fbpx
Region auswählen:
Leben - Kärnten
© Bettina Nikolic

Volksleiden Nummer eins

122.000 Kärntner werden von Rücken­schmerzen ge­plagt

Kärnten – Bereits zum 20. Mal informiert die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) im Rahmen ihrer Schmerzwochen über die Möglichkeiten der modernen Schmerzmedizin und nimmt sich der Schmerzversorgung an. In diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt auf dem häufigsten Gesundheitsproblem in Österreich – dem Rückenschmerz. Ein gutes Viertel der Kärntner Bevölkerung leidet darunter.

 3 Minuten Lesezeit (409 Wörter)

Kärnten ist das Bundesland mit dem fünfthöchsten Anteil an Rückenschmerzpatienten. Das zeigt eine repräsentative Gesundheitsbefragung der Statistik Austria. „Kärnten liegt in dieser Befragung mit 25,5 Prozent nur leicht unter dem Bundesschnitt, insgesamt sind fast 122.000 Menschen über 15 von Rückenschmerzen geplagt“, berichtet Rudolf Likar, Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG), anlässlich der Österreichischen Schmerzwochen der ÖSG.

Selbst Jüngeren tut der Rücken weh

Laut der Befragung gibt es in jeder Altersgruppe Rückenschmerzen: Selbst bei den Unter-30-Jährigen lag das Schmerzgeschehen im zweistellen Bereich. „Besonders hier sollte genauer hingeschaut werden, um eine frühzeitige Chronifizierung zu verhindern“, betont ÖSG-Generalsekretär Prof. Likar. „Mehr Präventionsanstrengungen und innovative Versorgungskonzepte sind das Gebot der Stunde, um chronische Rückenschmerzen zu verhindern oder in einem sehr frühen Stadium optimal zu behandeln.“ Denn Rückenbeschwerden belasten den Einzelnen wie das Gesundheitssystem in hohem Maß. Eine aktuelle deutsche Studie beziffert die durchschnittlichen Gesamtkosten pro Patient mit chronischen Rückenschmerzen mit 31.148 Euro pro Jahr.

ANZEIGE
Selbst bei den Unter-30-Jährigen lag das Schmerzgeschehen im zweistellen Bereich.

Selbst bei den Unter-30-Jährigen lag das Schmerzgeschehen im zweistellen Bereich. - © Pixabay

Erste Erfolge für die Versorgung

Die ÖSG verzeichnet bereits erste große Erfolge im Bemühen um eine bessere Versorgung für Patienten mit Rückenproblemen. Ein großer Wurf ist die 2018 entstandene interdisziplinäre Leitlinie zur Behandlung von unspezifischem Rückenschmerz. „Unspezifische Kreuzschmerzen sind eine echte Herausforderung in der Diagnose und Behandlung: Nicht umsonst entsteht bei Kreuzschmerzpatienten manchmal der Eindruck, sie werden im Kreis herumgeschickt und nichts hilft“, hält ÖSG-Generalsekretär Prof. Likar fest. Die Leitlinie beschreibt nun ganz klar den optimalen Behandlungspfad und welche Maßnahmen zusätzlich sinnvoll sind.

Einen weiteren großen Fortschritt erzielte die ÖSG 2020 mit der Erstellung des österreichischen Qualitätsstandards. Dieser bietet Empfehlungen für den Ablauf von Diagnose, Therapie und Nachbehandlung bei unspezifischen Rückenschmerzen. Für den gesamten Versorgungsprozess übernimmt ein Arzt die Koordination. Alle Fäden laufen also an einer Stelle zusammen.

Schmerztherapien laufen weiter

Aktuell besteht die Gefahr, dass Schmerzpatienten aufgrund der COVID-19-Sicherheitsmaßnahmen weniger Gehör und Hilfe finden. „Eine Unterversorgung leistet aber die Schmerzchronifizierung Vorschub und erhöht die Behandlungsbedürftigkeit dauerhaft“, warnt der ÖSG-Generalsekretär. Daher müsse sichergestellt sein, dass medikamentöse Schmerztherapien weiterlaufen. Nur in manchen Fällen ist es notwendig, bestimmte Behandlungen auf das Ende der Krise zu verschieben. Dringende schmerztherapeutische Maßnahmen müssen unbedingt auch während der Pandemie durchgeführt werden.