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Leben - Klagenfurt
© zentralbetriebsrat kabeg

Dramatische Situation in Spitälern

Krankenhaus­personal am Limit: „Während des Dienstes fließen oft Tränen“

Klagenfurt – Das Krankenhauspersonal stößt aktuell an seine Grenzen. Sogar Triage-Gerüchte verbreiten sich seit einigen Tagen. "Wir haben jetzt eine absolute Ausnahmesituation", berichtet Ronald Rabitsch, Vorsitzender des Betriebsrates im Klinikum Klagenfurt, gegenüber 5 Minuten. 

 4 Minuten Lesezeit (598 Wörter) | Änderung am 05.12.2020 - 14.47 Uhr

Zusatzdienste stehen an der Tagesordnung. Akne aufgrund des MN-Schutzes gehört zum Arbeitsalltag. Covid-Positive Kollegen haben ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht arbeiten können. Neue Mitarbeiter weinen im Dienst. Ronald Rabitsch, Vorsitzender des Betriebsrates im Klinikum Klagenfurt berichtet von der dramatischen Situation im Krankenhaus.

Pflegepersonal am Ende der Kräfte

“Ihre Freizeit verbringen die Pflegekräfte oft nur mehr mit schlafen. Vor allem die zwölf Stunden Dienste im Covid-Bereich sind extrem anstrengend. Wir haben neue Kollegen, die im Dienst weinen. Es ist extrem herausfordernd”, erzählt Rabitsch. Eine Pflegerin berichtete ihm sogar von Sekundenschlaf beim Autofahren aufgrund der anstrengenden Dienste. “Sie ist beim Nachhause fahren vom Nachtdienst kurz eingenickt.” Der Grund: Zusatzdienste stehen an der Tagesordnung. “Die Kollegen haben teilweise nur einen Schlaftag und müssen tags darauf schon wieder arbeiten. In Kombination arbeiten sie auch noch in einem schwierigen Bereich. Das ist extrem belastend”, weiß Rabitsch.

Starker Personalmangel

Aufgrund von Quarantäne und Coronafällen gibt es auch starken Personalmangel. Teams müssen teilweise komplett neu zusammengewürfelt werden. “Wir haben Kollegen, die seit Jahren im Patiententransport arbeiten und plötzlich auf einer ganz anderen Station aushelfen müssen. Es wird eine hohe Flexibilität vom ganzen Personal verlangt”, berichtet Rabitsch.

Aufgrund der Schutzausrüstung leiden viele Mitarbeiter außerdem unter “Makne” (Akne durch das Maskentragen) und Schuppenbildung. “Wenn man die Maske länger trägt, dann erwärmt das die Haut und trocknet sie aus. Die Schutzausrüstung selbst löst Hautschuppen aus. Dies ist für die Mitarbeiter natürlich eine zusätzliche Belastung”, erklärt der Betriebsrat-Vorsitzende.

Wirbel um Triage-Gerüchte

“Wir mussten mehrere Stationen zu Covid-Stationen umfunktionieren für die Patientenversorgung. In diesem Ausmaß gab es das bei einer Grippewelle zum Beispiel noch nie”, erzählt der Betriebsrat-Vorsitzende. “Verschwörungstheoretiker” lädt er herzlich ein, sich eine Covid-Station anzuschauen. Phasenweise habe es über 120 Patienten auf der Covid-Station gegeben. Zusätzlich rund 15 Patienten auf der Intensivstation. Ein Kärntner Medium berichtete kürzlich sogar von Triage-Gerüchten im Klinikum. Das heißt, Ärzte müssten entscheiden, wer behandelt wird und wer nicht. “Ich kann dies nicht bestätigen und auch nicht dementieren. Kollegen haben mir gesagt, dass es phasenweise zu Triagierungen gekommen ist. Ich selbst habe es nicht erlebt”, so Rabitsch.

Auch Kärntens Pressesprecher Gerd Kurath verneint die Gerüchte rund um Triagen in Kärntens Krankenhäusern: “Auch wenn derzeit viele Betten mit Corona-Patienten besetzt sind, Triage wird in den Kärntner Krankenhäusern keine durchgeführt. Wir haben uns auch nochmal direkt im Krankenhaus erkundigt und dort wurde von Experten bestätigt, dass keine Triage stattfindet.”

“Keine Grund, Angst zu haben”

Trotz der dramatischen Lage betont Rabitsch, dass man keine Angst davor haben brauche, sich ins Krankenhaus zu begeben, wenn man medizinische Hilfe braucht: “Die Bevölkerung soll weiterhin gleich ins Krankenhaus kommen, wenn sie Probleme haben und Hilfe benötigen. Es gibt jeder sein Bestes”.

Welle an Wertschätzung für das Personal

Aufgrund des Lockdowns gebe es im Klinikum aktuell eine leichte Entspannung. Trotzdem appelliert Rabitsch an die Bevölkerung: “Haltet euch auch nach dem 7. Dezember noch an Maßnahmen. Das Krankenhauspersonal braucht die kleine Verschnaufpause über die Weihnachtszeit dringend.” Auch betont der Betriebsrat-Vorsitzende die große Welle an Wertschätzung für das Pflegepersonal. “Wir bekommen viel positives Feedback. Immer wieder bekommen wir auch Anrufe von Klagenfurter Unternehmen, die gerne etwas vorbeibringen und sich bedanken wollen beim Personal. Es ist schön, dass es von der Bevölkerung auch viel Wertschätzung für unsere Arbeit gibt”, so Rabitsch abschließend.