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Veröffentlicht am 27.07.2021, 13:13

Nach 30 Jahren noch immer 50 Millionen offen

Vitalbad-Kredit: "Kinder müssen Zeche zahlen"

Klagenfurt - Rund 1.700 Kinder wurden 2020 am Elki im Klinikum Klagenfurt geboren. Sie werden, wenn sie gut 30 Jahre alt sind, zusammen mit allen anderen Einwohnern Klagenfurts einen ziemlich gewichtigen Rucksack mit sich herumzutragen haben: Einen 50 Millionen Euro schweren. Das ist die Summe, die die Stadt Klagenfurt gerade als Darlehen für den Bau des neuen Vitalbads aufnimmt. Das soll 2024 eröffnen.
von Franz Miklautz2 Minuten Lesezeit (300 Wörter)
Die Rohrergründe: Hier wird das Vitalbad gebaut.

Gegen die Stimmen von FPÖ und NEOS

Wie nun bekannt wurde und interne Papiere des Magistrats zeigen, soll dieser Kredit endfällig sein. Das bedeutet, dass während der 30-jährigen Laufzeit keine Tilgung erfolgt. Was nichts anderes heißt, als dass im Jahr 2051 noch immer die Gesamtsumme von 50 Millionen Euro aushaftet. Außer der FPÖ und den NEOS haben der Darlehensaufnahme in der letzten Gemeinderatssitzung vergangene Woche alle Parteien zugestimmt. Auch die Grünen.

Stadt will für Rückzahlung sparen

Im Stadtsenat befürworteten mit Ausnahme von Stadträtin Sandra Wassermann (FPÖ) alle Regierungsmitglieder die Kreditaufnahme bei der Bank Austria/Unicredit. Wassermanns Gemeinderatskollege Wolfgang Germ schnaubt ob der Endfälligkeit des Kredites. Auf diese Weise würden zukünftige Generationen belastet. Das Darlehen werde den Jüngsten in die Schuhe geschoben. “Unsere Kinder müssen dann die Zeche dafür zahlen”, so Germ. Patrick Jonke, Büroleiter von Bürgermeister Christian Scheider (TK), versucht zu beruhigen: “Während der Kreditlaufzeit wird die Stadt Geld in einem Fonds ansparen. Dieses Geld ist dann zweckgebunden für die Rückzahlung des Vitalbad-Kredits zu verwenden.”

Befürchtung: Zweckentfremdung des Angesparten

Doch das sei, so NEOS-Klagenfurt-Chef Janos Juvan, bloß eine Willensbekundung: “Abgesehen davon, dass die Konditionen fürs Darlehen aufgrund unserer Initiative gut ausgehandelt wurden, bin ich mir nicht sicher, ob die Politik nicht auf die Idee kommt, das angesparte Geld für die Sanierung (der Stadt; Anm.) heranzuziehen. 30 Jahre sind eine lange Zeit”, warnt Juvan. Sieht man sich den Schuldenstand der Stadt an, dieser beläuft sich auf 142 Millionen Euro, ist Juvans Befürchtung wohl nicht ganz unbegründet.

Zudem ist es wohl nicht ganz auszuschließen, dass das Bad nach 30 Jahren erste ernstzunehmende Altersbeschwerden zeigt und damit Sanierungskosten entstehen könnten. Beim alten in der Gasometergasse war es so ähnlich.

Der Autor

Der Klagenfurter Franz Miklautz ist als Investigativjournalist tätig. Unter anderem betreibt er die Plattform mediapartizan.at, auf der er regelmäßig Missstände aufdeckt. Er war nominiert für den Literaturpreis Wartholz VII und ist Gewinner des “Erostepost”-Literaturpreises 2014.

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