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Veröffentlicht am 29.03.2023, 17:45

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Das „etwas andere“ Mutter-Sohn-Gespann: Seit 26 Jahren leiten sie gemeinsam das „Lustspiel“

Graz - Das dynamische Duo Christian Weswaldi und Brigitte Ruprechter, auch bekannt als „Mama Lustspiel“, führen gemeinsam den Sex-Shop in der Jakoministraße 12. Neben sexy Dessous und Erotikzubehör gibt es Separees für sinnliche Stunden. Gerade erst erfolgte ein Umbau: In der neuen „Bitch Zone“ steigen Sex-positive-Partys!
von Elisa Auer7 Minuten Lesezeit (924 Wörter)WIR SIND GRAZ

Direkt im Herzen der Grazer Innenstadt befindet sich seit mittlerweile 26 Jahren das „Lustspiel“. Das Schaufenster präsentiert sich eher unauffällig. Spätestens aber nach Betreten des Ladens taucht man ein in die „Welt der Erotik“ und wird bereits von einer vielfältigen Dessous-Auswahl empfangen – dabei besonders prominent und stark vertreten: Lack und Leder! Je tiefer man jedoch in die Sphären des „Lustspiel“ eindringt, desto wilder wird es.

Sex-positive-Trend boomt!

„Wir waren von Anfang an sehr seriös und Vorreiter dieser Branche. Die Leute haben den Laden schon vor 26 Jahren gut aufgenommen, obwohl damals noch andere Zeiten waren. Wir haben uns bewusst für den offenen Wäschebereich im Empfangsbereich entschieden, falls doch einmal ein Kind unabsichtlich reinläuft“, so erzählt Weswaldi vom Auftakt in Graz. Obwohl die unkonventionellen Räumlichkeiten auch damals nicht geächtet wurden, so lässt sich seit einiger Zeit doch eine Tendenz beobachten: Sex Positivity, Fetisch und Polyamorie liegen im Trend! Auch die immer bekannter werdende Veranstaltungsreihe „Fagtory“ macht sich bemerkbar – viele kommen ins „Lustspiel“, um sich dort ihre Outfits zu kaufen. „Ich liebe diesen Sex-positive-Trend. Die Leute werden immer aufgeschlossener und lockerer im Umgang“, so freut sich der Besitzer, dass die Themen „Sexualität“, „Lust“ und „freie Liebe“ zunehmend enttabuisiert werden. Während der 26 Jahre gab es immer wieder Höhen und Tiefen, das Geschäft erfreute sich keiner konstanten Nachfrage. Zwischenzeitlich gab es ein verstärktes Aufkommen, Outfits und Sex-Zubehör billig im Internet zu bestellen. Mittlerweile wurde dieser Trend von einem bewussteren Kaufverhalten abgelöst, die Leute nehmen wieder vermehrt Beratung in Anspruch und kaufen vor Ort.

Was erwartet einen in der „Höhle des Löwen“?

Hinter dem Sex-Shop befindet sich ein exklusiverer Bereich mit einer Bar, Separees und verschiedenen Motto-Räumen, die nach Lust und Laune verwendet werden können. „Man zahlt einen Grundeintritt von 14,90 Euro pro Person und ist dabei. Es gibt verschiedene Spielräume, jeder Raum hat ein eigenes Thema. Manche Räume lassen sich abschließen, es gibt auch Glory Holes und Duschen“, berichtet der Geschäftsführer von dem breiten Angebot, welches im „Lustspiel“ genutzt bwerden kann. Die Räume können zu zweit von Pärchen in Anspruch genommen werden, es gibt aber auch Veranstaltungen und Partys für jedermann. Am 24. März fand die erste „Bitch Party“ statt, bei der auch der neue Look des hinteren Bereiches präsentiert wurde. Der Umbau diente auch einem Imagewechsel. „Das Lustspiel ist offen für alles. Es gibt leider noch immer so viele Vorurteile“, berichtet Christian Weswaldi, der mit der neu kreierten „Bitch Zone“ ein breiteres Publikum ansprechen und sich gleichsam vom „Sexkino“-Ruf distanzieren will. Jeden ersten Freitag im Monat, „immer wenn die Oma ihre Rente kriegt“, steigt die „Fridaynight“ und jeden zweiten Samstag gibt es die „Latenight“, bei der auch der Shop geöffnet ist. Dragqueen Miss Jodie Fox heizt am DJ-Pult ein und ist mit ihren „crazy“ Outfits immer wieder ein echter Hingucker. Nachdem das „Lustspiel“ kein Nachtclub ist, öffnet es seine Pforten bereits um 18 Uhr und spätestens um 24 Uhr ist dann Sperrstunde. Ab und an gibt es zusätzlich noch ein paar Special-Events, wie die Weihnachtsfeier, die im Juni stattfinden soll.

Miss Jodie Fox ist mit ihren „crazy“ Outfits immer wieder ein echter Hingucker.

Bunt gemischtes Publikum

Welche Leute sind denn im „Lustspiel“ anzutreffen? „Ich liebe es, dass wir nie ganz definiert sind. Es sind wirklich ganz verschiedene Menschen, die zu uns kommen. Wir haben so coole und vor allem crazy Leute bei unseren Partys. Es kommen Stammkunden, aber auch viele Newcomer. Es ist wichtig, dass sich das gut mischt, keiner fordernd ist und sich jeder wohlfühlt“, erzählt Weswaldi, der durch die Aufschrift an der Ladentüre deutlich signalisiert, dass in seinem Laden kein Platz für homophobe, diskriminierende und sexistische Menschen ist. „Wir haben auch viele junge Single-Mädels, weil die wissen, dass ich sehr genau darauf achte, wen ich hineinlasse“, erzählt der Betreiber stolz, der sich darüber freut, dass zu den Partys immer „so liebe, unterschiedliche Gäste“ kommen.

„Wenn jemand ‚Weiber‘ zu ‚Frauen‘ sagt, ist er schon draußen“

Christian Weswaldi und seiner mittlerweile über 70-jährigen Mutter ist es ein besonderes Anliegen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder wohlfühlt! Es gibt kein Soll und auch mein Muss, niemand soll zu irgendwelchen Handlungen gezwungen werden. Deshalb gibt es auch ein strenges Selektionsverfahren. „Ein Trottel ist einer zu viel! Wenn sich einer nicht benehmen kann, dann muss er gehen. Das ist mir ganz wichtig. Wir sind ein professionelles Sex-Lokal. Bei mir sagt keiner ‚Weiber‘! Abwertungen haben bei uns keinen Platz“, betont der Geschäftsführer. Wenn eine Person aufdringlich wird, dann soll das sofort gemeldet werden. Auch auf einen höflichen Umgangston legt der Geschäftsführer großen Wert, da darauf gegenseitiger Respekt und Wertschätzung aufbauen, was wiederum elementares Fundament für eine gute, positive und wertfreie Gesamtstimmung ist.

Consent is everything!

Bei den Partys regiert die Regel „Alles kann, nichts muss“. Im Gegensatz zu den Sex-positive-Partys der Grazer Nachtszene findet sich im „Lustspiel“ doch eher ein „eingefleischteres Szene-Publikum“, weshalb es phasenweise auch etwas „wilder“ einhergeht. „Unsere Gäste sind sexueller als das ‚Fagtory‘-Publikum in der Postgarage, viele leben auch polyamor“, so erklärt der Betreiber, was das „Lustspiel“ von anderen Sex-positive-Partys unterscheidet. Einen Zwang gibt es aber definitiv nicht, jeder soll nach Lust und Laune entscheiden, auf welche Abenteuer man sich an dem Abend einlassen will: „Du zahlst nur für die Location, aber nie für die Leute. Wenn man Sex haben will, soll man Sex haben und wenn nicht, dann nicht!“

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