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Leben - Kärnten
Interview
© Ervin Hukarevic

Brennpunkt Kroatien

Helfer vor Ort: “Habe die Dankbarkeit in ihren Augen gesehen”

Kärnten/ Kroatien – 2624 km, 16 Stunden, vier Transporter: Sechs Kärntner machten sich auf den Weg nach Kroatien, um die gesammelten Spenden persönlich zu übergeben. Was sie dort erwartete, hat sie schockiert ...

 4 Minuten Lesezeit (578 Wörter) | Änderung am 17.01.2021 - 15.07 Uhr
“Die Situation vor Ort ist ein Wahnsinn. Kälte, Nebel, Chaos, Fassungslosigkeit, Angst, Verlust … “, erinnert sich Ervin Hukarevic, ein Kärntner mit bosnischen Wurzeln der direkt im Zentrum vom Petrnja war. Er selbst ist in einer Kärntner Gemeinde Stadtrat für Integration. “Diese Aktion hat für mich aber nichts mit Politik zu tun, sondern mit Menschlichkeit. Mir geht es darum zu helfen und es sind immerhin unsere Nachbarn”. Er spricht mit uns über seine Erfahrungen vor Ort, was noch dringend gebraucht wird und wem er besonders dankbar ist.
Wie war der erste Eindruck?
Als wir in die Stadt hineingefahren sind, war der erste Eindruck okay. Direkt in Petrnja hatte ich dann aber das Gefühl in einer Geisterstadt zu sein. Die Lage es sich noch nicht beruhigt. Es gibt immer wieder Nachbeben und die Leute leben in Angst. Es ist wirklich unvorstellbar. Eine Maschine die Aufräumarbeiten durchführt, startet den Motor uns eine Mutter rennt panisch mit ihren Kindern aus dem Haus, weil sie denkt das nächste Beben kommt.
Was hat dich am meisten bewegt?
Diese Region war nach dem Krieg vor 25 Jahren schon einmal von Armut, Arbeitslosigkeit und Zerstörung gebeutelt. Nicht nur in Petrnja selbst, sondern vor allem auch in den umliegenden Dörfern ist die Lage sehr problematisch. Ich habe den Menschen vor Ort in die Augen gesehen. Habe ihre Sorgen und ihre Angst gesehen. Ich habe Ihnen die Spenden direkt in die Hände gedrückt und auch ihre Dankbarkeit gespürt. Man kann es fast nicht beschreiben. Es war in jeder Hinsicht ein überwältigendes Gefühl.
Was sollte jetzt als Erstes passieren?
Es ist, wie auch bei uns in Kärnten eisig kalt und die Menschen haben keine Dächer über dem Kopf. Zum Beispiel können sie die vielen Kleiderspenden gar nicht richtig verräumen, da sie ja keinen Unterschlupf haben. Wichtig wäre, die Stadt wieder aufzubauen. Dazu braucht es jetzt Aufbaumaterial, Werkzeug, Sozialarbeit und Baustoffe. Nur gut durchdachte Programme werden diese Region nachhaltig wieder aufbauen können.
Muss man noch irgendetwas übers spenden wissen?
Wichtig wäre tatsächlich, dass man die Spenden ordnet und beschriftet. Egal ob es jetzt Kleidung oder etwas anderes ist. Wie schon angesprochen haben die Menschen kaum Platz die Sachen zu lagern und wenn dann auch noch alles durcheinander ist, entsteht Chaos. Wenn es möglich ist, wäre es super, wenn man die Begriffe auf den Kisten in beiden Sprachen schreiben könnte. So hilft man den Menschen und den Organisationen vor Ort.

Ein paar Wörter übersetzt

Decken = Deke

Powerbanks/Handyzubehör = Pribor za mobitel

Taschen = Torbe

Werkzeug = Alat

Möchtest du noch etwas hinzufügen?
Ja, ich möchte mich auf jeden Fall bei der Firma Focus Trans bedanken. Diese junge Klagenfurter Firma hat uns Mitarbeiter, Fahrzeuge und Zeit zur Verfügung gestellt und dafür keinerlei Kosten verlangt. Auch möchte ich allen danken, die uns mit Spenden unterstützt haben. Leute sind extra aus Villach oder Spittal gekommen. Ganz Kärnten hat zusammen geholfen. Es war überwältigend wie viele Anrufe, Angebote und Nachrichten ich bekommen habe. Allen voran möchte ich aber vor der Organisation “Udruga IKS” meinen Hut ziehen, die den Menschen vor Ort unermüdlich hilft.

Spendenkonto

Das Konto “Ferlach hilft! Erdbeben Kroatien” AT90 4213 0901 0026 2832 ist weiterhin offen. Jeder Euro zählt.
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