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Leben - Villach
 Andreas Osinger beim Winterdienst in Heiligengeist
Andreas Osinger beim Winterdienst in Heiligengeist © Andreas Osinger

DAS ist Kärnten

Ebner Reisen-Geschäfts­führer: “März 2020 kam mir vor, wie im Krieg”

Heiligengeist – Andreas Osinger (47), der Geschäftsführer von Ebner Reisen, leitet ein Unternehmen mit großer Geschichte. Die Corona-Krise bedrängte den zweifachen Familienvater natürlich, doch versucht er immer noch, das Positive zu sehen. Sogar die Schlüsselarbeitskräfte wollte und konnte er trotz widriger Umstände halten…

 8 Minuten Lesezeit (1008 Wörter) | Änderung am 08.03.2021 - 08.55 Uhr

Von Lukas Moser. Warum der nunmehrige Geschäftsführer von Ebner Reisen sein Unternehmen so besonders am Herzen liegt? Gegründet hat das Busunternehmen schon 1927 Hans Ebner, der Großonkel von Andreas Osinger. Dieser richtete den Linienverkehr zwischen Villach und Bad Bleiberg ein und baute in Eigenregie die Straße nach Heiligengeist. Auch seine Eltern führten das Unternehmen und so war bald klar, dass auch er in die Fußstapfen treten wird: „Schon während meiner Zeit in der Hotelfachschule habe ich immer wieder mitgeholfen, das Reisen war einfach meine Passion.“ Mit 19 Jahren stieg er dann gänzlich in den Betrieb ein.

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Gründer Hans Ebner gemeinsam mit Andreas Osinger

Gründer Hans Ebner gemeinsam mit Andreas Osinger - © Andreas Osinger

„Familienunternehmen – auch heute mit meiner Frau“

War eigentlich geplant, dass seine Schwester das Hotel und er das Busunternehmen übernehmen sollte, so „musste“ er schließlich die Verantwortung für beide Bereiche übernehmen. Während das Hotel jedoch mittlerweile zum Verkauf steht, konnte er seine Leidenschaft, das Busunternehmen, zu ganz neuen Höhen führen: „Gleich nach der Matura habe ich die Konzessionsprüfung für das Reisebürogewerbe gemacht und so durften wir dann Reisen auch selbst veranstalten.“ Inzwischen ist Osingers Unternehmen der größte Reiseveranstalter Kärntens. Der Geschäftsführer fuhr Mitte der 1990er selbst noch viel mit den Bussen, mittlerweile musste er es auf das sporadische Aushelfen bei kleinen Tagesfahrten reduzieren. Zu groß wurde Ebner Reisen mittlerweile und zu viel Arbeit war nachzuholen, wenn er längere Zeit weg war.

Das Konzept des Familienbetriebs wurde auch in der aktuellen Generation weitergeführt, denn Osingers Frau Bernadette leitet das Unternehmen an seiner Seite. Ob er sie dazu überreden musste? „Nein, sie hat im Sommer einmal bei uns im Hotel als Praktikantin gearbeitet und relativ bald hat sich herausgestellt, dass auch ihr Faible das Reisebüro ist.“

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Osinger mit seiner Frau Bernadette und den zwei Kindern - © Andreas Osinger

Anfang März 2020: “Kam mir vor, wie im Krieg”

Corona veränderte natürlich auch für ihn alles: Der erste Lockdown war von teils fluchtartigen Aktionen geprägt, plötzlich mussten etliche Rückreiserouten geändert und Hotels aufgrund von Schließungen am Rückweg umgebucht werden: „Auch anderen Reiseunternehmen halfen wir bei Evakuierungen, um die Menschen noch irgendwie in die Heimat zu bringen. Das hat sich für mich anfangs schon angefühlt, als wären wir im Krieg.“ Nach dem ersten Lockdown gab es im Juni und Juli wieder eine Busauslastung von teils 50 Prozent, doch ab Ende Juli war es schlagartig wieder vorbei – dies mündete schließlich im zweiten Lockdown. Seitdem stehen Osingers Reisebusse durch das behördliche Verbot still.

50.000 Euro Fixkosten im Monat: „Von uns spricht kaum jemand“

Vor der Corona-Krise hatte er einen Fuhrpark von 14 Bussen, momentan sind es nur noch acht: „Wenn es möglich gewesen wäre, hätten wir gerne noch mehr verkauft, aber wer kauft in diesen Zeiten schon einen Reisebus?“ Traurig ist er, wenn er auf die öffentliche Diskussion angesprochen wird: „Natürlich geht es zum Beispiel der Gastronomie nicht gut, wenn sie jetzt 100 Tage geschlossen hat. Aber von uns spricht da kaum jemand.“ Bei rund 50.000 Euro Fixkosten im Monat sei seine Situation keine leichte, doch er will nicht jammern: „Zumindest das Leben ist durch die staatlichen Hilfen gesichert. Den Leuten in der Branche, die in den letzten Jahren sauber gearbeitet und Steuern gezahlt haben, reichen die staatlichen Überbrückungshilfen.“ Diese Rechnung gehe aber nur unter der Voraussetzung auf, dass ab kommenden Sommer wieder gereist werden kann.

Schlüsselmitarbeiter gehalten: “Sind ja wie eine Familie”

Als sozialer Mensch schaffte er es bis heute, alle Schlüsselmitarbeiter in Kurzarbeit im Betrieb zu halten: „Diejenigen, die uns emotional guttun, sind wie eine Familie und daher werden wir gemeinsam durch die Krise gehen – sobald es wieder losgeht, können wir dann als Team voll durchstarten.“ An Ideen fehlte es ihm auch während der Corona-Krise nicht. So gab es Überlegungen zum Ausbau von Sitzen, um die Abstandsregeln in Bussen zu gewährleisten oder mit Trennscheiben bzw. Polyester-Trennvorhängen Sicherheit zu schaffen. Noch wartet er aber auf die weitere Entwicklung. Die Hoffnung auf baldige Rückkehr zur Normalität bleibt nämlich: „2021 wird dem Vorjahr wohl erstmal ähneln, aber ab September sollte es wieder in Richtung Normalität gehen können.“ Normalität bedeute in seiner Rechnung jedoch noch immer ein Drittel weniger Umsatz als auf dem Niveau von 2019.

Hoffnung in der Krise

Osinger ist jedoch ein in vielerlei Hinsicht positiv denkender Mensch: So konnte er heuer etwa seinen Geburtstag erstmals im September mit seinen Mitarbeitern feiern, die ansonsten in der Höchstsaison weit verstreut unterwegs waren. Darüber hinaus hatte er unheimlich viel Zeit für seine Kinder und konnte alte Hobbys, wie das Motorradfahren, nach zwei Jahrzehnten wieder betreiben. Seinem Naturell entsprechend, wollte er in der Krise auch Hoffnung geben und fertigte trotzdem einen Reisekatalog für 2021 an. Die Kosten von knapp 100.000 Euro für den Druck der 70.000 Kataloge musste er einsparen, doch immerhin sollten die Menschen die Chance haben zu buchen, sobald es die Lage zulasse.

Für seine Branche sieht er einen Lichtblick

„Vielleicht ist es sogar positiv, denn die Menschen werden vermehrt (unbewusst) soziale Kontakte suchen und das ist bei Busreisen natürlich immer gegeben.“ Diese soziale Bindung gibt es auch vonseiten der Stammkundinnen und -kunden gegenüber seiner Person: „Es gab unzählige Anrufe mit Durchhalteparolen. Ich möchte mich dafür wirklich bedanken und freue mich, wenn wir dann ab Herbst wieder gemeinsam die schönsten Gegenden gemeinsam erkunden können.“ Osinger schließt mit einem Satz, der seine optimistische Lebenseinstellung zeigt: „Ich nehme aus der Zeit generell auch sehr viel Positives mit.“ Im Nachsatz muss er schmunzeln: „Das müssen wir ja einfach.“

Fortsetzung folgt

Fortsetzung folgt: Im Rahmen von „DAS ist Kärnten“ holen wir bemerkenswerte Kärntnerinnen und Kärntner vor den Vorhang. Du kennst auch einen besonderen Menschen aus unserem Bundesland? Dann sende uns deinen Vorschlag an [email protected].