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Veröffentlicht am 21.06.2021, 12:42

Vater von österreichischen Nationalspieler

Franz Hinteregger: "Mein Sohn Martin ist halt ein boden­ständiger Typ"

Kärnten & Bukarest - Wenn die österreichische Nationalmannschaft heute Abend in Bukarest gegen die Ukraine einläuft, ist auch der Kärntner Martin Hinteregger mit von der Partie. Der 28-jährige Sirnitzer ist aber nicht nur eine der wichtigsten Stützen des Teams, sondern wohl auch DER Publikumsliebling der Fans – sowohl in seiner Heimat in Österreich, als auch in Deutschland, wo er aktuell bei Eintracht Frankfurt für Furore sorgt. Sein Vater Franz Hinteregger erklärte sich gegenüber 5 Minuten zu einem Interview vor dem heutigen Entscheidungsspiel bereit.
von Lukas Moser8 Minuten Lesezeit (1041 Wörter)Interview
Franz Hinteregger mit Freunden vor dem Spiel in Amsterdam.

Herr Hinteregger, Sie sind Amtsleiter im Gemeindeamt von Sirnitz – aktuell gibt es vermutlich keine Stunde, wo Sie die Menschen nicht auf den Fußball ansprechen, oder?

Franz Hinteregger: Das ist schon oft so, aber zumindest letzte Woche konnte mich dahingehend niemand ansprechen. Da war ich in Holland vor Ort, um Martin beim Spiel gegen die Niederlande zu unterstützen und mitzufiebern.

Sprechen wir kurz über seine Karriere. Bereits früh kam Ihr Sohn in die Akademie von Red Bull Salzburg. War es schwer, ihn in diesem jungen Alter ziehen zu lassen?

Franz Hinteregger: Es war eher für die Mutter schwierig. Aber Martin hat das selbst entschieden, wollte es unbedingt, daher war es für uns eigentlich kein Schock. Man kann es ja einfach mit Kindern vergleichen, die ins schulische Internat gehen. Schlimmer war es für uns, als er einen Wachstumsschub bekam und mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Da haben wir sehr mitgelitten.

Gab es auch Zweifel dahingehend, den Sohn auf diese „Reise“ in die Profiwelt des Fußballs zu schicken?

Franz Hinteregger: Naja, von Profifußball war mit 13 Jahren noch lange keine Rede. Nachdem die Akademie auch penibel darauf Wert legte, die schulische Ausbildung zu forcieren, waren wir gut gestimmt. Hätte es nicht für das Profigeschäft gereicht, hätte er immer wieder zurück nach Sirnitz kommen können: Dann hätte er hier Fußball gespielt und auf Grundlage seiner schulischen Ausbildung einen Beruf erlernt.

Es ist sicher schwer zu beziffern, aber: Welchen Anteil haben Sie persönlich am Karriereerfolg Ihres Sohnes?

Franz Hinteregger: Er hat von meiner Frau und mir zumindest immer die volle Unterstützung bekommen. Wir haben ihn etwa auch in seiner Akademiezeit, egal wo er in Österreich war, am Wochenende immer nachhause geholt. Das hat er gebraucht, hier hatte er seine Freunde. Im Endeffekt würde ich aber sagen, dass er für 90 Prozent des Erfolgs selbst verantwortlich ist, für die restlichen 10 Prozent vielleicht wir als Eltern.

Zur EURO in Frankreich absolvierte Ihre Gattin ihren ersten (!) Flug, um Martin zu unterstützen. Bodenständigkeit wird bei Ihnen wirklich großgeschrieben, das wirkt sich auch auf Ihren Sohn aus. Woher kommt das?

Franz Hinteregger: Man muss einfach wissen, wo man herkommt und darf nicht abheben. Martin ist halt ein bodenständiger Typ. Viele verstehen das nicht, aber auch ein Fußballprofi ist nur ein Mensch. Das Ziel war immer: Ihn fest verwurzeln, ihm aber gleichzeitig Flügel geben.

Martin Hinteregger ist aber auch besonders dafür bekannt, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen – hat er das von Ihnen?

Franz Hinteregger: Ich arbeite bei der Gemeinde, da muss man schon diplomatisch sein. Diese korrekte Art hat er wohl doch eher von der Mutter.

Von seinem ersten als Profi verdienten Geld soll er Ihnen einen Audi gekauft haben. Auch soll er für seine Schwester ein Zweifamilienhaus in Sirnitz errichtet haben. Sind das Gerüchte oder stimmt das wirklich?

Franz Hinteregger: Das mit dem Auto stimmt tatsächlich. Das war dem Umstand geschuldet, dass ich ihn immer wieder gerne für den Fußball überall hingeführt habe. Dann schenkte er mir einen Q3.. Irgendwann wollte er dann einen Porsche kaufen, aber da habe ich ihn dann auf die Idee gebracht, zuerst ein Haus zu bauen – es wurde wirklich ein Zweifamilienhaus in Sirnitz, das er mit 20 fertig hatte und in dem auch seine Schwester nun wohnt.

Ihr Sohn ist wohl einer DER Publikumslieblinge der Deutschen Bundesliga. Wie können Sie sich das erklären?

Franz Hinteregger: Eigentlich ist es für mich wirklich unerklärlich. Es gibt ja tausende Spieler, aber anscheinend hat er etwas, das den Menschen gefällt. Er ist halt kein Star, begegnet den Leuten auf Augenhöhe. Es gibt ja unzählige Beispiele, die erzählt werden, aber besonders in Erinnerung ist mir Folgendes: Er fuhr zum Tanken und dort saß in der Tankstelle jemand, der mit Martin gerne über Fußball sprechen wollte. Er nahm sich die Zeit gerne und kurze Zeit später war die ganze Tankstelle voller Menschen und er hielt sozusagen eine spontane Fanstunde ab.

Er hat einmal erzählt, dass er selbst nur noch ein Klapphandy besitzt, weil ihm das alles mit den Smartphones zu viel geworden sei – ist das wirklich so?

Franz Hinteregger: Als er in Augsburg spielte, war das so. Er liebte sein Klapphandy, auf dem er Snake spielen konnte. Mit der Zeit musste er aber immer öfter Strafe zahlen, weil die ganzen Informationen des Teams ja per WhatsApp auf das Handy kommen und Mitspieler manchmal darauf vergaßen, ihn zu informieren.

Er selbst hat Gerüchte angeheizt, wonach er auch gerne einmal bei der Klagenfurter Austria spielen würde. Können Sie sich das in Richtung seines Karriereabends vorstellen?

Franz Hinteregger: Wenn es den Verein dann noch gibt, kann ich mir das schon gut vorstellen. Eher glaube ich aber, dass er sein letztes Jahr mit seinen Freunden in Sirnitz spielen wird.

Sie sind ja selbst Fußballkenner. Sprechen wir noch kurz über Ihre Einschätzung zur EURO. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Leistung des Nationalteams und Ihres Sohnes im Besonderen?

Franz Hinteregger: Das Team spielte gegen Nordmazedonien besonders in der zweiten Spielhälfte wirklich gut, gegen die Niederlande war der Elfmeter sehr unglücklich – auch im zweiten Spiel glaube ich, dass wir gut gespielt haben und ohne den Strafstoß einen Punkt geholt hätten. Martin spielte beide Partien zu sehr großen Teilen gut. Mich ärgert es nur, wenn manche Medien dann aber nur die wenigen schlechten Aktionen beschreiben, jedoch kein Wort zu den tollen Leistungen verlieren.

Heute steht das Entscheidungsspiel gegen die Ukraine an. Wie geht die Partie aus und was wird dann möglich sein?

Franz Hinteregger: Ich glaube schon, dass wir uns am Ende mit 2:1 durchsetzen werden. Dann treffen wir im Achtelfinale auf Mitfavorit Italien, uns wird die Überraschung gelingen und wir steigen ins Viertelfinale auf.

Wo werden Sie das Spiel verfolgen?

Franz Hinteregger: In Amsterdam war ich ja vor Ort, diesmal schaue ich mir das Spiel aber in aller Ruhe zuhause an. Sogar alleine, weil meine Frau arbeiten muss. Das ist aber vielleicht eh besser so, sie ist immer sehr nervös.

Wir wünschen Martin Hinteregger & Co. jedenfalls alles Gute!

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