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Leben - Kärnten
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Verschärfte Suchtgefahr

Ein Drittel trinkt mehr Alkohol, als vor der Pandemie

Kärnten – Die Coronapandemie hat den kritischen Alkoholkonsum deutlich verschärft. Rund 14 Prozent der österreichischen Bevölkerung weisen ein problematisches Trinkverhalten auf. Nichtsdestotrotz ist Alkohol noch immer ein Tabuthema. 

 3 Minuten Lesezeit (426 Wörter)

“In Österreich ist der Umgang mit Alkohol nach wie vor von viel Unwissenheit geprägt. Zudem ist Alkohol noch immer ein Tabuthema”, erklärt Gesundheitsreferentin Beate Prettner bei einer Pressekonferenz. Daher findet heuer bereits zum dritten Mal die „Dialogwoche Alkohol“ in Österreich statt. Aufgrund der Coronamaßnahmen wird diese vom 17. bis 23. Mai im virtuellen Raum abgehalten. “Es geht um sachliche Information, und um die Motivation, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken”, so Prettner.

90.000 Personen zählen zur Alkohol-Risikogruppe

Österreich zählt im internationalen Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Alkoholkonsumraten. „Rund 14 Prozent der Bevölkerung weisen ein problematisches Trinkverhalten auf. Für Kärnten bedeutet das: Knapp 90.000 Personen zählen zur Alkohol-Risikogruppe, rund fünf Prozent davon sind süchtig“, so die Gesundheitsreferentin. Die Coronapandemie hat den kritischen Alkoholkonsum deutlich verschärft: “Wir gehen davon aus, dass die Spitze noch nicht erreicht ist: Wie bei einer posttraumatischen Reaktion dürfte auch beim Alkoholkonsum der tatsächliche Schub erst nach der Krise auftreten“, befürchtet Prettner.

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Primaria Renate Clemens-Marinschek, Beate Prettner, Eveline Kriechbaum-Wladika

Primaria Renate Clemens-Marinschek, Beate Prettner, Eveline Kriechbaum-Wladika - © Büro LHStv.in Prettner

Ein Drittel trinkt mehr Alkohol, als vor der Pandemie

Das bestätigte auch Primaria Renate Clemens-Marinschek, Leiterin der Klinik de La Tour: „Während des ersten Lockdowns ist der Alkoholkonsum deutlich zurückgegangen, mit Dauer der Pandemie aber ist er massiv gestiegen. Mindestens ein Drittel der Menschen konsumieren aktuell mehr Alkohol als vor der Pandemie“, erläuterte Clemens-Marinschek. Die Gründe dafür seien: Langeweile aufgrund wegbrechender Strukturen, Arbeitslosigkeit, Zunahme von Angstgefühlen, Existenzsorgen, aber auch Belastungsfaktoren mit Homeoffice und Homeschooling und Stress.

“Es gibt nichts zum Genieren!”

Außerdem sind vermehrt Rückfälle zu beobachten, sprich Menschen, die sich bereits in Alkoholgruppen befunden haben und die während der Coronakrise wieder zu trinken begonnen haben.  “Sie schämen sich, dass sie rückfällig geworden sind“, so Clemens-Marinschek. „Wir werden daher eine Offensive starten, um diese Menschen wieder zu erreichen. Man muss ihnen auch ganz deutlich sagen: Es gibt nichts zum Genieren!“

“Zumindest zwei Tage pro Woche muss Alkohol tabu sein”

Genau die Grenze zwischen risikoarmem und risikobehaftetem Alkoholkonsum gilt es im Auge zu haben: „Die Dialogwoche Alkohol will die Bevölkerung dazu anregen, das eigene Trinkverhalten zu hinterfragen“, erklärte Eveline Kriechbaum-Wladika von der Suchtprävention des Landes Kärnten. „Risikoarmer Konsum zeichnet sich durch Pausen aus – zumindest zwei Tage pro Woche muss Alkohol tabu sein“, so Kriechbaum-Wladika.

Die Dialogwoche wird mehr als 60 Online-Veranstaltungen bieten, darunter auch einen Selbstcheck. Zu finden sind der Selbstcheck sowie das gesamte Programm unter www.dialogwoche-alkohol.at .

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