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Leben - Klagenfurt
Gut gemeint, doch ungesund. Brot ist keine artgerechte Ernährung für Wasservögel.
Gut gemeint, doch ungesund. Brot ist keine artgerechte Ernährung für Wasservögel. © 5min

Viele Tiere sterben

Brot ist un­ge­sund: Wasser­vögel wenn, dann richtig füttern

Klagenfurt – Viele von uns kennen es noch aus unserer Kindheit. Altes Brot und harte Semmeln werden als Attraktion für Kinder an Enten und Schwäne verfüttert. Die Tradition bliebt leider auch heute oft bestehen, ohne das Verhalten zu hinterfragen. Dabei ist längst bekannt, dass Brot ungesund für Wasservögel ist. Wir erklären euch, warum und was man stattdessen füttern kann.

 5 Minuten Lesezeit (704 Wörter)

Für uns Kinder war es im Winter ein besonderes Highlight. Ein Sackerln mit alten Semmeln wurde über Tage und Wochen gesammelt. Endlich dann am Wochenende fuhren wir bei schönem Wetter an den See und verfütterten die Reste an die Enten und Schwäne. Niemand stellte dieses Verhalten damals in Frage. Schließlich haben es alle so gemacht. Die Enten sind doch bestimmt so hungrig, sonst würden sie ja nicht zum Fressen kommen. Ein weiterer Grund sind unsere Kinder, die doch so gerne den Tieren zusehen. Dabei wäre es wichtig gerade unsere Kleinsten über artgerechtes Leben zu informieren. Wasservögel kann man auch ohne Futter beobachten.

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Vor allem Kinder lieben es, die Enten zu füttern.

Vor allem Kinder lieben es, die Enten zu füttern. - © Pixabay

Brot ist ungesund

Was wir damals nicht wussten, jedes Jahr sterben überfütterte Tiere an den Auswirkungen der ungesunden Ernährung. “Brot hat Zusammensetzungen, die für den menschlichen Körper gesund und verträglich sind, für den tierischen Organismus schwere Folgen haben können”, informiert Andreas Kleewein von Birdlife Austria, Landesgruppe Kärnten, im Interview mit 5 Minuten. Brot enthält zu viel Salz, quillt im Magen der Tiere auf und macht dick. Es ist wie Fastfood für die Vögel. Und ja, natürlich fressen es die Tiere. Auch wir Menschen wissen, wie gut ungesunde Ernährung schmeckt. Doch wir wissen auch, dass es uns auf Dauer krank macht. “Vor allem bei Jungvögel ist das Verdauungssystem noch nicht so ausgebildet und kann zu gravierenden Folgen führen”, so Kleewein.

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Auch an der Glan werden eifrig Enten mit Brot gefüttert.

Auch an der Glan werden eifrig Enten mit Brot gefüttert. - © 5min

Natürliches Gleichgewicht wird gestört

Man tut also den Tieren nichts Gutes, wenn man sie mit Brot füttert. Generell finden die Wasservögel auch im Winter ausreichend Futter. Wir müssen sie nicht extra versorgen. “An den Kärntner Gewässern ist Großteils die Artenzusammensetzung und auch spezielle Uferbereiche noch mit genügend Nahrung für Wasservögel bestückt”, weist Kleewein hin. Die Natur sorgt für ein ökologisches Gleichgewicht. Kranke oder verletzte Tiere sterben. Wer Brot füttert, behindert die natürliche Auslese. Zudem gewöhnen sich die Wasservögel an uns Menschen und verlieren ihre Scheu. Oft kann im örtlichen Strandbad beobachtet werden, wie Enten “frech” auf die Badetücher watscheln und die Jause der Urlauber klauen. Schwäne können dabei auch oft aggressiv auftreten, vor allem, wenn sie Junge haben.

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Am Wörthersee weisen Schilder auf das Futterverbot hin.

Am Wörthersee weisen Schilder auf das Futterverbot hin. - © 5min

Krankheiten und Ratten

Meist wird das Brot auch einfach ins Wasser geworfen. Dabei wird jedoch das Wassergleichgewicht gestört und Algenbildung ist die Folge. Die Algen entziehen dem Gewässer Sauerstoff und das ist auch schlecht für andere Wasserlebewesen. “Bei unsachgemäßer Fütterung, kann es in seichen Gewässern zu großen Verunreinigungen kommen”, warnt auch der Experte. Zudem bekommen die Vögel von der ungesunden Ernährung Durchfall und scheiden diesen im Wasser aus. “Bei entsprechender Wärme können dadurch Krankheitserreger aufkommen”, so Kleewein. “Durch Essensreste werden auch andere Tiere, wie zum Beispiel Wanderratten angezogen”, erklärt er. So geschehen auch an einer privaten Schwanenfütterungsstelle am Millstättersee. “Nachdem die Schwäne weg sind, wuselt es dort von Ratten.” Und das nahe einem beliebten Badebereich.

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Auch Ratten werden von den Essensresten angezogen.

Auch Ratten werden von den Essensresten angezogen. - © Pixabay

Tiere artgerecht füttern

Wer dennoch nicht auf das Füttern verzichten will, kann den Tieren Getreide (bspw. Haferflocken, Hühnerfutter oder spezielles Wassergeflügelfutter) oder Mais geben. Wichtig dabei ist, auch das artgerechte Futter nicht ins Wasser zu werfen, sondern an den Uferrand, um das Gewässer nicht zu verschmutzen.

Betreibe Aufklärungsarbeit

Viele Menschen meinen es gut, wenn sie den Tieren Brot und ähnliches Füttern. Es geschieht meist aus Unwissenheit, nicht aus Ignoranz. Vermutlich will den Tieren niemand schaden. Also, seid ein gutes Vorbild und weist die Leute, die Brot füttern, auf die ungesunde Ernährung und ihre Folgen hin. Sucht das Gespräch und geht wertschätzend miteinander um. Vorwürfen bringen hier keinen weiter. Aufklärung hilft!