AK-Goach zu Konjunktur: „Die Stimmung ist deutlich pessimistischer!“
Die Beurteilung der Wirtschaftsentwicklung durch Betriebsräte fällt heuer deutlich pessimistischer aus. Das zeigt eine Umfrage der AK. Energiepreise, Inflation und ein schwieriges, internationales Umfeld belasten die Wirtschaft.
Betriebsräte von 208 Kärntner Betreiben, welche rund 65.000 Beschäftigte repräsentieren, haben von August bis September an der Umfrage der AK – begleitet vom Joanneum Research – teilgenommen. Studienautor Erich Kirschner fasst zusammen: „Bei der Entwicklung der Auftragslage überwiegen die negativen Erwartungen. Vor allem die energieintensive und exportorientierte Sachgütererzeugung trübt das Bild.“ Auch die Bauwirtschaft sei von der derzeitigen Eintrübung der konjunkturellen Rahmenbedingungen massiv betroffen.
AK-Präsident: „Fachkräftemangel bleibt großes Thema“
„Trotz der schlechten Auftragsaussichten in vielen Bereichen bleiben die Einschätzungen der Beschäftigungsentwicklung für das kommende Jahr überraschend positiv“, hebt AK-Präsident Goach hervor und untermauert: „Das ‚Horten‘ von Arbeitskräften, die Hoffnung auf eine nur kurze Flaute, aber auch der demographische Wandel, sind klare Gründe dafür. Der Fachkräftemangel und die unbesetzten Stellen gehen zwar leicht zurück, bleiben aber das große Thema.“
Goach: „Versäumte Inflationseindämmung“
Mit der Bundesregierung geht Goach hingegen hart ins Gericht: „Die Regierung hat in der Krise versagt. Allein die Inflation ist gegenüber anderen Staaten zu hoch. Das belastet vor allem die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer!“ Die aktuellen Wirtschaftsprognosen gehen heuer von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um rund 0,8 Prozent aus. Die österreichische Regierung habe es bisher verabsäumt, ausreichend inflationsdämpfende Maßnahmen umzusetzen. Die Entwicklung der Inlandsnachfrage werde stark von den Ergebnissen der Kollektivvertragsverhandlungen abhängen“, mahnt der AK-Präsident.
Paket für leistbares Wohnen gefordert
Ein weiterer Punkt sei der Mietpreisdeckel: „Dieser ist seinen Namen nicht wert“, so Goach und empfiehlt ein Konjunkturpaket für leistbares Wohnen: „Wenn die Zahl an günstigen Wohnungen steigt, wird infolge auch der Anstieg der Mieten abgebremst. Bestehender Wohnraum soll im Rahmen des Konjunkturpakets thermisch saniert werden, was gleichzeitig Energiekosten senkt und hilft, Klimaziele zu erreichen. Diese Maßnahmen wären auch sozial treffsicher, da die Hälfte der Bevölkerung mit niedrigen Einkommen fast gänzlich zur Miete wohnt!“, so Goach weiter.
Millionen für Kurzarbeitsmaßnahmen: „Zu wenig“
Auch der Arbeitsmarkt durchlaufe gerade einen tiefgreifenden Strukturwandel. Goach dazu: „Die Regierung weiß, dass die Kurzarbeit ein taugliches Mittel in der Krise war. Und jetzt in dieser Situation wäre es auch wichtig, die Kurzarbeit zumindest wieder so tauglich zu machen, dass es Überbrückungsmöglichkeiten gibt. Leider Gottes hat die Regierung dem AMS 20 Millionen Euro für Kurzarbeitsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Nicht für Kärnten, für ganz Österreich. Das ist deutlich zu wenig.“ Versorgungskrisen bei Gesundheit und Pflege, die beschleunigte Digitalisierung sowie die Klimakrise würden einen Paradigmenwechsel im Bereich der Qualifizierung notwendig machen: „Hier kommt dem AMS eine wichtige Rolle zu. Weiterbildung ist der Schlüssel, um veränderten Anforderungen gerecht zu werden.“ Vor allem in den Bereichen Digitalisierung und Green Jobs seien Ausbildungsschwerpunkte zu setzen. Große Chancen sieht die Arbeiterkammer zudem im Koralmtunnel: „Kärnten und Steiermark werden zusammenwachsen und es entsteht ein neuer zukunftsträchtiger Wirtschaftsraum“, betont Goach.
Konkrete Forderungen der Arbeiterkammer
- Umfassende Qualifizierungsoffensive, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Arbeitskräfte fit für den Arbeitsmarkt der Zukunft zu machen. Schwerpunkt: Digitalisierung & Green Jobs.
- Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen des AMS sind mit dem Land Kärnten weiterzuführen, zu erweitern und budgetär abzusichern.
- Weiterer Ausbau von Kinderbetreuung und Ganztagsschulen. Berufe in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Bildung sind aufzuwerten und angemessen zu entlohnen.
- Installierung eines kommunalen Investitionsfonds, um den Ausbau der erneuerbaren Energien, die thermische Sanierung von Gebäuden, die Energieeffizienz und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben.
- Offensive im gemeinnützigen Wohnbau für leistbares Wohnen.
- Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Kärnten für leistbare Mobilität.