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Wirtschaft - Klagenfurt
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Wettkampf um Rang der Triathlon-Hauptstadt

Hallenbad Neu: Klagenfurt liefert sich Rennen um Millionen-Förderungen

Klagenfurt – Am Anfang der Pressekonferenz war vor allem eines klar: Dass nicht viel klar war. Vorne am Podium nahm der versammelte Stadtsenat der Landeshauptstadt Klagenfurt inklusive Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole Platz.

 7 Minuten Lesezeit (849 Wörter) | Änderung am 12.11.2020 - 15.54 Uhr

Von Franz Miklautz. Im Publikum: Die Klagenfurter Medienriege, die gespannt auf  Details zum geplanten Klagenfurter Hallenbad wartete. Seit dem Beschluss der Stadt, sich für das Vorhaben einen Innovationspartner zu suchen, war geraume Zeit ins Land gezogen. Vorweg: Es ist der Bauriese Porr geworden – 5 Minuten Klagenfurt berichtete. Nur: Wer in der Pressekonferenz wissen wollte, woher die 42 Millionen Euro für den neuen Badetempel kommen sollen, der wurde rätselratend wieder nach Hause geschickt. Denn weder Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) noch STW-Vorstand Erwin Smole konnten sagen, wie genau das Geld aufgebracht werden soll. Heute, gut ein Monat nach besagter Pressekonferenz, scheint zum Teil klar, warum dazu nur unpräzise Antworten kamen: Die Bundesförderung des Sportministeriums steht noch gar nicht fest. Und das hat einen Grund.

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Rohrergründe: Hier soll das neue Hallenbad entstehen

Im Fokus: Das 50-Meter-Becken

Und der heißt Innsbruck. Auch die Tiroler Landeshauptstadt spielt mit dem Gedanken, sich beim Sportministerium um die Förderung eines 50-Meter-Sportbeckens anzustellen. Und steht damit in unmittelbarer Konkurrenz zu Klagenfurt. Denn auch die Kärntner Landeshauptstadt hofft auf eine Co-Finanzierung des Bundes für ihr 50-Meter-Becken im neuen Hallenbad. Das soll dazu beitragen, der Vision der Stadt näherzukommen, zum Triathlon-Mekka Österreichs zu werden. Das Sportministerium bestätigt diesbezügliche Kontakte mit der Stadt Klagenfurt: „Es hat Gespräche gegeben“, aber es wäre noch kein abschließendes Förderansuchen eingereicht worden, sagt Sektionschef Philipp Trattner. Die Frage, ob es für die Förderung nötig sei, den Status eines „Bundesleistungszentrums Triathlon“ zu führen, verneint Trattner: „Die Förderung bezieht sich nicht auf den Namen ,Bundesleistungszentrum’, sondern auf die Bundesrelevanz der Infrastruktur. Welche Athleten dort trainieren.“ Also auch, wie attraktiv das Bad für Spitzensportler ist.

„Ihr habt zwar Lisa Perterer, aber …“

Was die angesprochenen Athleten angeht, hätte Tirol nach eigenem Befinden die Nase vorn: „Ihr habt zwar Lisa Perterer“, sagt Tirols Triathlon-Verbandspräsident Julius Skamen auf Anfrage, „aber wir haben mehr Nachwuchsathleten“. Bis zu sieben Top-Talente würden in Innsbruck trainieren, so Skamen, der derzeit lediglich über ein 25-Meter-Becken verfügt, doch für die Zukunft wie gesagt auf ein 50-Meter-Becken hofft: „Da muss aber erst eine politische Entscheidung her.“ Die ist in Klagenfurt mit dem Gemeinderatsbeschluss für das neue Hallenbad schon gefallen. Für die Tiroler Landeshauptstadt aber spricht, dass Innsbruck dem Vernehmen nach innerhalb des österreichischen Triathlon-Verbands zum sogenannten „Stützpunkt West“ aufsteigen könnte. Doch das ist für das Sportministerium nicht relevant: Eine Ernennung Innsbrucks zum Stützpunkt liege in der Autonomie des österreichischen Triathlon-Verbands, „das hat aber keine Auswirkung auf die Förderungen des Bundes“, so Trattner.

Der Generalsekretär des Bundesverbands Triathlon, Herwig Grabner, stellt zudem klar: „Wir verhalten uns völlig neutral gegenüber beiden Standorten. Uns ist nur wichtig, dass wir in Summe mehr Wasserfläche für die Athleten bekommen.“ 

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Gute Chancen für Klagenfurt: Mt dem Langdistanz-Triathlon Ironman Austria ist Klagenfurt eine Fixgröße im Welt-Kalender der Ironman-Organisatoren.

Gute Chancen für Klagenfurt: Mt dem Langdistanz-Triathlon Ironman Austria ist Klagenfurt eine Fixgröße im Welt-Kalender der Ironman-Organisatoren. - © KK

Klagenfurt eine Armlänge vorn?

Eine kleine Präferenz des Verbands dürfte es aber dennoch geben, wie das Sportministerium verrät: „Bei einer Besprechung im Sommer 2019 […] hat sich der anwesende Präsident des österreichischen Triathlon-Verbandes klar für Klagefurt ausgesprochen“, sagt Trattner. Was wohl mit der Tatsache zusammenhängt, dass Klagenfurt mit dem Langdistanz-Triathlon Ironman Austria eine Fixgröße im Welt-Kalender der Ironman-Organisatoren ist. 

Ausweichbecken Slowenien

Relevant für eine Bundesförderung sind also Infrastruktur und die Athleten vor Ort. Kärntens Triathlon-Präsident Christian Tammegger würde eine Entscheidung für Klagenfurt auf jeden Fall begrüßen: „Derzeit müssen unsere Vereine nach Slowenien ausweichen, weil wir in Kärnten zumindest in Sachen Schwimmen keine adäquaten Trainingsstätten haben.“  Die Zuschüsse für Infrastruktur liegt laut Sportministerium bei rund einem Drittel der förderbaren Einrichtungen. Nimmt man an, dass das 50-Meter-Becken plus sportspezifische Ausstattungen und Equipment einen nicht unwesentlichen Teil der 42 Millionen Euro Gesamtkosten ausmachen könnten, würde die Fördersumme, egal ob nun für Innsbruck oder Klagenfurt, wohl im Millionenbereich liegen. 

Fotofinish um Geldsegen

Momentan ist Klagenfurt innerhalb des österreichischen Triathlonverbandes einer von drei Bundesstützpunkten (zusammen mit Salzburg und der Südstadt). Ein Wermutstropfen könnte jedoch werden, dass es aufgrund verbandsinterner Umreihungen dazu kommen könnte, dass Klagenfurt diesen Status abgibt. „Dazu ist aber noch keine Entscheidung gefallen“, sagt Tammegger. Zwischen Innsbruck und der Lindwurmstadt könnte es also zu einem Fotofinish um eine Millionenförderung kommen.

Infos

Triathlon:

Olympische Distanz: 1,5 Km Schwimmen, 40 Km Radfahren, 10 Km Laufen

Ironman 70.3 (Half-Ironman): 1,9 Km Schwimmen, 90 Km Radfahren, 21,1 Km Laufen (Halbmarathon)

Ironman: 3,8 Km Schwimmen, 180 Km Radfahren, 42,2 Km Laufen (Marathon)

Lisa Perterer ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten österreichischen Triathletinnen. Die in Villach geborene Sportlerin ist mehrfache Staatsmeisterin und zweifach Olympiateilnehmerin.

Der Autor

Der Klagenfurter Franz Miklautz ist als Investigativjournalist tätig. Unter anderem betreibt er die Plattform mediapartizan.at, auf der er regelmäßig Missstände aufdeckt. Er war nominiert für den Literaturpreis Wartholz VII und ist Gewinner des “Erostepost”-Literaturpreises 2014.

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