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Veröffentlicht am 20.06.2021, 17:32

DAS ist Kärnten

Kärntner Billard-Ass Albin Ouschan: "Ans Aufhören denke ich nicht"

Kärnten - Albin Ouschan (30) ist eines der ganz großen sportlichen Aushängeschilder Kärntens. Wir erreichten ihn in St. Johann, wo er bei der Euro Tour um neue Erfolge kämpft, in einer Spielpause. In „DAS ist Kärnten“ sprach er mit uns über das Verhältnis zum verstorbenen Vater und zu seiner Schwester, sein Karrieretief und seine Tochter, die ihm neue Kraft gab.
von Lukas Moser 8 Minuten Lesezeit (1066 Wörter)
International ist Albin Ouschan ein viel gefeierter Sportler

Ouschan ist elffacher österreichischer Meister, zweifacher Sieger der Euro Tour, 2016 und vor kurzem konnte er die 9-Ball-Weltmeisterschaft gewinnen. Welcher dieser Erfolge eigentlich der für ihn persönlich wichtigste ist? „Die waren alle schön, aber der WM-Titel vor wenigen Tagen war etwas ganz spezielles, insbesondere nach dem harten Corona-Jahr – es hat gezeigt, dass ich in dieser Zeit offensichtlich viel richtig gemacht habe.“

„Bereits mit 5 Jahren spielte ich auf einem Miniaturtisch“

Sein Alltag bestand schon zu Schulzeit beinahe nur aus Billard: Nach der Schule stand am halben Weg zum Billard-Lokal seiner Eltern das Wohnhaus, dort warf er die Schultasche hinein und rannte sofort ins Lokal, um den ganzen restlichen Tag zu spielen: „Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich selbst anfange.“ Mit 5 Jahren spielte er auf einem Miniaturtisch, bald wechselte er jedoch, noch gestützt auf Kisten, um die noch nicht vorhandene Größe zu kompensieren, auf den großen Tisch. Mit 7 Jahren begann die Karriere, mit 9 feierte er bereits seine ersten großen Erfolge. Billard wurde zu seiner Leidenschaft. Bei PBC Eintracht Klagenfurt lernte er den Sport so richtig. Die Heimstätte des Vereins war der Billard-Salon seiner Eltern, es spielten dort auch sein Vater, seine Schwester und sein Onkel.

„Es gibt nichts zu realisieren, ich bin da anders“

Mit 11 wurde er jüngster Herren-Europameister, mit 14 jüngster Herren-Staatsmeister. Ob ihm die frühen Erfolge nicht zu Kopf stiegen? „Ich würde sagen, dass ich nie abgehoben war. Dies bringt mir ja nichts, denn bei jedem Erfolg hatte ich bereits das nächste Ziel im Kopf.“ Auch aktuell würden ihn viele Menschen fragen, ob er seinen WM-Titel schon realisiert habe. Doch laut ihm gäbe es nichts zu realisieren: „Es ist zwar ein geiles Gefühl, aber ich wache deshalb nicht in der Früh mit Gänsehaut auf. Ich bin da anders.“

Kurz vor seiner Volljährigkeit setzte bei ihm ein letzter Wachstumsschub ein. Er fühlte sich unwohl, nichts funktionierte mehr, die Karriere stand auf der Kippe: „Ich war bereits auf Jobsuche, wollte es aber noch einmal versuchen.“ Mit Rückgriff auf seine alte Technik gelang jedoch der Absprung, Schritt für Schritt ging es für ihn wieder bergauf.

„Die Unterstützung meines Vaters war immer unglaublich“

Sein Vater, Albin Ouschan Sen. spielte lange Zeit selbst erfolgreich Billard, war vierfacher österreichischer Poolbillardmeister. Sein Tod vor drei Jahren veränderte für den Sohn einiges grundlegend. Das Billard-Ass über die besondere Bindung: „In meiner Jugend fuhr er mit dem Auto zu all meinen Turnieren, erst auf internationaler Ebene war dies für ihn aus beruflichen Gründen nicht mehr möglich. Seine Unterstützung war aber immer unglaublich.“

„Natürlich war ich eifersüchtig auf meine Schwester“

Überraschendes erzählt er über das Verhältnis zu seiner Schwester, der ebenfalls weltweit erfolgreichen Billardspielerin Jasmin Ouschan – sie ist älter, konnte demnach auch früher erfolgreich sein. Große Eifersucht prägte seine Jugend: „Daraus muss man kein Geheimnis machen, denn sie bekam oft mehr Beachtung und Anerkennung, obwohl wir manchmal dieselben Erfolge feierten. Das war für mich mit 12 schwer zu schlucken.“ Hatten die beiden in Jugendjahren also nicht immer die beste Beziehung zueinander, so konnten sie in weiterer Folge enorm voneinander profitieren und zwar „am und abseits des Tisches, unser Verhältnis ist mittlerweile top.“

„Meine Tochter gab mir neue Kraft“

2015 wurde Ouschan Vater einer Tochter, kurz darauf begann auch seine Karriere wieder auf Touren zu kommen. Ein Zufall? Ouschan ist sich sicher: „Keinesfalls. Eine eigene Familie zu gründen war für mich etwas, das mir im Leben gefehlt hat. Das hat mich enorm beflügelt.“ Sorgen machte er sich nur, weil er im Schnitt um die 300 Tage im Jahr unterwegs ist, doch habe er die beste Frau an seiner Seite, die mittlerweile gemeinsam mit der Tochter vor dem TV-Gerät mitjubelt. Seine kleine Lena-Sophie kommt nun sogar schon selbst immer wieder mit in die Akademie und spielt mit großer Freude mit. Ob er seiner Tochter den Weg zum Billardsport auf professionellem Niveau empfehlen würde? „Ich würde und werde wohl grübeln müssen. Ich kenne es einfach zu gut, bis zu 6 Stunden an 5 Tagen in der Woche am Tisch zu stehen und auch die anderen Entbehrungen sind nicht zu unterschätzen.“

„Billard hat zu Unrecht ein Bar-Image“

Oft nutzt Ouschan seine Bekanntheit, um anderen Menschen im Rahmen von karitativen Aktionen zu helfen. Sein Beweggrund? „Das ist einfach Menschlichkeit, sollte selbstverständlich sein.“ Darüber hinaus möchte er auch seinem Sport zu einem besseren Image verhelfen. Sein Sport habe noch immer ein falsches Image, er sei in den Köpfen vieler noch immer mit dem Bar-Flair verbunden: „Ich verstehe Eltern, die ihr Kind lieber auf den Fußballplatz schicken, als in eine Bar zum Billardspielen.“ Leicht habe man es im Billardsport allerdings überhaupt nicht: „Es ist ein ultraschwerer Sport, um an die Spitze zu kommen und nur dort kann man davon leben.“

Vor wenigen Jahren wurde sogar die Billard Sports Academy Kärnten gegründet, um den Billardsport weiter zu professionalisieren. Trotzdem überraschen seine Aussagen über den Status seines Sports in Kärnten: „Wir sind hier zwar kein Volkssport, aber wir haben den Status eines ungeschliffenen Diamanten. Wir werden toll unterstützt.“ In China oder Taiwan hingegen gäbe es eigene Billard- Akademien, ist Ouschan weithin bekannt. Wegziehen würde er trotzdem nie: „Kärnten ist meine Heimat, das wird sie immer bleiben.“

Der Traum von Olympia

Als seine längerfristigen Ziele nennt er die im September stattfindenden US-Open, aber ganz besonders die World Games im kommenden Jahr, für die er sich bereits qualifizieren konnte: „Diese zu gewinnen wäre definitiv ein Mega Highlight meiner Karriere.“ Auf ein weiteres großes Ziel hat er jedoch keinen Einfluss, noch ist Pool-Billard nicht olympisch: „Dieser Sport hätte es sich verdient, aber es ist schon ein Schlag ins Gesicht, wenn wir es nicht sind, aber etwa Breakdance es nun sogar geschafft hat.“ An ein Karriereende denkt der 30-Jährige jedenfalls noch nicht: „Wenn alles passt und die Leidenschaft weiterhin vorhanden ist, habe ich noch 10 Jahre vor mir. Ans Aufhören denke ich nicht.“ Dementsprechend sind ihm auch keine Pläne hinsichtlich der Zeit danach zu entlocken: „Ich werde sicher etwas mit Sport machen, aber dazu mache ich mir derweilen keine großartigen Gedanken.“ Zuerst gilt es für ihn, als Aktiver die nächsten Erfolge einzuheimsen…

Fortsetzung folgt

Im Rahmen von „DAS ist Kärnten“ holen wir bemerkenswerte Kärntnerinnen und Kärntner vor den Vorhang. Du kennst auch einen besonderen Menschen aus unserem Bundesland? Dann sende uns deinen Vorschlag an [email protected].

 

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