Uni Graz setzt ein Denkmal: Stolpersteine für Opfer des NS-Regimes
In der steirischen Landeshauptstadt werden seit zehn Jahren sogenannte "Stolpersteine" als Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus verlegt. 15 Gedenksteinen jetzt auch am Campus der Universität Graz.
Mit einer feierlichen Zeremonie und mit der Einsetzung von 15 Gedenksteinen am Campus der Universität Graz wurde am 24. Oktober 2023 an die im Jahr 1938 vertriebenen Studierenden und Lehrenden der größten steirischen Hochschule gedacht. Initiiert wurde die Aktion vom Verein für Gedenkkultur in enger Kooperation mit dem Zentrum für Jüdische Studien der Universität Graz.
15 Stolpersteine verlegt
Die 15 quadratischen Steine mit Messingtafeln und Inschrift wurden an mehreren Orten am Uni-Areal niveaugleich im Boden installiert: Jeweils drei Stück beim Hauptgebäude und beim alten Physik-Gebäude, je zwei beim alten Chemie-Gebäude und des Pharmakologie-Gebäudes sowie fünf vor der Universitätsbibliothek Graz. Die Stolpersteine gehen auf eine Initiative des deutschen Künstlers Gunter Demnig Mitte der 1990er-Jahre zurück. Es handelt sich um kleine, pflastersteingroße Gedenksteine für Menschen, die während des Holocausts verfolgt und getötet wurden. Diese Steine werden in der Regel vor dem letzten bekannten Wohnort der NS-Opfer in den Bürgersteig eingelassen.
Rektor: „Erinnerungen an individuelle Schicksale“
„Die Stolpersteine, die wir heute hier verlegen, sind Erinnerungen an individuelle Schicksale, an Angehörige der Universität, die aus unserer Mitte gerissen wurden. Durch das Niederlegen dieser Steine verpflichten wir uns, ihre Erinnerung zu bewahren und die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Diese Stolpersteine sind nicht nur Erinnerung an vergangene Tragödien. Sie sind Mahnung für die Gegenwart und Zukunft“, unterstreicht Rektor Peter Riedler.
Denkmal für Vertriebene des NS-Regimes
„Mit den Stolpersteinen am Campus der Universität Graz setzten wir gemeinsam ein weithin sichtbares Zeichen zum Gedenken an 15 Menschen, die bis 1938 zur Universität gehört haben und dann ausgegrenzt, ausgeschlossen und vertrieben oder ermordet worden sind. Sie sind Zeichen des Gedenkens und ebenso Appell und Mahnung, dass es heute an uns allen liegt, im richtigen Moment Nein zu sagen und Antisemitismus, Menschenverachtung und Einhalt zu gebieten“, so Daniela Grabe, Obfrau des Vereins für Gedenkkultur. Unter den Stolpersteinen am Campus finden sich neben den bekannten Namen wie David Herzog, Landesrabbiner für Steiermark und Kärnten oder dem Pharmakologen Otto Loewi auch Isak Hirsch, Trude Lang, Franz Schehl, Gisela Kaufmann, Wolfgang Hepner, Ellen Witrofsky, Gerhard Haushalter, Konstantin Radaković, Helmut Bader, Kurt Kasner, Georg Hendel, Berthold Fleissig und Josef Markus. Voraussichtlich im Frühjahr 2024 werden dann 39 weitere Stolpersteine für vertriebene jüdische Medizin-Studierende folgen.