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Aktuell - Klagenfurt
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„Gefährliche Drohung“

Knalleffekt: Klagenfurter Richterin zeigt Kropfitschbad-Eigentümerin an

Klagenfurt – Brisanter Whatsapp-Chat: In der Causa Kropfitschbad zeichnet sich ein Zweikampf zwischen Rosmarie Jeuschenak und ihrem ehemaligen Vertrauensmann ab.

 4 Minuten Lesezeit (584 Wörter) | Änderung am 22.03.2021 - 09.21 Uhr

Von Franz Miklautz. Die Vorgeschichte ist schnell erklärt: Ein Werbeagentur-Manager erledigt die Immobilien-Geschäfte von Rosmarie Jeuschenak. Die 75-Jährige ist in den 1970er Jahren nach Südafrika ausgewandert. Nach dem Tod ihres Vaters Arnulf Nagele im Jahr 2013 erbt sie beträchtlichen Liegenschaftsbesitz in Krumpendorf – darunter das legendäre Kropfitschbad. Der Werbeagentur-Manager lernt Jeuschenak etwa zwei Jahre später zufällig kennen. Er hilft ihr bei einem Versicherungsproblem mit ihrem Auto. In der Folge – eben weil Jeuschenak ihren Lebensmittelpunkt in Südafrika hat – managt er ihren Liegenschaftsbesitz in Krumpendorf. Quasi als Statthalter.

„Störung der Totenruhe“

In den Folgejahren bis 2020 soll es dann laut Jeuschenak zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Sie wirft ihm „Untreue, schweren Betrug, (versuchten) Einbruchdiebstahl, Störung der Totenruhe, Täuschung und Urkundenfälschung“ vor. Das geht aus einer von Jeuschenaks Anwalt Karl Komann am 1. März bei der Staatsanwaltschaft eingebrachten Anzeige hervor. So soll der Manager Grundstücke doppelt verkauft haben, auf der Suche nach Wertgegenständen in das Familien-Mausoleum eingedrungen sein und ein Anwaltsschreiben gefälscht haben. Der Manager bestreitet die Vorwürfe, für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Das kürzlich erfolgte Gerichtsurteil, das Kropfitschbad doch nicht an den Immobilien-Unternehmer Elvis Nake verkaufen zu müssen, stellt einen der mutmaßlichen Doppelverkäufe nun aber in ein neues Licht: Jeuschenak hatte das Bad 2016 an Nake verkauft. Kaufpreis: Zehn Millionen Euro.

Doch der Kaufpreis langte laut Gericht zu spät ein. Damit hatte Nake das Nachsehen (er geht in Berufung). In der Zwischenzeit verhandelte der Manager das Kropfitschbad mit dem Investor Thomas Seitlinger, der 11,5 Millionen Euro zahlen will. Kommt dieser Deal zustande, könnte zumindest einer der mutmaßlichen Doppelverkäufe vom Tisch sein, da Nake das Bad – sollte die Berufung auch negativ beschieden werden – ja nicht zugesprochen bekäme. Die Fälschung des Anwaltsschreibens gibt der Mann zu, die Störung der Totenruhe bestreitet er – doch dafür hat Komann Zeugen.

Whatsapp-Chat von Jeuschenak an Richterin geschickt

Zwischen dem Manager und Jeuschenak deutet sich nun ein Zweikampf an: Am 16. Februar übermittelt der Mann der Klagenfurter Richterin Brigit Trinks ein brisantes E-Mail. Inhalt: Ein zwischen ihm und Jeuschenak geführter Whatsapp-Chat über die Richterin. Mit recht pathetischem Abgang: „Bitte passen Sie auf sich auf“, schreibt der Mann der Richterin. Nachdem Trinks die Nachricht mit dem beigefügten Bild des Chats erhalten hat, zeigt sie die Kropfitschbad-Eigentümerin bei der Staatsanwaltschaft an. Wegen „gefährlicher Drohung“. Das bestätigt Staatsanwältin Tina Frimmel-Hesse auf Anfrage.

Der Whatsapp-Chat liegt 5 Minuten vor. Darin heißt es: „Wen das alles hinter uns ist Nene (Anm.: Offenbar: „nehme“) ich mir die Trinks for“ (sic!). Und: „Aber ich werde nie aufgeben um den richtigen Moment zu finden ihr Leben zu Zerstörten“ (sic!). Bei der Staatsanwaltschaft wird Trinks’ Anzeige nun geprüft. Offenbar geht es um folgenden Hintergrund: Die Richterin hatte in der Vergangenheit ein Räumungsverfahren, das Jeuschenak gegen die Kropfitschbad-Pächter, die Familie Wieser, geführt hatte, verhandelt. Jeuschenak verlor das Verfahren, offensichtlich auch in der Berufung. Das bestätigt Pächterin Klara Wieser auf Anfrage von 5 Minuten. Daraufhin soll sich der Zorn Jeuschenaks in besagtem Whatsapp-Chat entladen haben. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. Jeuschenaks Anwalt Karl Komann war trotz mehrmaligen Versuchs nicht zu erreichen.

Der Autor

Der Klagenfurter Franz Miklautz ist als Investigativjournalist tätig. Unter anderem betreibt er die Plattform mediapartizan.at, auf der er regelmäßig Missstände aufdeckt. Er war nominiert für den Literaturpreis Wartholz VII und ist Gewinner des “Erostepost”-Literaturpreises 2014.