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Wirtschaft - Klagenfurt
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Vertrauliche Unterlagen:

Benediktiner­schule: Budget­hotel kann nicht einfach abgeblasen werden

Klagenfurt – Ein Insider beklagte schon während des Vergabeprozesses, dass man Investoren auf ihre eingereichten Projekte festzurren müsse.

 6 Minuten Lesezeit (832 Wörter) | Änderung am 18.02.2021 - 11.55 Uhr

Von Franz Miklautz. Das Projekt stand von Anfang an unter keinem so leuchtenden Stern: Zuerst wollten Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) und Stadtrat Markus Geiger (ÖVP) die Benediktinerschule direkt an das Unternehmer-Ehepaar Kanduth vergeben. Dabei rechneten sie offenbar mit einem gewichtigen Player nicht: Franz Peter Orasch. Der Immobilientycoon reichte nämlich – als sich die Kanduths mit der Stadt schon den Handschlag gaben – ein Angebot für die Schule ein. Damit hieß es postwendend zurück an den Start. Die Schule wurde ausgeschrieben. Vier Bewerber kamen in die engere Wahl, darunter die Familie Kanduth. Sie betreibt das renommierte Hotel Sandwirth, einen Steinwurf von der Benediktinerschule entfernt. Mit am Pokertisch um die Schule auch: Orasch mit seiner Lilihill-Gruppe.

Kanduths machen das Rennen

Dann kommt der 17. Dezember 2018. Gemeinderatssitzung. Die vier Anbieter präsentieren ihre Konzepte für den Umbau der Schule. Den Zuschlag bekommt am Schluss die Familie Kanduth. Zusammen mit Vitaneum-Erbauer Tom Müller firmieren sie als Arge Benediktinerhof. Ein zentraler Bestandteil der Kanduth-Präsentation ist das sogenannte Budgethotel – also eine günstige Form des Übernachtens. Das geht aus dem Protokoll der damaligen Gemeinderats-Sitzung hervor. Die Mandatare nicken das Kanduth-Konzept ab. Damit ist der Weg frei.

„Serviciertes Wohnen“

Medial kolportiert wird das im Gemeinderat präsentierte Budgethotel daraufhin mit bis zu 100 Zimmern. Heute, gut zwei Jahre später, soll alles anders sein: „Das Budgethotel macht keinen Sinn mehr, da zwischenzeitlich mehrere Hotels im Billigsegment geplant sind“, sagte Sandwirth-Chef Robert Kanduth in der Vorwoche. Er führt diesbezüglich das Ibis am Viktringer Ring und die geplante Sportherberge von Martin Ramusch beim Stadion an. Bei genauerem Hinsehen jedoch war zumindest die Errichtung des Ibis-Hotels bereits fünf Monate vor der Gemeinderats-Präsentation bekannt. Statt des Budgethotels plane man nun „unter dem Titel ,serviciertes Wohnen’ eine Hotelerweiterung des ,Sandwirth’“, so Kanduth. Darunter zu verstehen: „Wohnungen mit Küche, wie wir sie derzeit schon im Sandwirth haben“, sagt Kanduth. Ob sich Gäste nur kurz oder für Monate einmieten würden, sei dabei egal. Bedeutet das einen schleichenden Apartmentverkauf? Kanduth verneint: „Das wird es nicht geben.“ Nach klassischem Hotelbetrieb, vor allem im versprochenen Billigsegment, klingt das aber auch nicht.

Vertrauliche Ausschreibungsunterlagen

Nach dem vorwöchigen Bericht schäumte die Opposition. Von „Täuschung“ und „Rückabwicklung“ war die Rede. Nun wurden 5 Minuten die vertraulichen Ausschreibungsunterlagen der Vergabe zugespielt. Darin heißt es etwa in der sogenannten Bietererklärung, dass die Projektwerber bereit sein müssten, „die beschriebenen Leistungen sowie die volle Verantwortung dafür unter den gegebenen Bedingungen ohne Einschränkung zu übernehmen (…)“. Auch auf Unabwägbarkeiten kann man sich nicht ausreden. Unter Punkt f) der Bietererklärung ist festgehalten, „dass Irrtümer sowie Fehleinschätzungen einen Teil unseres Unternehmerrisikos bilden und zu unseren Lasten gehen“. Demzufolge wäre das im Gemeinderat präsentierte Budgethotel wohl einzuhalten. Das sagt auch ein in den damaligen Vergabeprozess Involvierter: „Mit Ausnahme des Kanduth-Projekts waren die anderen drei eher vage. Deshalb hat Kanduth auch den Zuschlag bekommen.“ Wenn nun das Budgethotel nicht komme, müsse man Kanduth „die Rute ins Fenster stellen“. Ein „,hab ich wollen, aber ist nicht gegangen’ kann´s nicht geben“. Er hält auch fest, dass es bereits im Vergabeprozess ein Thema gewesen sei, wie man die Investoren auf ihr eingereichtes Konzept festzurren könne. „Da hat es geheißen, das wird die Stadt schon machen.“

„Hotel ist Risiko, Wohnungen sind Gelddruckmaschine“

Spricht man mit Projektkennern, ist hinter den Kulissen folgendes Wording zu vernehmen: Es bleibe sehr wohl bei einer touristischen Nutzung, es solle wie geplant ein Beherbergungsbetrieb entstehen. Das Wort „Budgethotel“ nimmt aber keiner mehr in den Mund. „Ein Hotel zu bauen ist ein Risiko. Wohnungen sind eine Gelddruckmaschine“, warnt der Insider. Schränkt aber gleichzeitig ein, dass das Hauptaugenmerk der damaligen Vergabe auf der „Erfüllung der in Aussicht gestellten Arbeitsplätze und der Belebung des Benediktiner Markts lag“. Der jedoch dürfte angesichts der geplanten Wohnungen inklusive Küche doch um einige Mittagessen „umfallen“.

In Sachen Arbeitsplätze spricht Helvig Kanduth in der Gemeinderatspräsentation vom Dezember 2018 davon, „dass alleine jetzt vom Sandwirt (sic!) mit dem neuen Budgethotel und dieser neuen Skybar 35 bis 40 Arbeitsplätze geschaffen werden“. Die Sandwirth-Chefin dementierte in einer Anfrage der „Kleinen Zeitung“ die Aussagen ihres Mannes: “Wir werden nicht vom Konzept, das wir im Gemeinderat präsentiert haben, abweichen.“ Mit dem Wort „Budgethotel“ wird allerdings auch sie nicht zitiert.

Bebauungsplan mit großer Spannweite

Rechtlich wäre Kanduth auf der sicheren Seite: „Als Nutzungsmöglichkeiten sind sowohl Wohnungen als auch Beherbergungs- und Dienstleistungsbetriebe vorgesehen“, sagte in der Vorwoche Stadtplanungs-Chef Robert Piechl, dem eine Abweichung vom Ursprungsplan nicht bekannt sei. Auch der Stadt ist eine solche offensichtlich nicht geläufig: „Der Wissensstand des Magistrats bezüglich der Weiterentwicklung der Benediktinerschule ist jenes Konzept, welches am 17. Dezember 2018 im Gemeinderat präsentiert wurde“, schreibt sie auf Anfrage zurück. Und weiter: „Dem Magistrat wurde seitens der Optionsnehmer-Seite (Arge Benediktinerhof, Anm.) bestätigt, dass nach wie vor an diesem Konzept festgehalten wird.“ Interessantes Wording – die Anfrage lautete auf: „Kommt das Budgethotel oder nicht?“