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Leben - Klagenfurt
2016 wurde bei Katharina Wallner ein Hirntumor festgestellt. Wir haben mit der Klagenfurterin über ihr Leben mit der Diagnose gesprochen.
2016 wurde bei Katharina Wallner ein Hirntumor festgestellt. Wir haben mit der Klagenfurterin über ihr Leben mit der Diagnose gesprochen. © Katharina Wallner

DAS ist Kärnten

Katharina Wallner: „Der Tumor wird mich nicht am (über)leben hindern“

Klagenfurt – In „DAS ist Kärnten“ stellen wir euch diesmal Katharina Wallner (32) aus Klagenfurt vor. 2016 wurde bei ihr ein Hirntumor festgestellt. Nach Einschätzung der Ärzte sollte sie noch 15 bis 18 Monate zu leben haben. Heute, 4.5 Jahre nach der Diagnose, ist sie nicht nur quicklebendig, sondern spricht mit beeindruckend positiver Einstellung über ihr Schicksal…

 6 Minuten Lesezeit (797 Wörter)

Von Lukas Moser. Es war im Juli 2016. Mit enormen Kopfschmerzen kam sie ins Krankenhaus: „Anfangs nahmen mich die Ärzte nicht ernst. Erst als ich zusammengebrochen bin und mich übergeben musste, schrillten die Alarmglocken.“ Bei der Untersuchung sah Wallner dann selbst am Computer den riesigen, verhängnisvollen Fleck in ihrem Kopf. Es folgte eine 5-stündige Operation, von der eine 13 cm lange Narbe quer über den Kopf überblieb. Als sie ihre Tochter am zweiten Tag nach der Operation sah, lief diese weinend aus dem Raum und rief: „Mama sieht aus wie ein Monster.“ Mittlerweile meinen die Kinder aber, sie hätte sich gar nicht verändert, obwohl sie um das Schicksal ihrer Mutter wissen.

Man möchte es bei dieser Krankheitsgeschichte kaum glauben, aber Wallner sieht gesund aus: „Mein Arzt sagt immer, ich sei das blühende Leben. Was auf mich zu kommt, das kommt eben auf mich zu.“ 23 Chemotherapien hat sie seitdem hinter sich gebracht, aktuell muss sie „nur“ noch alle 3 Monate zur MRT-Kontrolle.

Heute Chemo – morgen New York

Ihre Freude darüber, dass wieder jemand über sie berichtet, verwundert nicht: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Geschichte in Vergessenheit gerät.“ Gleich nach ihrer Diagnose ging sie damals in Eigeninitiative an die Öffentlichkeit: „Ich wollte informieren, es selbst verarbeiten und einen Spendenaufruf zur Verwirklichung meines letzten großen Wunsches starten.“ Lange schob sie diesen Wunsch, einmal New York zu besuchen, vor sich her – bis die Diagnose den Zeitfaktor akut werden ließ. Eine dreistellige Zahl an Privatpersonen unterstützte sie finanziell, sodass sie samt Ehemann und den Kindern den Big Apple besuchen konnte. Die zweifache Mutter erinnert sich: „Ich war schon sehr berührt, weil mich diese Resonanz total überrascht hat.“ Am 10. Oktober 2016 war sie noch bei der Strahlen- und Chemotherapie, am darauffolgenden Tag saß sie bereits im Flugzeug auf dem Weg über den Atlantik: Ihr Traum wurde wahr, New York übertraf die Erwartungen sogar.

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Wallners Traum, einmal den “Big Apple” zu sehen, wurde dank zahlreicher Helferinnen und Helfer wahr. - © Katharina Wallner

„Mich bringt nichts um“

Wie sie damals auf den Schock der Unheilbarkeit reagiert habe? „Im ersten Moment habe ich die Diagnose gar nicht realisiert. Erst abends bin ich zusammengebrochen und habe meinen Mann angefleht, dass ich nicht sterben möchte.“ Doch das war nur eine Momentaufnahme: Mittlerweile denkt sie nur noch positiv und auch mit ihrem Schicksal hadert sie nie – nicht wegen ihrer Fehlgeburt vor wenigen Jahren und auch nicht wegen ihrer Diagnose: „Ich habe mich nie runterziehen lassen. Mich bringt nichts (!) um, das macht mein Leben aus.“ Im Krankenhaus ist sie mit ihrer positiven Art seit Jahren der heimliche „Star“: Mit den Ärzten pflegt sie das Du-Wort, ihre Kontrolltermine vereinbart sie meist über Instagram oder WhatsApp und die Schwestern nennen sie nur „Sonnenschein“.

Das medizinische Wunder für die Ärzte

Der Frau, die sich selbstbewusst als „medizinisches Wunder“ bezeichnet, werden von den Ärzten tatsächlich schon lange keine Prognosen mehr gestellt: „Nach Erfahrung des medizinischen Personals hätte ich spätestens nach 9 Monaten ein Rezidiv (Anm.: Wiederauftreten des Tumors im Gehirn) entwickeln müssen, aber bis heute ist dahingehend nichts Negatives geschehen.“ Um die Ereignisse zu verarbeiten, postet(e) sie beinahe täglich Updates auf Facebook: Schnell entwickelte sich eine Community, die sich bis heute um sie sorgt. Darüber hinaus schrieb sie auch ein Buch mit dem Titel „Der Tod lauert in meinem Kopf“.

„Wenn ich sterben sollte, bin ich Mama für mein ´Sternenkind´“

Über eine Facebook-Gruppe hält sie Kontakt zu Patienten mit ähnlicher Diagnose im gesamten deutschsprachigen Raum. Ob sie das nicht auch deprimiere? „Natürlich geht es dort sehr viel um das Thema ´Sterben´, aber ich denke für mich selbst nie daran.“ Angst vor dem Tod habe sie gar nie. Wenn es soweit ist, kann sie ihr „Sternenkind“ wieder sehen: „Hier auf dieser Welt bin ich Mama meiner zwei lebenden Kinder und nach dem Tod bin ich dann für mein damals verlorenes Kind da.“

Neben ihrer Familie sind zwei Pferde ihre größte Motivationsquellen. Eines davon kam erst vor wenigen Wochen auf die Welt – bezeichnenderweise nannte sie das Fohlen „Destiny“. Ob man sie, die mit einer solchen Diagnose lebt, überhaupt nach künftigen Zielen fragen darf? „Natürlich. Nächstes Jahr schreibe ich vielleicht ein zweites Buch und in 3 Jahren ist Destiny anzureiten – das möchte ich mit meiner Tochter so weit als möglich selbst machen.“

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Kraft zieht die Klagenfurterin aus ihrer Familie und den Pferden.

Kraft zieht die Klagenfurterin aus ihrer Familie und den Pferden. - © KK

Fortsetzung folgt!

Im Rahmen von „DAS ist Kärnten“ holen wir bemerkenswerte Kärntnerinnen und Kärntner vor den Vorhang. Du kennst auch einen besonderen Menschen aus Kärnten? Dann sende uns deinen Vorschlag an [email protected].