ausreichend behandelt wurden, sollen sich unbedingt bei den entsprechenden Stellen melden.“

Köfer: “So etwas darf es nicht geben”

Köfer: „Krebspatienten wurden wieder nach Hause geschickt – so etwas darf es in unserem hoch entwickelten Gesundheitssystem schlicht und ergreifend nicht geben.“ Um für zukünftige Krisen und Pandemien besser gerüstet zu sein, trete Köfer weiter dafür ein, die Anzahl an Intensivbetten in Kärnten zu erhöhen. Den Forderungen nach Bettenkürzungen erteilt der Chef des Team Kärnten gleichzeitig eine klare Absage: „Es gilt aus der Corona-Situation zu lernen und daraus die richtigen Lehren zu ziehen.“

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Gerhard Köfer: “So etwas darf es in unserem hoch entwickelten Gesundheitssystem schlicht und ergreifend nicht geben.“

Gerhard Köfer: “So etwas darf es in unserem hoch entwickelten Gesundheitssystem schlicht und ergreifend nicht geben.“ - © 5min.at

FPÖ-Darmann: “15.000 Patienten kommen nicht dran”

Auch FPÖ-Landesparteichef Gernot Darmann äußerte sich in einer heutigen Aussendung zu den bekanntgewordenen Fehleinschätzungen bei Akutpatienten. „Spät aber doch verweist die Kärntner Patientenanwaltschaft auf die dramatische Unterversorgung der Nicht-Corona-Patienten. Die geschilderten Fälle sind nur die Spitze des Eisberges. Es sind mehrere tausend Patienten in Kärnten betroffen. Die Landesspitäler rechnen selbst mit 90.000 Belagstagen weniger als 2019. Bei einer durchschnittlichen Belagsdauer von 6 Tagen bedeutet dies: 15.000 Kärntner, die im Normalfall in einem Krankenhaus betreut werden sollten, kommen heuer wegen Corona nicht dran. Hier liegt ein schweres Versagen der Gesundheitspolitik vor, die wegen Corona alles andere aus den Augen verloren hat”, so Darmann.

Darmann: “Ende der Misere noch nicht abzusehen”

“Die zuständige SPÖ-Gesundheitsreferentin Prettner ignoriert dieses Desaster, erhebt keine Daten und Fakten dazu und versucht es totzuschweigen. Dies, obwohl Kärntens oberster Intensivmediziner Prof. Rudolf Likar berichtet, dass Patienten durch die Nichtbehandlung schwere gesundheitliche Schäden (Beinamputationen) erlitten und manche sogar zu Tode kamen. Likar schreibt in seinem Buch, dass 700 der 1.200 Betten des Klinikums monatelang leer standen. Ein Ende dieser Misere ist noch lange nicht abzusehen ist“, warnt FPÖ-Landesparteichef Gernot Darmann.

Darmann fordert Gesundheitsreferentin Prettner auf, ein Konzept vorzulegen, wie diese Missstände auch unter Einbeziehung von Privatkliniken beseitigt werden können. Diese könnten helfen, die vielen wartenden Patienten zu versorgen. Überdies müsse ein Fonds geschaffen werden, der schwerbetroffene Nicht Corona-Patienten entschädigt.

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Darmann fordert Gesundheitsreferentin Prettner auf, ein Konzept vorzulegen, wie die Missstände beseitigt werden können.

Darmann fordert Gesundheitsreferentin Prettner auf, ein Konzept vorzulegen, wie die Missstände beseitigt werden können. - © FPÖ