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Aktuell - Klagenfurt
© pixabay.com

Spielwarenteile nie geliefert

Über 300.000 Euro Schaden: Spielwaren­händler betrog Firmen weltweit

Klagenfurt – Ausgehend eines vermeintlichen Bagatelldelikts, Betrug in der Höhe von ca. 241 Euro, welches der PI Annabichl über des Bundeskriminalamts vermittelt wurde, konnte in akribischer kriminalistischer Kleinarbeit mehrfacher schwerer Betrug mit einer über dreihunderttausend Euro übersteigenden Schadenssumme geklärt werden.

 5 Minuten Lesezeit (624 Wörter)

Die Ermittlungen diesbezüglich begannen im Juni 2020, wobei ein 23-jähriger Mann aus Klagenfurt mehrere Firmen unter anderem aus China, Holland, Deutschland, Ungarn, Slowenien, Amerika aber auch Österreich schädigte.

Vertrauen erschlichen

Der 23-Jährige, welcher ein Spielwarengeschäft und einen Online-Handel in Klagenfurt betrieb, verkaufte im Sommer 2019 mehrere Paletten mit Sets aus Kinderplastikbausteine einer namhaften europäischen bzw. der weltweit größten Spielzeugfirma an zwei Großhändler aus Hongkong und den Niederlanden um 34.000 Euro. Diese Sets wurden um ca. 10 bis 20% unter dem Listenpreis angeboten und auch tatsächlich mit Verlust verkauft. Diesen Verlust nahm der 23-Jährige in Kauf, da er anbot, weiterer hunderte Stück dieser Sets zu diesem Preis verkaufen zu können. Dadurch hat er das Vertrauen dieser beiden Kunden erkauft und sie so zu weiteren Überweisungen veranlasst, da in diesem Großhandel die Vorauskasse üblich ist.

Keine Lieferungen mehr durchgeführt

Nachdem der 23-Jährige versicherte die bestellte Ware lagernd und lieferfertig zu haben, und die erste Lieferung problemlos erfolgte, wurde die Zahlung in der Höhe von 172.000 Euro geleistet, es wurde aber keine Lieferung mehr durchgeführt. Im Juni 2020 versendete der 23-Jährige an zwei Käufer aus China via Luftfracht mehrere Palletten mit Spielsand, um das Gewicht für den Frachtbrief der Spedition auf das Niveau einer tatsächlichen Lieferung zu bringen. Auch hier wurde im Vorfeld angegeben im Besitz der bestellten Ware (3 x 200 Stück Spielsets) zu sein. Auch diese hatte er ebenfalls unter dem Verkaufspreis angeboten. Jedoch wurden hier keine Teillieferungen nach Hongkong versendet, sondern gleich der Spielsand.

Gefälschte Kopien als Ablenkung

Nach Beschwerden der Geschädigten täuschte der 23-Jährige mit gefälschten Kopien von Buchungen die Schadenswiedergutmachung vor, um vermutlich Zeit zu gewinnen. Die Schadenshöhe beträgt ca. 46.000 Euro. Aufgrund der umfangreichen Ermittlungen konnte auch noch in Erfahrung gebracht werden, dass der 23-Jährige insgesamt 39 Säcke vom versendeten Spielsand gekauft hatte.

E-Mails als Beweis

Bis dato wurden über 350 Seiten E-Mail Verläufe gesichtet, worin deutlich hervorgeht, dass der Verdächtige gegenüber den Geschädigten angab, dass er die Ware lagernd und versandfertig hat. Der 23-Jährige stand mit 13 Großhändlern (Deutschland, Tschechien, Dänemark, Slowenien und Österreich) in geschäftlicher Beziehung, wobei mit sämtlichen Händlern bzw. Zulieferern Kontakt aufgenommen wurde und in Erfahrung gebracht wurde, dass der 23-Jährige niemals im Besitz der versprochenen Spiele Sets war.

Auch Kunden betrogen

Bei den intensiven Erhebungen konnten noch weitere größere Geschädigte und einige kleine Geschädigte (ca. 30 Personen) ermittelt werden. Diesbezüglich sind die Erhebungen jedoch noch nicht abgeschlossen, da immer wieder Anzeigen aus allen Teilen Europas und Amerikas einlangen. Bei den kleineren Geschädigten handelte es sich um Kunden, welche die Ware über den Onlinehandel des Verdächtigen bestellten. Die bisher ermittelte Gesamtschadenssumme beträgt ca. 100.000 Euro (Tendenz steigend).

Für Aussage aus Holland angereist

Da die chinesischen Geschädigten noch keine offizielle Anzeige bei der Hongkonger Polizei erstattete hatten um der österreichischen Rechtsordnung gerecht zu werden, wurde auch in Hongkong Anzeige erstattet. Diese Anzeigen wurden im Original an die PI Annabichl weitergeleitet und von einem Dolmetsch übersetzt. Eine 48-jährige holländischer Geschädigte reiste extra aus Holland an um ihr Aussage persönlich auf der PI Annabichl zu tätigen.

Von dem Geld fehlt jede Spur

Von den betrügerisch herausgelockten Bargeldbeträgen über 300.000 Euro konnten bislang trotz durch die Staatsanwaltschaft angeordneter Kontoöffnungen noch kein namhafter Betrag gefunden werden. Dem Antrag für die Untersuchungshaft und Hausdurchsuchung wurde stattgegeben. Der 23-Jährige wurde am 14. Oktober 2020 festgenommen und in die Justizanstalt eingeliefert. Bei der durchgeführten Hausdurchsuchung konnten Schriftstücke vorgefunden werden die auf weitere Opfer schließen lassen. Diesbezüglich sind noch weitere Erhebungen erforderlich.