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Leben - Kärnten
© pixabay.com

Zum Gedenktag der Drogentoten

“Ich bin im Schatten der Drogen­sucht meines Vaters aufgewachsen”

Kärnten – Anna* ist eine selbstbewusste erwachsene Frau, die aus einer Akademikerfamilie stammt. Klingt gut, aber es war nicht immer so. Denn Anna ist die Tochter eines Drogensüchtigen.

 4 Minuten Lesezeit (497 Wörter)

“Es ist ein Leben mit Höhen und Tiefen, wenn man einen suchtkranken Angehörigen hat, meist ist es aber der Schatten der überwiegt”, erzählt uns Anna* traurig im Interview. Schon in der Volkschule wusste sie Bescheid, dass ihr Papa krank war, wie sehr ist ihr aber erst später bewusst geworden. Zum heutigen Gedenktag der Drogenverstorbenen haben wir uns mit ihr unterhalten, um auch die Seite der Angehörigen mal zu durchleuchten.

Verzweiflung und Wut

“Zuerst versteht man nicht wie sehr eine Sucht einen Menschen in der Hand hat. Dann wird es einem klar und man bemerkt, dass man demjenigen trotzdem nicht viel helfen kann, das hinterlässt eine Ohnmacht, der man nicht immer gewachsen ist”, die selbstbewusste Anna knickt bei dem Gespräch ein wenig ein und man merkt ihr an, dass der Schmerz noch präsent ist. “Verzweiflung, Wut und auch Trauer wechselten sich ständig ab, wenn ich meinen Papa so sah, ich konnte einfach nicht verstehen, dass diese Krankheit ihn so heimtückisch in der Hand hatte”, viele Angehörige von Suchtkranken kennen laut ihr dieses Wechselbad der Gefühle.

Es ist eine Krankheit – keine Schwäche

Oftmals werde eine Drogensucht mit einer Schwäche gleich gesetzt. Was für ein Leidensdruck aber für Süchtige und deren Angehörigen durch die Erkrankung entstehe, könne man nur erahnen. “Viel zu oft bekam ich zu hören, dass mein Papa einfach zu schwach war um mit den Drogen aufzuhören, aber das Problem einer Sucht geht viel tiefer als eine sogenannte “Schwäche”, es ist eine erstzunehmende Krankheit, die einem Teufelskreis gleicht, dem man nur schwer entkommt”, erzählt die junge Frau. So war es auch bei ihrem Papa. “Er fühlte sich schuldig wenn er Drogen nahm, seiner Familie und seinen Freunden gegenüber. Deswegen versuchte er auch immer wieder einen Entzug zu machen. Leider ohne Erfolg”, erzählt sie.

Diskrimierung muss aufhören

“Ich wurde schon als Kind diskriminiert weil mein Vater ein bekannter Drogensüchtiger war. Kinder durften deswegen nicht mit mir spielen und als Jugendliche wurde ich ständig gefragt, was für Drogen ich so zu mir nehme”, hier hört man den Schmerz aus ihrer Stimme richtig heraus. Suchtproblematiken gebe es in jeder Bevölkerungsschicht, die Erkrankung könne jeden treffen. “Ich wünsche mir, dass Menschen aufhören Vorurteile zu haben und ein wenig mehr Toleranz gegenüber den Süchtigen an den Tag legen.” Prävention sei laut Anna* das A und O. “Es geht so schnell, dass man sich in eine Sucht verrennt und da wieder hinaus zu kommen ist ein Kraftakt. Der Abhängige leidet, aber auch das Umfeld leidet oft still und hilflos mit”. Abschließend erinnert sich Anna* noch einmal an ihren verstorbenen  Vater, der vor elf Jahren an einer Überdosis starb: “Mein Papa war einer der liebsten Menschen auf der Welt, er konnte nur mit seiner Erkrankung nicht mehr umgehen.”

*Name von der Redaktion geändert