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Auch angefressene Tierkadaver wurden bei dem Wohnhaus gefunden.
Auch angefressene Tierkadaver wurden bei dem Wohnhaus gefunden. © KK

Tiere in Messiehaus gefangen

Extremer Fall von Animal-Hoarding: “Kämpfen immer noch um ein Tierhalteverbot”

Klagenfurt – Schreckliche Szenen spielten sich in einem Messiehaus in Klagenfurt ab. Eine Mieterin soll dort mehrere Hunde und Katzen unter furchtbaren Bedingungen gehalten haben. Mindestens zwei Katzen starben. Für die ehemaligen Vermieter zählt jetzt nur noch eines: „Diese Frau muss unbedingt ein Tierhalteverbot bekommen.“

 6 Minuten Lesezeit (813 Wörter) | Änderung am 09.12.2020 - 19.44 Uhr

Nach dem Auszug einer Mieterin im Oktober, fanden die Vermieter ein Wohnhaus in Klagenfurt unter schrecklichen Bedingungen vor. „Das Haus war vollkommen verwüstet. Überall war Blut, Kot und Urin. Sogar zwei angefressene Katzenkadaver lagen bereits dort. Es war einfach schrecklich“, schilderte die zutiefst betroffene Vermieterin aus Klagenfurt im Gespräch mit 5 Minuten. Mindestens 11 Hunde und neun Katzen habe die Mieterin in dem Wohnhaus gehalten. Einen Teil davon lies die Animal Hoarderin bei dem Auszug verwahrlost zurück. Wie lange genau die zurückgelassenen Tiere sich im Wohnhaus befanden, ist unklar. Den Großteil nahm sie mit in eine neue Unterkunft.

Auch Nachbarn können die furchtbaren Zustände bestätigen. „Die Katzen haben wir bis zu uns ins Haus schreien gehört. Wir haben im heurigen Jahr unzählige Male die Tierhaltung angezeigt“, erzählt eine ehemalige Nachbarin der Animal Hoarderin gegenüber 5 Minuten. So soll die Polizei und das Ordnungsamt mehrmals bei der Mieterin vor Ort gewesen sein. „Wir selbst wurden allerdings nie davon in Kenntnis gesetzt, dass es Anzeigen gab, sonst hätten wir auch schon früher gehandelt“, kritisiert die ehemalige Vermieterin.

Hunde konnten gerettet werden 

Die Behörden nahmen der Frau an ihrem neuen Wohnort, ebenfalls in Klagenfurt, schließlich insgesamt 11 Hunde ab, darunter auch vier Welpen. Die Tiere wurden ins Tierkompetenzzentrum (Tiko) Klagenfurt gebracht. Dort werden sie seitdem versorgt. „Den Hunden geht es mittlerweile sehr gut, die Welpen entwickeln sich prächtig. Aber auch zu Beginn waren sie in keinem bedenklichen Zustand. Das Fell war sehr ungepflegt und verklebt, aber die Tiere waren wohlgenährt“, heißt es auf Nachfrage beim Tiko zu dem Fall. Unklar ist, was mit den restlichen Katzen passiert ist. “Man hatte aber immer das Gefühl, dass sich die Frau besser um die Hunde kümmerte, als um die Katzen”, erzählt eine ehemalige Nachbarin der Animal Hoarderin.

Kampf um Tierhalteverbot

„Es handelt sich bei der Täterin wohl um eine Mietnomadin, die schon mehrere Wohnungen und Häuser so zurückgelassen hat. Andere Vermieter der Frau haben uns leider ähnliche Geschichten erzählt”, teilt die ehemalige Vermieterin mit. Seitens der Polizei wurden mehrere Anzeigen bestätigt. Auch der Schaden, der durch das Animal Hoarding am Haus in Klagenfurt entstand, ist enorm. „Der ganze Boden muss herausgerissen werden, überall war Blut, Urin und Kot, da die Tiere nie raus durften. So wie es aussieht haben sie auch versucht, sich durch die Wände und den Boden zu fressen“, so die Klagenfurterin. Doch ihr und den Nachbarn geht es vor allem darum, dass gegen die ehemalige Mieterin endlich ein österreichweites Tierhaltverbot ausgesprochen wird. „Leider erwies sich der Weg dorthin bisher als sehr lang und steinig“, erzählt die Klagenfurterin entrüstet.

“Trotz Anzeigen nicht ausreichend kontrolliert”

Derzeit befindet sich der Fall bei der Staatsanwaltschaft. Ermittlungen laufen. Erste Zeugen wurden bereits einvernommen. „Jetzt kommt die Sache langsam ins Rollen, es hat jedoch alles viel zu lange gedauert. Man hatte das Gefühl, als würde es niemanden interessieren“, schildert die ehemalige Vermieterin wütend. So sei es für die Klagenfurterin unverständlich, warum scheinbar nicht ausreichend kontrolliert wurde, obwohl es seitens mehrerer Nachbarn zahlreiche Anzeigen gab. „Beamte und ein Amtsarzt sind zwar des Öfteren auf dem Grundstück gewesen, aber haben sich wohl nie im Inneren des Hauses umgesehen. Niemand kann mir erzählen, dass die Tierschreie dabei nicht gehört wurden, oder man den Urin- und Kotgeruch nicht wahrgenommen hat“, ist sich die Klagenfurterin sicher. Der zuständige Amtstierarzt wollte sich auf Anfrage von 5 Minuten nicht zu den Vorwürfen äußern.

“Keine Hinweise auf neuerliche Tierhaltung”

„Soweit wir wissen, hat die Frau aktuell wieder Hunde. Nachbarn haben Tierschreie gehört. Scheinbar kann man dagegen aber nichts machen, da eben noch kein Tierhalteverbot besteht“, erzählt die ehemalige Vermieterin. Auch nach dem Umzug kam es immer wieder zu Anzeigen gegen die Animal Hoarderin. Seitens der zuständigen Behörde im Magistrat heißt es dazu jedoch: „Sämtliche Tiere wurden Anfang November behördlich abgenommen. Diese befinden sich zur Zeit im Tierschutzkompetenzzentrum. Auch kann mitgeteilt werden, dass diversen Hinweisen bezüglich einer neuerlichen Tier- bzw. Hundehaltung nachgegangen wurde und bei einer unangekündigten Tierhaltungskontrolle am Mittwochmorgen kein Hinweis auf eine neuerliche Tierhaltung vorlag.” 

“Ein Tierleben scheint nichts wert zu sein”

Seitens der Klagenfurterin und den ehemaligen Nachbarn wird weiterhin alles dafür getan, um ein Tierhalteverbot so schnell wie möglich durchzusetzen. “Es ist einfach mühsam, wie lange alles dauert. Niemand scheint sich zuständig zu fühlen, ein Tierleben scheint nichts wert zu sein”, kritisiert die junge Frau die zuständigen Behörden. Auch eine ehemalige Nachbarin zeigt sich schockiert über die Vorgangsweise: “Ich habe selbst Katzen, deshalb geht mir der ganze Fall besonders nahe. Ich kann nicht nachvollziehen, warum nicht früher gehandelt wurde.”