„Eigentlich müsste ich tot sein“: Tausend SchutzÂengel halfen beim ÃœberÂleben
Michaela M. (59) überlebte im Juli 2021 einen Aortariss. Wäre ihr Freund nicht zu Hause gewesen und würden sie nicht in der Nähe des LKH Graz wohnen, wäre sie heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben.
Es war der 18. Juli 2021, den Michaela M. seither als ihren eigentlichen Geburtstag bezeichnet. Damals fiel sie plötzlich, mitten in ihrer Wohnung, bewusstlos zu Boden. Ihr Freund reagierte schnell. Füße hochlagern, Notruf. Nur 20 Minuten später war sie im Schockraum des LKH Graz. Es folgte eine siebenstündige Operation. Eine Stunde davon befand sich ihr Herz außerhalb ihres Körpers. Danach hieß es abwarten. In den nächsten Tagen sollte sich zeigen, ob Michaela M. überleben wird.
Die Erinnerungen kommen nur langsam
„Aufgewacht bin ich mehrere Tage später. Ich wusste nicht, wo ich bin und was passiert war. Anhand der vielen Lichter über mir und der Schläuche in meinem Körper konnte ich es mir dann aber denken.“ Michaela erwachte in der Intensivstation. Ihr Freund saß neben ihrem Bett und erzählte ihr von ihrer Aortendissektion (wie es in der Fachwelt heißt). „Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich weiß noch, dass ich ein paar Tage zuvor dachte, ich bekomme eine Grippe. Es fühlte sich so an“, beschreibt Michaela. „Erst heute, zwei Jahre später, tauchen hin und wieder Erinnerungsfetzen an diesen Zeitraum auf.“
Wie in der Autowerkstatt
Es folgten drei Wochen Reha und die schlimmste Herausforderung für Michaela: Nicht mehr alles alleine zu können. Hilflos zu sein und es anzunehmen. „Ich habe mich wirklich langsam und konsequent zurück ins Leben gekämpft“, erzählt sie, während sie einen Teil der senkrechten Narbe zeigt, die über ihren gesamten Brustkorb läuft. „Da ist jetzt ein Kasterl drinnen. Eine Prothese. Wie ein Ersatzteil beim Auto.“ Den Implantat-Ausweis trägt sie nun immer bei sich.
Plötzlich hat sich alles verändert
Die ehemalige Genussraucherin, greift heute keine Zigaretten mehr an. Ihre Ernährung hat sie ebenso umgestellt und an oberflächlichen Kontakten hat sie auch kein Interesse mehr: „Freizeit und Treffen mit Freunden haben jetzt einen ganz anderen Wert für mich. Zu einigen Leuten habe ich mittlerweile keinen Kontakt mehr, ich treffe mich nur noch mit Menschen, die mir guttun.“ Ihr Ziel war es, irgendwann wieder „die alte Michi“ zu werden. Doch sie musste sich eingestehen, dass es die alte Michi nie wieder geben wird. Im Leben passieren manchmal einfach Dinge, die plötzlich alles für immer verändern.
Dolce Vita
Eineinhalb Jahre hat Michaela M. noch vor sich, bevor sie in Pension gehen kann. Auf Frühpension hat sie keinen Anspruch. Sie möchte aber trotzdem geringfügig weiter arbeiten. Doch zuerst geht es für sie jetzt ein paar Tage nach Italien: „Italien und das Meer. Das ist einfach meines“, erzählt sie und in ihren Worten liegt die Gewissheit, dass das wohl die beste Therapie für ihr Kämpfer-Herz ist. Das Dolce Vita bekommt eben nochmal eine ganz neue Bedeutung, wenn man fast gestorben wäre.