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/ ©APA/ANNA-MARIA WALLI
Borkenkäfer veränderte Landschaftsbild im Mölltal nachhaltig

Waldbesitzer verzweifelt: Holzpreise an der Schmerzgrenze

Der Borkenkäfer plagt das Mölltal. Waldbesitzer sind gefordert, befallene Bäume zu entfernen. Doch die Motivation ist angesichts der harten Arbeit und der niedrigen Erlöse niedrig. Höhere Holzpreise könnten Besserung bringen.

von APA
4 Minuten Lesezeit(860 Wörter)

Wie Wunden klaffen die zum Teil mächtigen Kahlschläge in den Wäldern der Mölltaler Berge. Die dazugehörigen Bäume füllen entastet und fein säuberlich nach Größe sortiert die Holzlagerplätze im Tal. Die Massenvermehrung des Buchdruckers, einer Borkenkäfer-Art, hat der beschaulichen Region seinen Stempel aufgedrückt und viele Waldbesitzer zum Verzweifeln gebracht. Einer davon ist Otto Pacher. Er besitzt hundert Hektar Wald, damit hat er mehr als ein durchschnittlicher privater Waldbesitzer in Österreich. Davon musste er in den letzten Jahren um die 40 Hektar wegen des Schädlings vorzeitig abholzen.

„Früher hattest du Geld, wenn du Wald hattest“

„Es tut einem schon das Herz weh, wenn man diese Bäume aus dem Wald räumen muss. Es kommt dabei ja nichts heraus. Früher hast du Geld gehabt, wenn du Wald gehabt hast“, sagt Pacher und führt aus, wie wenig ihm für sein Holz bleibt. Da sich sein Wald hauptsächlich im Steilgelände befindet, müsse er die Stämme von einer Firma mit einer Seilbahn aus dem Wald bringen lassen. Zusätzlich käme eine Weggebühr für die Bundesforste. Bis die Stämme sägefähig und bereit zum Abtransport an der Straße liegen, koste ihn der Festmeter Fichtenholz 51 Euro, rechnet er vor. Die Säge zahle ihm dafür im Durchschnitt 56 Euro, bei besonders schönen Bäumen mehr, bei krummen Exemplaren zahle er drauf. Eine Förderung wollte er bis jetzt noch nicht beantragen, mit seinem Bezirksförster hätte er aber schon darüber gesprochen.

Forderung: „Mindestpreis fixieren“

„Wenn die Holzernte nicht mehr kostendeckend ist, schwindet die Motivation für die Waldbesitzer“, sagt auch der Kärntner Landesforstdirektor Christian Matitz. Die Politik erkenne das Problem durchaus, 16 bis 17 Millionen Euro würden in Kärnten jährlich als Förderung ausgeschüttet und kürzlich wurde erst wieder ein neues Paket geschnürt, um die Aufarbeitung von Borkenkäferholz in steilem Gelände und insbesondere von Kleinwaldbesitzern zu unterstützen. „Ein Eingriff in den Markt wird nicht gut möglich sein, das wäre wettbewerbsmäßig vermutlich schwierig, aber man könnte zumindest einen Mindestpreis fixieren.“ Matitz nennt 90 Euro für den Festmeter als Schmerzgrenze, bei dem die Waldbesitzer gerade noch mitgehen würden.

Schwächelnde Bauwirtschaft

„Um die langfristige Verfügbarkeit von Nadelholzressourcen zu sichern, ist eine entsprechende Bewirtschaftung erforderlich“, meinte der Fachverband der Holzindustrie Österreichs in einer Aussendung nach einer Sitzung zur globalen Marktlage vorige Woche. Auf Nachfrage hieß es aber, man könne aufgrund der schwächelnden Bauwirtschaft keine höheren Preise zahlen. Die magere Auftragslage veranlasst offenbar auch Stora Enso zu einer Produktionspause. Wie mehrere Medien berichteten, wird der finnisch-schwedische Konzern sein Sägewerk in Bad St. Leonhard im Lavanttal für Dezember und Jänner schließen.

Ähnlich hohe Schadholzmengen wie im Vorjahr

Wenn Waldbauern ihre Wälder also nicht mehr bewirtschaften, weil es an Zeit, Geld und Arbeitskräften mangelt, kommt auch der dringende Umbau in Richtung klimafittere Wälder ins Stocken. Matitz rechnet für heuer mit ähnlich hohen Schadholzmengen wie im vorigen Jahr, 800.000 Festmeter könnten dem Borkenkäfer angelastet werden, um die 400.000 Festmeter würden auf das Konto von Stürmen gehen. Diese Prognosen hält auch Gernot Hoch vom Bundesforschungszentrum für Wald für realistisch. „Das feuchte Frühjahr hat sicher die Entwicklung gedämpft, das erste Halbjahr war wassermäßig auch noch ganz gut versorgt, das hat die Bäume unterstützt. Aber mit dem warmen Herbst sind wir wieder bei der gleich raschen Entwicklung wie in den letzten Jahren, drei Käfer-Generationen in den Tieflagen, zwei in den Hochlagen“, erklärt der Forstwissenschafter.

Braucht aktiven Waldumbau

„Das wird öfters passieren“, prophezeit Matitz. Die Massenvermehrung sei ein Phänomen, das durch Schäden in Verbindung mit Trockenheit und warmen Temperaturen und auch durch Stürme begünstigt werde. Es brauche daher einen aktiven Waldumbau in Richtung Mischwald. Auf natürliche Weise würden auf den Schadflächen zwar auch wieder Bäume nachwachsen, aber das würden nicht jene Wälder sein, die der Mensch benötigt, spricht er den wirtschaftlichen Aspekt an. Vor allem im Schutzwald müsse man dahinter sein, dass es in kürzester Zeit wieder einen geeigneten Wald gibt, der die Schutzfunktion ausüben kann.

„Monokultur war ein Riesenfehler“

Auch der Wald von Otto Pacher ist Schutzwald. Er pflanzt auf den Kahlflächen wieder Fichte und Lärche, weil dies Baumarten sind, die an die Bedingungen im Gebirge angepasst sind. Doch er hat die Taktik seiner Vorfahren geändert, setzt die Bäumchen nicht zu eng, so haben andere Baumarten auch Platz. Birke, Erle, Eiche, Eberesche, Ahorn, Weide, Hasel oder Holler kommen von selbst. „Die Monokultur war ein Riesenfehler, aber damals hat sich halt keiner was gedacht“, rechtfertigt der hauptberufliche Wirt das Vorgehen früherer Generationen. Seine gesamte Freizeit würde für die Waldarbeit draufgehen, aber er mache das gerne. Leidenschaft sei für ihn der einzige Beweggrund, diese Arbeit zu machen, würde er die nicht haben, wäre auch bei ihm die Motivation schon lange verschwunden. (APA / red. 22.10.23)

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 23.10.2023 um 09:45 Uhr aktualisiert
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