fbpx
Region auswählen:
Wirtschaft - Kärnten
© Pexels / Elina Sazonova

Kärntens Tourismus

“Wenn wir nicht schnell Details bekommen, bringt das alles nichts”

Kärnten – Kärntens Tourismusbetriebe scharren in den Startlöchern. "Die große Vorfreude darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Politik noch einige Hausaufgaben zu erledigen hat", so die Fachgruppenobmänner Stefan Sternad, Sigismund Moerisch und Andy Wankmüller.

 5 Minuten Lesezeit (696 Wörter)

Am 19. Mai fährt Kärntens Tourismus wieder hoch. „Wir sind motiviert bis in die Haarspitzen, die Hygienekonzepte sind umgesetzt und die Betriebe auf Hochglanz poliert“, bringt es Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie, auf den Punkt. Sowohl Unternehmer als auch Mitarbeiter können es kaum noch erwarten, bis am kommenden Mittwoch wieder Normalität in den Betrieben einzieht.

4.000 Kärntner Tourismusmitarbeiter bereits geimpft

Im Hintergrund habe man die Hausaufgaben erledigt: So haben Wirtschaftskammer Kärnten, Land Kärnten und Kärnten Werbung eine digitale App für die Gästeregistrierung entwickelt. Da es den angekündigten „grünen Pass“ noch nicht gibt, werden die Eintrittskriterien (getestet, geimpft, genesen) „analog“ kontrolliert: Bescheide sind von Gästen auf Papier oder am Handy mitzuführen. „Wir hoffen hier auf eine gute Zusammenarbeit mit den Gästen.“ Positiv sei außerdem, dass die Tourismus-MitarbeiterInnen im Impfplan vorgereiht wurden: 4.000 Kärntner Tourismusmitarbeiter wurden bereits geimpft, viele weitere Tausend haben bereits Impftermine für die kommenden Tage.

Wirtesprecher fordert baldiges Ausdehnen der Sperrstunde

Wenig Freude habe Stefan Sternad aber mit Hürden, die es speziell für private Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder Taufen noch immer gibt. „Es ist auch schwer zu verstehen, warum es kein sicheres Feiern für Getestete, Genesene oder Geimpfte beim Wirt geben sollte. Auch eine Registrierungspflicht für gastronomische Veranstaltungen könnten wir problemlos umsetzen“, so der WK-Obmann. Gefordert wird, dass es hier bald klare Vorgaben gibt. Die Ankündigung, ab 1. Juli wieder Feiern mit bis zu 200 Personen in Gastronomiebetrieben zu erlauben, sei zwar positiv, „aber gebucht oder abgesagt wird jetzt. Wenn wir nicht schnell Details bekommen, bringt uns das alles nichts.“ Derzeit sei die Verunsicherung der Gäste groß, private Feiern werden eher abgesagt als gebucht.

Zusätzlich hoffe die Fachgruppe Gastronomie auf ein baldiges Ausdehnen der Sperrstunde. „Es gibt zahlreiche Gastronomiebetriebe in Kärnten, die einen Großteil ihrer Umsätze nach 22 Uhr erwirtschaften“, betont der Wirtesprecher. Er fordert, dass die Sperrstunde ab 1. Juli zumindest auf 1 Uhr verlegt werde.

Skepsis wegen Tests in Betrieben

Die Buchungslage in Kärntens Hotellerie sei je nach Betriebsart unterschiedlich: Einzelne Full-Service-Anbieter (Hotellerie mit Voll- oder Halbpension) erwarten bereits für den Mai eine gute Auslastung. Speziell in den Seeregionen sei die Nachfrage bereits groß. Der Großteil der Betriebe berichtet über Zurückhaltung für Buchungen bis Ende Juni, aber große Nachfrage für Juli und August. Viele Betriebe, die ausschließlich Beherbergung oder Bed & Breakfast anbieten, starten überhaupt erst mit Anfang Juni in die Saison. „Insgesamt ist die Nachfrage seit Bekanntwerden der Öffnungsschritte stark gestiegen. Uns fehlt zwar noch der deutsche Reisemarkt, aber die Österreicher scheinen heuer wieder großes Interesse am Urlaub in Kärnten zu haben“, so Sigismund Moerisch, Fachgruppenobmann der Hotellerie.

Getrübt werde die Freude aber durch die geplanten Tests in den Betrieben. Moerisch: „Die Selbsttests unter Aufsicht sind gut gemeint, aber völlig ungeeignet für die Beherbergungsbranche. Wir haben weder die Kapazitäten noch die Möglichkeiten, um solche Tests zu beaufsichtigen. Was wir brauchen, ist ein Ausbau der öffentlichen Teststraßen – und diese müssen auch für ausländische Gäste kostenlos zugänglich sein.“

20-Quadratmeter-Regelung als Problem

Ein Aufatmen geht auch durch die rund 1000 Kärntner Sport- und Freizeitbetriebe. „Es waren lange und harte Monate. Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt wieder öffnen können“, betont Fachgruppenobmann Andy Wankmüller. Für den Neustart werde die Branche aber Unterstützung durch die Politik benötigen. Dringend gefordert wird eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf fünf Prozent – wie bei Gastronomie und Hotellerie. „In Relation gesehen wäre das ein minimaler Betrag, der unseren Betrieben aber immens helfen würde“, so Wankmüller.

Außerdem müsse die geplante 20-Quadratmeter-Regelung überdacht werden. „Viele Betriebe können so nicht wirtschaftlich arbeiten. Stellen sie sich vor, in der Kletterhalle oder im Fitnesscenter muss jeder Besucher 20 Quadratmeter Platz bekommen – wie soll das funktionieren? Wir benötigen zumindest eine Änderung auf zehn Quadratmeter pro Kunde“, fordert Wankmüller. Speziell für Klein- und Mittelbetriebe wird außerdem eine Fortführung der finanziellen Unterstützungsmaßnahmen gefordert.