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/ ©Land Steiermark/Robert Binder
Das Bild auf 5min.at zeigt zwei Männer und vier Frauen stehend nebeneinander.
Steirischer Sechs-Punkte-Plan für mehr Gewaltschutz präsentiert: Michael Kurzmann, Eduard Hamedl, Frauenlandesrätin Simone Schmiedtbauer, Soziallandesrätin Doris Kampus, Michaela Gosch und Marina Sorgo (v.l.)

Land Steiermark präsentiert Sechs-Punkte-Plan für mehr Gewaltschutz

25 tödliche Gewalttaten an Frauen haben sich bisher in diesem Jahr in Österreich ereignet, zwölf davon in der Steiermark. Dieses bestürzende Ausmaß an häuslicher Gewalt erforderte ein rasches politisches Handeln.

von Anja Mandler
1 Minute Lesezeit(117 Wörter)

Unmittelbar nach den beiden letzten Femiziden im Bezirk Leibnitz beziehungsweise Murtal hat der Gewaltschutzbeirat des Landes auf Einladung von Soziallandesrätin Doris Kampus und Frauenlandesrätin Simone Schmiedtbauer zwei Sondersitzungen abgehalten. Als eines der gemeinsamen Merkmale der aktuellen Fälle wurde dabei herausgearbeitet, dass es im Vorfeld keiner einzigen Tat einen Kontakt zu einer Gewaltschutzeinrichtung gegeben hat. Gemeinsam mit Expertinnen un Experten von Gewaltschutzeinrichtungen, der Polizei und der Justiz sowie Vertreterinnen und Vertretern der Landesverwaltung wurde, basierend auf den Beratungen, ein steirischer Sechs-Punkte-Plan für mehr Gewaltschutz vereinbart. Im Rahmen eines Pressegesprächs im Medienzentrum Steiermark wurden die Maßnahmen am Donnerstag vorgestellt.

Maßnahmen im Überblick

Notruf- und Beratungsnummern nutzen!
Alle Expertinnen und Experten appellieren anlässlich der aktuellen Situation an Betroffene und ihr Umfeld, sich frühzeitig Rat und Hilfe zu suchen. Dazu gibt es eine Reihe von Helplines und Notrufnummern – in der Steiermark sind 24 Stunden täglich erreichbar:
⇒ Polizei-Notruf 133
⇒ Frauenhaus 0316 429900
⇒ Männerinfo 0800 400 777
⇒ Männernotruf 0800 246 247
⇒ Psychiatrisches Krisentelefon PsyNot 0800 44 99 33

Parallel dazu wird im Auftrag des Landes Steiermark von den Gewaltschutzeinrichtungen eine zentrale Notrufnummer für alle Gewaltschutzeinrichtungen eingerichtet werden, sodass Betroffene noch einfacher Kontakt zu Hilfseinrichtungen aufnehmen können und rasch Beratungstermine erhalten können.

Informationskampagne
Schon bisher wurden in der Steiermark zahlreiche Sensibilisierungskampagnen mit unterschiedlichen Partnern (SPAR Steiermark, Citypark, H&M, Ärztekammer, usw.) durchgeführt. Diese Bemühungen werden mit einer Kino-Kampagne (Start in allen österreichischen Kinos am 24. November) in den anstehenden 16 Tagen gegen Gewalt fortgesetzt. Darüber hinaus ist wieder geplant, dass gemeinsam mit der Ärztekammer eine Informationskampagne bei den Hausärzten durchgeführt wird.

Schulungen & Sensibilisierung
Im Bereich der Justiz wird dem Thema Gewaltschutz in der Ausbildung von Rechtspraktikantinnen und -praktikanten und Richterinnen und Richtern noch mehr Stellenwert gegeben. Dies soll die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den direkten Kontakt mit Betroffenen, zum Beispiel im Rahmen von Amtstagen oder Einvernahmen, weiter sensibilisieren. Darüber hinaus sollen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes geschult werden.

In den steirischen Polizeiinspektionen gibt es speziell geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Präventionsangelegenheiten. Insgesamt sind es in der Steiermark rund 160 Polizistinnen und Polizisten.

Neue Gewaltambulanz am LKH Leoben
Gewaltambulanzen stellen ein Angebot für von Gewalt betroffenen Menschen jeglichen Alters dar. Die Untersuchungen durch speziell dafür ausgebildete Ärztinnen und Ärzten aus dem Fachgebiet der Gerichtsmedizin ermöglichen in vielen Fällen die Erhebung gerichtsverwertbarer, objektiver Befunde und die Sicherung von Spuren, die einen wichtigen Beitrag zur Klärung des Geschehens leisten können. Das Land Steiermark übernimmt die Kosten für eine zweite steirische Gewaltambulanz in der Obersteiermark, die am LKH Leoben eingerichtet werden soll.

Wissenschaftliche Untersuchung
Bei vielen Femiziden stellt sich in der Nachbetrachtung heraus, dass es im Vorfeld keinen Kontakt zu Beratungsstellen oder zur Polizei gegeben hat, obwohl es in der Steiermark ein dichtes, regionales Angebot in diesem Bereich gibt. Das Land Steiermark wird eine wissenschaftliche Studie beauftragen, die das private Umfeld als möglichen Präventionsfaktor behandeln und Faktoren aufzeigen soll, die es Frauen erleichtern, Gewaltbeziehungen zu verlassen.

Neue Übergangswohnungen
Das Land Steiermark wird in den nächsten Wochen und Monaten steiermarkweit 13 neue Übergangswohnungen zur Verfügung stellen. Diese sind ein ergänzendes Angebot zu den Frauenhäusern und den Krisenwohnungen. Dafür werden seitens der Bundesregierung 420.000 zur Verfügung gestellt. Die notwendigen restlichen Mittel stellt das Land Steiermark zur Verfügung.

Überblick über Einrichtungen in der Steiermark:

  • Frauenhaus mit Standorten in Graz und Kapfenberg – durchschnittliche Auslastung bei rund 90 Prozent: Rund um die Uhr-Notruf: 0316 42 99 00 (Telefon und WhatsAPP)
  • Krisenwohnung in Feldbach, Weiz, Knittelfeld, Gröbming, Voitsberg und Leibnitz
  • Übergangswohnungen in Graz – 2023 leben acht Frauen mit 16 Kindern in solchen Wohnungen
  • Gewaltschutzzentrum Steiermark in Graz mit Außenstellen in Leoben, Liezen, Bruck, Hartberg, Feldbach, Leibnitz
  • Zehn Männerberatungsstellen in der Steiermark: Bruck, Deutschlandsberg, Feldbach, Graz, Hartberg, Leibnitz, Leoben, Liezen, Zeltweg, Voitsberg
  • 24/7-Männerinfo-Helpline: 0800 400 777
  • Frauen- und Mädchenberatungsstellen: Liezen, Murau, Leoben, Kapfenberg, Voitsberg, Graz, Weiz, Hartberg, Feldbach, Leibnitz, Vasoldsberg und Deutschlandsberg
  • Kinderschutzzentren in allen steirischen Regionen
Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 09.11.2023 um 11:40 Uhr aktualisiert
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