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Veröffentlicht am 05.10.2022, 08:30

Wirtschaftskammer warnt

Lieferengpässe und hohe Rohstoffpreise: Angespannte Situation bei den Handwerks­betrieben

Kärnten - Zwischen Aufholprozess und Talfahrt: Die Situation der Gewerbe- und Handwerksbetriebe in Kärnten nach Branchen verschieden. „Klar ist, dass alle mit Belastungen zu kämpfen haben“, so Obmann Kronlechner.
von Carolina Kucher4 Minuten Lesezeit (488 Wörter)

Das Ergebnis der Konjunkturbeobachtung für das 4. Quartal der KMU Forschung Austria zeigt für Gewerbe und Handwerk in Kärnten ein gespaltenes Bild. „Während die konsumnahen Branchen wie Lebensmittel, Gesundheit/Wellness, aber auch Kunststoff noch mit positiven Erwartungen in Bezug auf Auftragseingänge und den Umsatz ins 4. Quartal gehen, blicken die Kfz-Werkstätten, Personaldienstleister und vor allem das Bauhauptgewerbe deutlich negativer auf die kommenden Monate“, berichtet Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten. In letzteren Bereichen reiht sich Kärnten in die erwarteten Entwicklungen der übrigen Bundesländer ein.

Nachfrage sinkt

Bauinstallation und Ausbaugewerbe schätzen den Rest des Jahres auf dem Niveau des Vorjahresquartals, das heißt, sie sind bis Ende 2022 – aber nicht darüber hinaus – gut bis sehr gut ausgelastet. Kronlechner: „Die rückläufigen Erwartungen des Bauhauptgewerbes sind Ausdruck der Zurückhaltung der Auftraggeberinnen und -geber – sowohl öffentlich als auch privat. Gerade im Bereich des Neubaus werden Projekte verschoben oder abgesagt.“ Speziell die gestiegenen Baupreise lassen die Nachfrage sinken. „Ein Merkmal, das die Bauwirtschaft kennzeichnet, sind die langen Vorlaufzeiten bis zum Baubeginn“, weiß der Spartenobmann und fürchtet: „Die Zurückhaltung der Auftraggeberinnen und -geber in diesem Jahr wird dazu führen, dass das Baugeschehen nicht wie üblich nach der Winterpause startet, sondern erst mit deutlicher Verzögerung.“

Kurzarbeit droht

Die angespannte Situation auf den Rohstoffmärkten mit Lieferengpässen, die sich durch den Krieg in der Ukraine nochmals zugespitzt hat, sowie die massiven Preissteigerungen im Energiebereich sorgen für zusätzliche Schwierigkeiten. „Wenn nicht rasch effektive Gegenmaßnahmen ergriffen werden, droht auf vielen Baustellen die Einstellung der Bautätigkeit, mit allen negativen Konsequenzen, wie Kurzarbeit und hoher Arbeitslosigkeit. Die Bauwirtschaft ist mit einem Wertschöpfungsanteil von 25 Prozent des Kärntner BIP eine Schlüsselbranche. Sie schafft nicht nur knapp 40.000 Arbeitsplätze, sondern bildet auch die Fachkräfte von morgen aus“, unterstreicht Kronlechner die große Bedeutung der Branche.

Der Appell der Bauwirtschaft richtet sich vor allem an öffentliche Auftraggeber, mit den Projektvorbereitungen noch heuer zu beginnen: „Ausschreibungen dürfen nicht aufgeschoben werden, um die Kontinuität für 2023 zu sichern. Außerdem muss weiterhin auf eine faire Vergabe durch öffentliche Auftraggeberinnen und –geber geachtet werden.“

Kostentreiber Energie und Löhne

Der Ukrainekrieg hat die Situation nach Corona weiter verschärft, indem die für Unternehmen überlebenswichtige Planbarkeit gestört wurde. Materialmangel, Lieferkettenproblematik und Preissteigerungen bringen die investitionsnahen Branchen an ihre Grenzen. „Das zentrale Thema der letzten Monate, die Energiepreise, setzen den Betrieben extrem zu, hier greift die Unterstützung der Regierung jedenfalls in Gewerbe und Handwerk zu kurz“, bringt es Klaus Kronlechner auf den Punkt und berichtet: „Manche Betriebe reagieren auf diese Entwicklung mit Einschränkungen des Angebotes oder gar das Herunterfahren und Schließen der Produktion. Sorge bereiten den Unternehmen auch die anstehenden Lohnverhandlungen. Eine Übertragung all dieser Kosten auf die Endkundinnen und -kunden wird in vielen Fällen einfach nicht möglich sein.“

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