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Wirtschaft - Kärnten
Erstmals in der Genossenschaftsgeschichte der Molkerei: Zwei Kandidaten bei Delegiertenwahl um den Obmannsessel. Links Roman Berger, rechts Albert Petschar
Erstmals in der Genossenschaftsgeschichte der Molkerei: Zwei Kandidaten bei Delegiertenwahl um den Obmannsessel. Links Roman Berger, rechts Albert Petschar © KK

Show-Down in der Draustadt:

Erstmals Duell um Obmann­funktion bei der Kärntner­milch

Villach – Morgen Vormittag blicken über 1.100 Kärntner Milchbäurinnen und -bauern gespannt nach Villach. Im Hotel Globo Plaza soll der neue Obmann der größten Molkerei Kärntens, der Kärntnermilch, gewählt werden. Was bisher eher reine „Formsache“ für die Delegierten war, spitzt sich nun zu einem wohl einzigartigen Duell zweier Kontrahenten zu. Es geht um die Macht in der Genossenschaft die sich mit über 100 Millionen Euro Jahresumsatz und 200 Mitarbeitern zu einem regelrechten Konzern entwickelt hat.

 5 Minuten Lesezeit (718 Wörter)

Glückliche Kühe und zufriedene heimische Milchbauern, so sollte das Image von Kärntens Marktführer, der Kärntnermilch, der Werbung nach aussehen. Glücklich scheinen anscheinend aber nicht alle zu sein bei denen es um die Milch geht. Denn bei der Frage nach dem neuen Obmann der Traditionsmolkerei rumort es in der Genossenschaft. Für die Funktion des scheidenden Obmannes Reinhard Scherzer stellen sich diesen Donnerstag in Villach erstmals zwei Kandidaten der Wahl von Delegierten. Die Kontrahenten sind Albert Petschar aus Töplitsch bei Villach und der Gitschtaler Vollerwerbsmilchbauer Roman Berger.

Schiefe Optik um Brüderpaar Petschar?

Der 51-jährige Roman Berger sieht im Antreten von Albert Petschar eine äußert schiefe Optik: „Ich werde nicht akzeptieren, dass die größte Molkerei Kärntens von einem Brüderpaar regiert wird“. Gemeint ist damit das Brüderpaar Petschar: Helmut Petschar leitet als Geschäftsführer das Unternehmen, Bruder Albert könnte nach erfolgreicher Wahl, als neuer Obmann der Molkerei fungieren. Er sieht im Antreten des Gegenkandidaten Petschar aber auch ein Politikum. Laut Berger sei „die Molkerei seit Jahrzehnten in Bauernbundhand. Ich bin aktuell freiheitlicher Kammerrat in der Landwirtschaftskammer und daher will man mit aller Gewalt verhindern, dass ich Obmann werde.“ Berger habe klar und deutlich angeboten, dass wenn er als Obmann das Vertrauen erhalten würde, seine Funktion als Kammerrat in der Landwirtschaftskammer für die Freiheitliche Bauernschaft zurücklegt. „Ich möchte mir niemals parteipolitisches Verhalten nachsagen lassen müssen und werde mich unabhängig für alle Belange der Milchbauern sowie der Mitarbeiter einsetzen.“ Mit 40 Milchkühen zu Hause weiß er aber auch, dass es regionale Themen gibt, die es auf die Agenda zu setzen gilt. Sein Herzensthema ist vor allem der Milchpreis, “hierfür werde ich mich unermüdlich einsetzen.” Seine Kandidatur als Obmann sei auch von viel Zuspruch geprägt: „Ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten und hoffe in der Molkerei nun auf einen Richtungswechsel“.

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Kärntnermilch Geschäftsführer Helmut Petschar

„Eine Wahl, bei der die Delegierten entscheiden werden“

„Im Vorstand und Aufsichtsrat gab es eine geheime Abstimmung. Hier stimmte die Mehrheit für Albert Petschar und nicht für Roman Berger,“ schildert Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntnermilch. Berger habe diese Entscheidung nicht akzeptiert und wollte daraufhin selbst kandidieren. Die Letztentscheidung fällt nun morgen Donnerstag in Villach. Laut Helmut Petschar „eine ganz normale geheime Wahl, bei der die Delegierten entscheiden“. Kritik kam auf, dass die bevorstehende Wahl lediglich mit Handzeichen durch die Delegierten erfolgen solle, dem sei laut Petschar aber keinesfalls so. Der Wahlmodus würde wie im Genossenschaftsgesetz durchgeführt werden. Auf den Vorwurf die Molkerei würde dann von beiden Brüdern dominiert, erklärt der Geschäftsführer: „Grundsätzlich ist es so, dass der Obmann die Aufgabe hat, die bäuerlichen Belange zu machen. In der Geschäftsgebarung hat sich noch nie ein Obmann eingemischt und das wird auch weiterhin so sein.“

„Mein Bruder und ich haben Privat und Beruf immer schon getrennt“

Eine Problem sieht auch der vom Aufsichtsrat und Vorstand mehrheitlich bestätigte Obmannkandidat Albert Petschar nicht: „Sicherlich nach Außen, mag das komisch aussehen. Aber in Wahrheit sind das zwei verschiedene Paar Schuhe. Der Geschäftsführer ist und bleibt der Chef der Firma. Der Obmann hingegen ist der Vorsitzende der Eigentümervertreter. Der Geschäftsführer war und ist dem Vorstand gegenüber verantwortlich. Ich bin schon seit 16 Jahren im Vorstand. Mein Bruder und ich haben Privat und Beruf immer schon getrennt und diese Trennung hat bisher gut funktioniert”. Auf die Frage ob es noch andere Personen gegeben habe, die sich ebenso bereit erklärt hätten die Obmannfunktion zu übernehmen, schildert Petschar: „Es gab noch einen anderen Kandidaten“. Dieser habe aber zugunsten von Petschar, seine eigene Kandidatur zurückgezogen. „Viel deutlicher als mit 18 zu 3 Stimmen kann eine Entscheidung im Vorstand und Aufsichtsrat nicht fallen. Seit 16 Jahren bin ich als Obmannstellvertreter im Kärntner Rinderzuchtverband tätig. Ich habe gelernt, wie man mit in einer Genossenschaft miteinander umgeht und auch welche Rechte und Pflichten ein Funktionär hat. Wenn ich als Funktionär aktiv bin, muss ich meine privaten Interessen nach hinten stellen. Beschlüsse in Gremien sind zu akzeptieren, auch wenn ich selbst dagegen gestimmt habe. Das kann anscheinend nicht jeder …“