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Veröffentlicht am 29.08.2022, 18:42

Nach Mufflon-Abschuss

Star-Anwältin will "Mord" an Moritz prüfen: "Halte es für menschlich und juristisch nicht korrekt"

Sirnitz - Eine Kugel und alles war vorbei. Das Mufflon-Männchen "Moritz" wurde letzte Woche von einem Jäger erlegt. Doch der Abschuss entwickelt sich nun zu einem Fall, der über die Grenzen von Kärnten hinauszuwachsen scheint. Tierschützerin und Star-Anwältin Astrid Wagner möchte sich die Causa nun ansehen.
von Carolina Kucher4 Minuten Lesezeit (546 Wörter)

Es ist eine Geschichte, die in Österreich einzigartig ist: Ein junger wilder Mufflon, der seine Mutter verloren hat, schließt sich einer Kuhherde aus Sirnitz an, wird zum geliebten Haustier und wird liebevoll “Moritz” getauft. Doch letzten Donnerstagabend verändert ein Schuss alles – ein Jäger erlegt das Wildtier und die Medien überschlagen sich. Nun will sich Astrid Wagner, eine bekannte Anwältin und Tierschützerin aus Wien, der Sache annehmen.

Am Donnerstag wurde Moritz erschossen

Familie Sumann, sie waren es, die Moritz vor einem Jahr “adoptiert” haben, ist unterdessen noch immer unter Schock. “Wir sind fix und fertig und einfach nur todtraurig“, erklärt Doris Sumann. Sie erzählt, wie sie Moritz aufgenommen und gepflegt haben. Im Winter blieb er mit im Stall und schließlich bekam er ein oranges Halsband. “Ich habe ihn aber nie eingesperrt, er hätte immer wegkönnen, aber er wollte gar nicht. Er ist unseren Kühen und Kälbern nicht von der Seite gewichen”, erzählt sie.

Moritz wich seinen "Freunden" nicht von der Seite.
Er war ein fixer Bestandteil der Herde.

Auch am Donnerstag, dem 25. August 2022, war Moritz wie immer mit seinen Gefährten auf der Weide, als es plötzlich passierte: Ein Schuss und das Mufflon lag tot auf der Erde. Der Jäger schildert in verschiedenen Medien, er habe das Halsband nicht gesehen und auch die Geschichte rund um Moritz nicht gekannt. Er habe auch sofort die Besitzer verständigt, als er seinen Fehler bemerkt habe.

“Er war ein Familienmitglied”

Doris Summan sieht die Sache allerdings etwas anders: “Der Jäger hat erst 16 Stunden später Bescheid gegeben. Da wussten wir schon, dass Moritz weg ist und haben uns Sorgen gemacht. Er war ein Familienmitglied. Mein 82-jähriger Vater hat jeden Tag nach ihm gesehen. Seit meine Mutter im Heim ist, war Moritz das einzige, was er noch hatte. Nun sitzt er hier und weint bitterlich”.

Summan, die selber was vom Jagdgeschäft versteht, will sich auf jeden Fall mit der Kärntner Jägerschaft in Verbindung setzen. “Jagen heißt für mich ‘hegen & pflegen’ und nicht wild durch die Gegend schießen wie man will. Es kann nicht sein, dass so ein Verhalten ohne Konsequenzen bleibt. Moritz wurde auf unserem Grund und Boden niedergeschossen. Es hätte auch eine Kuh oder ein Kalb treffen können. Ich lasse nicht zu, dass der Fall unter den Tisch gekehrt wird”.

Anwältin will den Fall pro bono übernehmen

Nicht nur Moritz’ Familie ist in Rage: Auch Astrid Wagner, einer angesehenen Anwältin aus Österreich, geht der Fall nicht mehr aus dem Kopf. “Ich bin selbst Tierschützerin und ich bin erschüttert, dass hier ein Mufflon augenscheinlich sinnlos ermordet wurde”, erklärt sie im Gespräch mit 5 Minuten. Auch laut ihr müsse es Konsequenzen geben. “Aufgrund der mir vorliegenden Informationen halte ich das Verhalten des Jägers, menschlich und juristisch, für nicht korrekt. Ich habe den Verdacht auf Besitzstörung, Hausfriedensbruch und Tierquälerei. Das kann Schadensersatz und schlimmere Strafen bedeuten”, listet die Anwältin ihre Vermutungen auf. Natürliche müsse alles zuerst juristisch geprüft werden. “Sollte sich die Familie Sumann entscheiden, meine Dienste in Anspruch zu nehmen, würde ich den Fall pro bono, also völlig kostenfrei für die Familie, übernehmen – das ist selbstverständlich”, meint Wagner entschlossen zum Abschluss.

Über Astrid Wagner

Dr. Astrid Wagner, wuchs in Wien, Paris und der Steiermark auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete sie zunächst bei der Österreichischen Mietervereinigung. Seit 2001 führt Astrid Wagner eine Rechtsanwaltskanzlei in Wien. Sie vertritt immer wieder in brisanten und öffentlichkeitswirksamen Prozessen, die sie inzwischen auch als Anwältin einem breiten Publikum bekannt gemacht haben.

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