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Leben - Kärnten
© Pixabay / KK

Sperrts doch die Gastro auf!

Wirtshaus: Oft schätzt man etwas erst richtig, wenn es weg ist…

Kärnten – „Ein Gasthaus ist wie eine Oase in der Wüste“, fabulierte schon vor rund 200 Jahren der französische Romancier Gustavo Flaubert, und der alte Willi Shakespeare stellte schon anno 1602 klar: „Ein Bierzapf ist ein gutes Gewerbe.“

 3 Minuten Lesezeit (425 Wörter) | Änderung am 13.12.2020 - 20.16 Uhr

Schöne Worte, doch was nutzen sie uns, wenn´s zua ist? Alles dicht: Restaurants, Wirtshäuser, Schenken, die Beisl, auch „die kleine Kneipe in unserer Straße, wo das Leben noch lebenswert ist.“ Peter Alexander hat damit vermutlich nicht mein Stammlokal gemeint, doch da ist`s echt „lebenswert“ – das kleine „Café Helga“ fehlt mir …

Gastro keine Schuld an 2. Welle

Dabei hatte Kanzler Kurz noch vor wenigen Tagen erklärt, „dass die Gastro keine Schuld trifft an der zweiten Welle. Hier wurde vorbildlich gearbeitet, der größtmögliche Schutz war gewährleistet.“ Selbst das deutsche Robert Koch-Institut hat erkannt, dass die Gastronomie nicht zu den Infektionstreibern zählt!

Vom Sterben der Gasthäuser

So hat das Sterben der Gasthäuser begonnen. In Wien z.B. sagt der „Liebe Augustin“, der Weltkriege, die Pest und zwei Türkenbelagerungen überlebt hat (das Lokal im fünften Bezirk gibt es seit 1447!) für immer „Pfiat Gott.“ In Kärnten ist die Zahl der Gaststätten seit 2005 ohnehin schon um 30 Prozent gesunken …

Appell: Sperrt die Gasthäuser auf!

Sperrt die Gasthäuser auf! – der Appell hier an dieser Stelle an die Regierung. Egal wie, zumindest bis 20, 21 Uhr, mit allen Sicherheitsmaßnahmen! Wenn`s sein muss, auch mit „Reisebeschränkung“ – also ohne Pendeln zwischen „Pumpe“ und „Augustin“, allgemein als Durststrecke bezeichnet … Klares Ja auch zum Promille-Miglia-Massentest: Wer verträgt schon nach zwei Monaten Abstinenz noch zwei Halbe …?

…unsere geliebten Gasthäuser

Endlich kein kühlblondes „Homeoffice“ mehr an der schnell gebastelten Theke dahoam in der Kuchleckn, kein „Distance Drinking“ mit einem Prost via Skype. Endlich wieder ein offenes Krügerl Bier, verzichtend auf  jedweden Corona-Rabatt …  Ein gastronomischer „Game Changer“ muss her, die „Herdenimmunität“, was eine Existenz ohne Durst betrifft, wird´s eh nie gegeben sein. Und wer steckt sich schon in einem Lokal an? – (Okay, außer ich …). „Ein Leben ohne Gastronomie ist möglich, aber sinnlos“, so steht es selbst im „Standard“. Ja, oft schätzt man Selbstverständliches erst, wenn es weg ist –  und das gilt nicht nur in der Liebe, sondern auch für unsere, auf eine andere Art geliebten Gasthäuser.

Der Kolumnist:

Der Kärntner Walter Grill war über 40 Jahre als Sportredakteur und Sport-Ressortleiter der Kärntner Tageszeitung / KTZ aktiv. Kein Blatt vor den Mund nahm sich Grill im Zuge seines Kommentares “Punch am Sonntag”, in welchem er diverse Themen vor allem im Sportbereich behandelte. Er engagierte sich auch als Fußballtrainer für die Jugend, Eishockeyschiedsrichter und Pressechef bei verschiedenen großen Sportveranstaltungen in Kärnten.