Anspannung steigt bei Verhandlungen über Kollektivvertrag
In Österreichs Sozialwirtschaft spitzt sich der Konflikt zu, da Lohnverhandlungen stocken. Gewerkschaften fordern 15 Prozent Anstieg zur Bewältigung steigender Lebenshaltungskosten.
Die Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), der Verband der österreichischen Sozial- und Gesundheitsunternehmen, hat am Dienstag, dem 3. Oktober 2023, die Kollektivvertragsverhandlungen für das Jahr 2024 eingeleitet. Die Verhandlungen begannen mit der Forderungsübergabe an die Gewerkschaften, wobei SWÖ-Geschäftsführer Walter Marschitz betonte, dass der Spielraum aufgrund der aktuellen Teuerung äußerst begrenzt sei. Obwohl der Auftakt als „konstruktiv“ bewertet wurde, bleibt die Situation angespannt, da die Forderungen der Gewerkschaften deutlich über den inflationären Anpassungen hinausgehen.
15 Prozent-Forderung als unrealistisch eingestuft
Marschitz betonte, dass das Hauptziel der Arbeitgeber darin bestehe, einen Abschluss zu erzielen, der die Versorgung im Sozial- und Gesundheitsbereich nicht gefährdet. Allerdings stellte er klar, dass die geforderte Erhöhung um 15 Prozentpunkte über den aktuellen Inflationsraten hinaus nicht realisierbar sei.
Gewerkschaften lehnen 8,8 Prozent-Angebot ab
Die erste Verhandlungsrunde endete nach acht Stunden ergebnislos, als das Arbeitgeber-Angebot von 8,8 Prozent von den Gewerkschaften als unzureichend abgelehnt wurde. Die Vertreter der Gewerkschaften GPA und vida betonten, dass die Forderung nach einer Erhöhung von 15 Prozentpunkten oder zumindest 400 Euro mehr gerechtfertigt sei. Sie wiesen darauf hin, dass die Beschäftigten, insbesondere bei einer Teilzeitquote von 70 Prozent und angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten, bald vor erheblichen finanziellen Belastungen stehen könnten.
Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen gefordert
Eva Scherz, Verhandlerin der Gewerkschaft GPA, hob hervor, dass die Löhne in der Branche im Vergleich zu anderen Sektoren bereits signifikant niedriger seien und die vorgeschlagene Erhöhung bei weitem nicht ausreiche. Michaela Guglberger, Verhandlerin der Gewerkschaft vida, forderte zusätzlich eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Rahmenrechts, um den Personalengpass in der Branche zu bewältigen und die Attraktivität der Tätigkeiten zu steigern.
Forderung nach konkreten Lösungsansätzen
In den kommenden Wochen werden die Gewerkschaften Rückmeldungen aus den Betrieben sammeln, um ihre Verhandlungsposition für die nächste Runde am 15. November zu stärken. Dabei betonen sie, dass die steigenden Lebenshaltungskosten die Stimmung in der Branche erheblich belasten und die anhaltenden Versuche der Arbeitgeber, die Probleme der Branche zu bagatellisieren, auf Unverständnis stoßen. Die Gewerkschaftsvertreter fordern konkrete Lösungen anstelle von PR-Kampagnen und Pressekonferenzen.