fbpx
Region auswählen:
Leben - Klagenfurt
Als Coronainfizierte erlebte die 34-Jährige wohl keine schöne Geburt.
Als Coronainfizierte erlebte die 34-Jährige wohl keine schöne Geburt. © Privat

Isoliert auf der Geburtsstation

Geburt als Covid-Patientin: “Ich fühlte mich wie der letzte Dreck!”

Klagenfurt – Eine 34-jährige Klagenfurterin hat in der 38. Schwangerschaftswoche von ihrer Covid-19-Infektion erfahren. Den geplanten Kaiserschnitt musste sie völlig alleine auf der Covid-Station durchstehen und bekam, laut eigenen Angaben, als Frischoperierte nur wenig Hilfe. "Es fehlte an Menschlichkeit", findet die junge Mutter. Uns hat sie ihre bewegende Geschichte erzählt.

 6 Minuten Lesezeit (760 Wörter) | Änderung am 28.01.2021 - 18.35 Uhr

Eigentlich sollte das Baby der 34-Jährigen per geplanten Kaiserschnitt im Beisein des Vaters das Licht der Welt erblicken. Doch es kam alles anders! Gegen Ende ihrer Schwangerschaft erfuhr die Klagenfurterin, dass sie mit Covid-19 infiziert ist. Schlagartig änderten sich die Pläne für die gesamte Familie. “Ich wurde im Krankenhaus wie eine Aussätzige behandelt und das in einer Situation, wo ich psychischen Beistand benötigt hätte”, beschreibt die Klagenfurterin.

Bei Kontrolle stellte sich Infektion heraus

“Ich hatte am Ende der 38. Schwangerschaftswoche an einem Tag vormittags immer wieder Wehen und so fuhr ich zur Kontrolle ins Krankenhaus”, beschreibt die Klagenfurterin im Interview mit 5 Minuten. Dort wurde als Vorsichtsmaßnahme ein Covid-Schnelltest gemacht, der positiv ausfiel. Daraufhin wurde ein PCR-Test gemacht. “Ich hatte keinerlei Symptome und hatte auch keine Ahnung wo ich mich angesteckt haben könnte.” Die Hochschwangere wurde sofort in ein anderes Kreißzimmer gebracht und musste eine FFP2-Maske statt der MNS-Maske anlegen. “Von da an, wurde ich anders behandelt”, behauptet sie. Die Hochschwangere wurde zur Kontrolle der Babyherztöne an ein CTG angeschlossen. “Ich lag dort lange Zeit alleine und niemand kümmerte sich um mich”, wirft die Mutter vor.

“Ich wurde ungerecht behandelt”

Am nächsten Tag bekam die Hochschwangere das positive Ergebnis ihres PCR-Tests. Das Gesundheitsamt meldete sich noch am selben Tag bei ihr und verkündete, dass sie sich für 10 Tage in Quarantäne begeben solle. Auch ihr Mann wurde getestet, war aber nicht infiziert. “Wir haben daraufhin den geplanten Kaiserschnitt zwei Tage nach hinten verschoben, damit mein Mann bei der Geburt dabei sein kann”, erklärt die 34-Jährige. Kurz vor Quarantäneende wurde ein erneuter PCR-Test am Krankenhausgelände gemacht. Die Hochschwangere fühlte sich auch hier ungerecht behandelt und musste lange Wartezeiten in einem kalten Container in Kauf nehmen, bevor sie zur Testung an die Reihe kam.

Niemand durfte bei Geburt dabei sein

Nachdem der zweite Test der Klagenfurterin erneut positiv ausfiel, musste sie alleine zum Kaiserschnitttermin. Es hatte der Familie also nichts genutzt den Termin zu verschieben. “Ich wurde behandelt als hätte ich eine Seuche. Alle Menschlichkeit ging verloren. Ich fühlte mich sehr einsam”, beschreibt die Mutter die Zeit im Kreißsaal.

ANZEIGE
Niemand durfte bei der Geburt des Baby im Krankenhaus dabei sein.

Niemand durfte bei der Geburt des Baby im Krankenhaus dabei sein. - © Privat

“Es kümmerte sich kaum wer um uns!”

Auch die Tage nach der Geburt verliefen nicht besonders schön für die Zweifachmama. “Die Hebammen und Krankenschwestern sind sehr ungern zu mir gekommen und haben meine Bitten teilweise ignoriert. Es war den Mitarbeitern scheinbar zu lästig, jedes Mal den Schutzanzug anziehen zu müssen.” Laut Angaben der Mutter wurde der Katheter länger als nötig in ihrem Körper gelassen “damit niemand mit mir zur Toilette gehen muss”. Zum Glück waren nicht alle Krankenhausmitarbeiter gleich. “Manche haben mich wie einen normalen Menschen behandelt!” Auch Besuch blieb der Covid-Patientin verwehrt. “Ich war sehr isoliert und traurig”, erinnert sie sich an den Aufenthalt im Krankenhaus.

ANZEIGE
Die frischgebackene Mama fühlte sich isoliert und einsam.

Die frischgebackene Mama fühlte sich isoliert und einsam. - © Privat

“Mein Baby wurde anders behandelt”

“Auch meine Tochter wurde wie eine Außerirdische behandelt. Sie wurde selten gewickelt, derweil ich noch nicht aufstehen konnte. Ich habe als Frischoperierte nur wenig Hilfe bekommen. Viele der Untersuchungen, die bei Babys normalerweise vor Ort im Krankenhaus gemacht werden, blieben uns verwehrt. Wenn man infiziert ist, wird man augenscheinlich anders behandelt. Auch mein Baby bekam dies zu spüren, obwohl es unschuldig auf die Welt kam“, sagt die Klagenfurterin rückblickend auf ihre Erlebnisse.

KABEG möchte Situation klären

Auf Anfrage von 5 Minuten äußerte sich die KABEG wie folgt zu den Vorwürfen der Patientin: “Bezugnehmend auf Ihre […] Anfrage, darf ich Ihnen vorab mitteilen, dass im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee bisher bereits mehrere Covid-positive Frauen ein Kind zur Welt gebracht haben. Selbstverständlich gelten für Geburten für alle diese Mütter dieselben Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen – zum Schutz von Mitpatienten und Mitarbeiter. Die Vorgaben dazu sind durch den Bund geregelt und werden in allen Häusern der KABEG in gleicher Weise umgesetzt. Bisher gab es dazu von keiner der Mütter eine negative Rückmeldung. Dass sich die Leserin, die sich bei Ihnen gemeldet hat, nicht wohl gefühlt hat, tut uns sehr leid. Allerdings können wir Details zum konkreten Fall aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht öffentlich kommunizieren. Sehr gerne laden wir die Patientin aber zu einem Gespräch ein, bei dem die Situation gemeinsam analysiert und besprochen werden kann.”