Wetterlagen mit Unwetterpotenzial:
ZAMG warnt: Gewittersaison kommt auf uns zu
Kärnten – "Allmählich kommt die Gewittersaison wieder in Schwung", warnt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Damit steigt auch die Gefahr von Überflutungen und Murenabgängen.
Laut Berichten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) brachte das Jahr 2020 bisher ungewöhnlich wenige Gewitter. Bis inklusive 9. Juni registrierte das Österreichische Blitzortungssystem ALDIS nur rund 7.000 Blitzeinschläge in Österreich. Das ist gemeinsam mit 2019 einer der zwei niedrigsten Werte seit Beginn der Blitzmessungen im Jahr 1992. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 gab es von Jahresbeginn bis Anfang Juni rund 52.000 Blitzeinschläge in Österreich.
Großwetterlage ist prädestiniert für die Bildung von Gewittern
Allmählich soll die Gewittersaison aber in Schwung kommen. Grund dafür ist eine flache Druckverteilung mit Zufuhr von warmer, schwüler Luft aus östlichen Richtungen. Diese Großwetterlage ist prädestiniert für die Bildung von Gewittern und dürfte für zumindest eine Woche Bestand haben. Dabei steigt auch die Gefahr von Überflutungen und Murenabgängen, insbesondere wenn bestimmte Regionen wiederholt von Gewittern betroffen sind.
Zunahme des Gewitterpotenzials
Um langfristige Änderungen in der Zahl von Gewittern und Unwettern zu analysieren, werden in einem derzeit an der ZAMG laufenden Projekt die Wetterlagen der letzten Jahrzehnte in Europa analysiert. Ein Ergebnis: In Österreich liegt die Zunahme des Gewitterpotenzials seit den 2000er-Jahren bei etwa 20 Prozent. Dabei muss man beachten: Das entspricht nicht einer Zunahme von Gewittern. Denn nicht bei jeder gewitteranfälligen Wetterlage werden auch tatsächlich Gewitter ausgelöst.
Klimaerwärmung dehnt Gewittersaison aus
Die Ergebnisse lassen sich mit der Klimaerwärmung in einen physikalischen Zusammenhang bringen: Pro Grad Erwärmung kann Luft im typischen Temperaturbereich der Atmosphäre um etwa sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen. Dieses Plus an Wasserdampf überträgt sich einerseits direkt in höhere Niederschlagsintensitäten. In Österreich dehnt sich wegen der zunehmenden Erwärmung die Gewittersaison in Richtung Frühling und Herbst aus.
Verbauung kann Auswirkungen verstärken
Georg Pistotnik, Klimaforscher an der ZAMG, erklärt: „Die zunehmende Versiegelung von Flächen und die Verdichtung des Bodens in landwirtschaftlichen Nutzflächen erhöhen den Anteil des Wassers, der sofort oberflächlich abfließt. Außerdem steigt die öffentliche Wahrnehmung derartiger Ereignisse, da mittels Smartphone binnen Sekunden Fotos und Videos in sozialen Netzwerken geteilt und von den Medien aufgegriffen werden.“