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Veröffentlicht am 20.06.2021, 13:24

Für "Der Cousin"

Bachmannpreis 2021 geht an Nava Ebrahimi

Klagenfurt - Für ihren herausragenden Text „Der Cousin“ wurde die in Graz lebende, gebürtige Teheranerin Nava Ebrahimi heute mit dem von der Stadt Klagenfurt gestifteten, mit 25.000 Euro dotieren Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
von Raphael Krapscha4 Minuten Lesezeit (494 Wörter)
Bürgermeister Christian Scheider und die Preisstifter des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preises Petra Gruber (3sat), Manfred Freitag (KELAG), BKS-Vorständin Herta Stockbauer und der Juryvorsitzenden Insa Wilke.

Bürgermeister Christian Scheider (TK) gratulierte im Namen der „Austragungs-Stadt“ herzlich und freut sich nach einem weiteren, corona-bedingt digitalen Bewerb auf ein Wiedersehen in Klagenfurt im nächsten Jahr.

Familiengeheimnis faszinierte Jury

Ein Familiengeheimnis, das nicht nur geoutet, sondern auf der großen Bühne der Öffentlichkeit verraten wird, faszinierte die Jury der diesjährigen 45. Tage der deutschsprachigen Literatur. Die 1978 in Teheran geborene, in Köln aufgewachsene und derzeit in Graz lebende Autorin Nava Ebrahimi erzählt in ihrem Text „Der Cousin“ von einem Familiengeheimnis. Im Mittelpunkt steht der erfolgreiche Tänzer Kian, und was mit ihm nach dessen Ausreise mit gefälschten Papieren in einem Männergefängnis in Bangkok passierte. Die Ich-Erzählerin trifft Kian im berühmten Lincoln-Center in New York, spricht mit dem Cousin über seine Geschichte und die vergangenen Jahrzehnte – Das Gespräch wird ohne ihr Wissen zur „Performance“ und auf eine Leinwand an die Außenwand des Theaters projiziert.

Für diese fesselnde Geschichte und ihre Begabung „das Unerzählbare mit Mitteln der Kunst darzustellen“ erhält die Autorin und Redakteurin Ebrahimi, die auch als Nahostreferentin für die deutsche Außenwirtschaftsförderung tätig war und für ihre literarische Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet wurde, den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis.

Vowinckel erhielt Deutschlandfunkpreis

Die 1996 geborene Berlinerin Dana Vowinckel galt ab dem Zeitpunkt ihrer Lesung als Favoritin für einen der heute, Sonntag, im ORF-Theater virtuell vergebenen Preise. Von ihrer Geschichte einer jüdischen Familie, erzählt aus der Perspektive des orthodoxen Vaters und Kantor einer Berliner Synagoge und dessen jugendlicher Tochter, die einfach jung sein und Leichtigkeit genießen möchte, war die Jury durchwegs angetan. Vowinckel wurde dafür mit dem Deutschlandfunkpreis ausgezeichnet.

Stadtschreiberstipendium vergeben

„Morgen wache ich auf und dann beginnt das Leben“ lautet der Titel des Textes des in Berlin lebenden Schriftstellers Necati Öziri, mit dem er die Jury und das Publikum gleichermaßen begeisterte. Der 1988 geborene Autor und Theatermacher wurde von der Jurorenschaft mit dem Kelag-Preis gewürdigt und gewann auch den BKS-Publikumspreis und das damit verbundene Klagenfurter Stadtschreiberstipendium für das kommende Jahr.

In seiner Geschichte sucht ein Ich-Erzähler nach 18 Jahren seinen Vater, der seine in Deutschland lebende Familie verließ, zurück in die Türkei ging und dort inhaftiert wurde, weil er mehrere Menschen getötet haben soll… Der, wie die Jury bemerkte, „mit viel Gefühl aus der Wut heraus geschriebene“ Text zählte ebenfalls zu den Favoriten des diesjährigen Bewerbes.

3Sat-Preis für Kaleytas

„Das heitere Psychogramm eines Wohlstandsverwahrlosten“ wie Michael Wiederstein (Juror) Timon Karl Kaleytas Text „Mein Freund am See“ zusammenfasste, wurde mit dem 3Sat-Preis ausgezeichnet. Es sei ein „Text in harmlosem Gewand, der voller Aggression steckt und zugleich ungemein unterhaltsam ist“, so das Urteil der Jury.

Juryvorsitzende Insa Wilke beglückwünschte alle Autorinnen und Autoren, die am diesjährigen, virtuellen Bachmannbewerb teilgenommen haben, bedankte sich bei den Mitgliedern der besonders diskussionsfreudigen Jury und schloss mit Vorfreude: „Wir haben uns warmgelaufen für das kommende Jahr“.

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