Kärnten startet Österreichs erstes Pilotprojekt „Lohn statt Taschengeld“
Eine bedeutende Verbesserung für Menschen mit Behinderung: Zum ersten Mal wird Inklusion am regulären Arbeitsmarkt möglich. Das Projekt beginnt im September.
„Wir kämpfen seit Jahren um eine Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt. In Kärnten haben wir unterschiedliche Projekte im Laufen, mit denen wir bereits 200 Betroffene in eine Beschäftigung gebracht haben“, erklärt die für Chancengleichheit zuständige Landesrätin Beate Prettner. „Jetzt gehen wir einen großen Schritt weiter: Wir starten im Herbst Österreichs erstes Pilotprojekt ‚Reallabor – Lohn statt Taschengeld‘, das tatsächlich am ersten Arbeitsmarkt ansetzt. Damit werden erstmals Menschen mit Behinderung direkt am ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können“, betont Prettner.
Hintergrund:
In Österreich sind rund 25.000 Menschen mit Behinderung laut Einstufung der Pensionsversicherungsanstalt als „arbeitsunfähig“ registriert. Auch wenn manche von ihnen in Beschäftigungswerkstätten arbeiten, erhalten sie keinen Lohn, sondern ein Taschengeld. Sie sind auch nicht sozialversichert. „Wir haben in Kärnten Maßnahmen initiiert, bei denen die Betroffenen sehr wohl ein Gehalt beziehen und sozialversichert sind. Dazu gehört das erste inklusive Kleinunternehmen des Landes, der ‚Bistro-Flitzer‘, bei dem mittlerweile 16 junge Menschen mit Behinderung einer regelmäßigen Arbeit nachgehen“, informiert Prettner. Allerdings erhalten diese ihr Gehalt nach dem Kärntner Behindertenschutzgesetz aus Geldmitteln des Landes.
Zweijährige Testphase
Die “Reallabor” Initiative ist ein Pilotprojekt, das 20 Bewerbern aus Beschäftigungswerkstätten erstmals den direkten Übergang in den regulären Arbeitsmarkt ermöglicht. Das Projekt wird für zwei Jahre unter wissenschaftlicher Begleitung getestet und anschließend evaluiert. Die Lebenshilfe Kärnten unterstützt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, während das Referat Chancengleichheit im Land Kärnten und EU-Fördergelder das Projekt finanzieren. Die 20 Teilnehmenden werden gemäß des SWÖ-Kollektivvertrags für je 19 Stunden pro Woche angestellt und mit etwa 1050 Euro brutto entlohnt. „Dieses Pilotprojekt ist eine einzigartige Chance, endlich Bewegung in unsere jahrzehntelange Forderung zu bringen, als arbeitsunfähig eingestufte Menschen mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Prettner. Sie ist überzeugt, dass das Projekt „Reallabor“ ein „Quantensprung“ für die Teilhabe von beeinträchtigen Menschen am Arbeitsmarkt sein wird: „Die Erkenntnisse aus unserem Projekt werden dem Bund als Grundlage für eine österreichweite Umsetzung dienen.“